Mit zitternden Pfoten kam Traumfeder auf dem Boden auf. Die Territoriumsgrenze hatte sie hinter sich gelassen, sie war endlich frei.
Es hatte länger gedauert als erwartet, aus dem Eisclan Territorium zu entkommen, aber sie hatte sehr vorsichtig sein müssen, damit sie nicht doch noch von einer Patrouille entdeckt worden wäre.
Die Kriegerin nahm sich einen Moment um durchzuatmen, dann sah sie sich nach Mondseele und ihren Jungen um. Hoffentlich waren sie unverletzt hier angekommen... Hoffentlich waren sie überhaupt angekommen.
Doch in genau diesem Moment schob sich ein kleiner, schwarz-weißer Kopf durch die Blätter eines dichten Busches vor Traumfeder.
„Es ist Traumfeder!", jubelte Seejunges und gleich darauf zwängte sich Mondseele hinter ihr durch die Äste.„Oh ein Glück, du hast es geschafft! Wir haben uns schon solche Sorgen gemacht!", rief die Königin erleichtert aus und drückte sich an Traumfeders Fell.
„Ich weiß", Traumfeder schloss für einen Moment die Augen, sie war immer noch erschöpft, doch sie mussten jetzt weiter machen, „lasst uns jetzt weiterziehen um uns einen Schlafplatz zu suchen".
Sie erinnerte sich daran, dass heute Nacht das Treffen mit Eulenschwinge stattfinden sollte.
Es schien Blattwechsel her zu sein, dass die Kriegerinnen sich an der Grenze begegnet waren und sich kurz ausgetauscht hatten.Aber wenn sie rechtzeitig sein wollte, mussten sie jetzt losziehen, um ein geschütztes Versteck zu finden.
Der Nadelwald des Eisclan Territoriums wurde von freundlichen Eichen und Buchen abgelöst, deren Blätter leicht in der sanften Brise raschelten, die durch den Wald zog.
Sonnensprenkel bedeckten den Boden und Traumfeder lief langsamer, bis sie stehen blieb.
„Ich denke, hier können wir bleiben", sagte sie, während sie sich noch einmal umsah.
Die beiden Katzen und die Jungen waren schon eine Weile lang gelaufen, jetzt waren sie wirklich weit genug von den Territorien der Clans entfernt.„Ja, es sieht gut aus hier", stimmte Mondseele zu und ließ Flussjunges los, den sie zwischen ihren Zähnen getragen hatte.
Seejunges saß auf ihrem Rücken und glitt langsam herunter, dann sprang sie vor und legte den Kopf schief.
„Werden wir hier schlafen? Es ist gar nicht so wie unser Lager!"Traumfeder schnurrte. „Wir machen es zu einem Lager".
Sie sah sich um. Ein halb umgestürzter Baum war in einen anderen gefallen und hatte sich dort verhakt, der perfekte Eingang für ein kleines Lager.Die Kriegerin tappte los und zwängte sich unter den ausladenden Ästen durch. Auf der anderen Seite des Baumes standen ein paar Büsche, es könnte ein sicherer Platz sein, wenn die Katzen noch ein paar Dornenranken als Barriere anbringen würden.
Doch das musste erstmal warten. Die Sonne neigte sich langsam zum Horizont, Traumfeder musste bald loslaufen, wenn sie noch rechtzeitig bei Eulenschwinge sein wollte.
„Geht rein und bleibt dort, bis ich wiederkomme", ordnete Traumfeder an, als sie das provisorische Lager verließ.
Mondseele legte den Kopf schief.
„Wo willst du hin?"Erst jetzt fiel Traumfeder ein, dass sie der Königin gar nicht gesagt hatte, wohin sie ging.
„Ich treffe mich mit einer Freundin aus meinem ehemaligen Clan. Sie denkt wohl wie wir, also möchte ich mich mit ihr austauschen", sagte sie ehrlich.Mondseele neigte den Kopf.
„Wenn ich wiederkomme, bringe ich etwas Beute mit", sagte Traumfeder noch, bevor sie loszog.Auf dem Weg zu diesem Platz hatte sie schon für sich und die anderen drei gejagt, also konnte sie sich Zeit lassen.
Die Sonne zog immer weiter, also beeilte sich Traumfeder. Sie nahm einen Umweg um das Territorium des Eisclans und auch als ihre Pfoten langsam müde wurden, blieb sie nicht stehen.
Bald hatte sie die Territorien wieder hinter sich und sie konnte schon in der Ferne den ersten Hügel sehen, hinter dem sie sich mit ihrer ehemaligen Schülerin treffen wollte.
Hoffentlich geht es Mondseele und den Jungen gut, schoss es ihr durch den Kopf.
Doch sie schüttelte diesen Gedanken ab, es würde schon alles gut werden. Es musste alles gut werden.Die Nacht brach an und der volle Mond schien hell auf das sattgrüne Gras.
Jetzt würden alle Clans zu der großen Versammlung aufbrechen, vielleicht würde Froststern über den Vorfall sprechen, vielleicht würde sie ihn auch verheimlichen, um den anderen Clans gegenüber Stärke zu zeigen.
Krallenstern würde vielleicht über Traumfeder sprechen, sie wieder eine Verräterin nennen, aber das war ihr egal.
Schnell wanderten ihre Gedanken zu der Prophezeiung, es kam ihr immer noch so surreal vor, aber es war Wirklichkeit gewesen.
Der Sternenclan war wirklich da.Mit diesem Gedanken erreichte Traumfeder das Tal. Eulenschwinge war noch nicht da.
Doch da, etwas raschelte im Gebüsch. „Eulenschwinge", rief Traumfeder leise aus, doch sie verstummte, als sie eine zweite Katze hinter der Kriegerin entdeckte.
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Warrior Cats - Die Macht des Himmels
FanfictionDie junge Kriegerin Traumfeder lebt in unruhigen Zeiten. Der Sternenclan hat die Clans verlassen und neue Ahnen haben seinen Platz eingenommen. Der Himmelclan, wie sich die neuen Ahnen nennen, hat die Gesetze geändert und die Clans werden aggressiv...