Kapitel 3

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Als Traumfeder die Lichtung betrat wurde sie schon erwartet.

Alle Katzen, die im Lager geblieben waren, wollten wissen, wie der Kampf gelaufen war. Krallenstern stolzierte über die Lichtung und sprang auf den großen Stein am Rand. Die restlichen Teilnehmer der Kampfpatrouille setzten sich zu ihren Clan Gefährten. Traumfeder sah, wie Glanzfeder zu Nordlicht eilte und sich vergewisserte, das mit ihm alles okay war.

Ein lautes Schnurren lenkte ihren Blick zu ihrem eigenen Gefährten Federkralle, der sich neben sie setzte und nach Wunden sah. „Es geht mir gut", versicherte Traumfeder und sah nach vorne.

Krallenstern sorgte mit einem lauten Ruf für Ruhe und ließ seinen Blick über seine Clan Gefährten schweifen.

„Wie ihr alle wisst, hatten wir heute einen Kampf mit dem Eisclan. Alles ist reibungslos gelaufen. Wir hatten den Überraschungseffekt auf unserer Seite und natürlich haben wir sie besiegt, wie es der Himmelclan von uns verlangt hatte". In Traumfeder stiegen ungewollt Zweifel auf. Wieso sollten die Ahnen so etwas befehlen? „Der Eisclan sollte jetzt für eine Weile Ruhe geben", fuhr der Anführer mit einem selbstgefälligen Ausdruck auf dem Gesicht fort. Ein Schnurren breitete sich auf der Lichtung aus.

„Doch es gibt auch unerfreuliche Nachrichten", sagte er dann und sah zwischen den Clan Katzen umher.

„Unter uns", begann er, „ist ein Verräter".

Daraufhin brach ein großes Chaos aus. Jeder rief durcheinander und die Katzen beschuldigten sich gegenseitig. Krallenstern wartete einige Zeit, dann atmete er tief ein und fixierte eine Katze in der Versammlung. „Nordlicht", brachte er hasserfüllt hervor und starrte auf den schwarzen Kater.

„Er hat es gewagt sich seinem Anführer bei einem Kampf in den Weg zu stellen! Deswegen wird er mit dem Tod bestraft!", schockierte Stille breitete sich aus und alle Augen wanderten zu Nordlicht. Die Augen des Katers weiteten sich und er sah erschrocken zu dem Anführer. „Du...du wolltest die Kinderstube angreifen", stieß er hervor. „Schweig!", zischte Krallenstern und sprang von dem großen Stein.

Langsam lief er auf Nordlicht zu und baute sich vor ihm auf. „Du verdienst den Tod...du Verräter!", der Anführer verengte seine Augen. „Tretet zurück", fauchte er dann seinen Clan an.

Die Blitzclan Katzen machten einen Schritt zurück und sahen schweigend auf die Mitte des Kreises, der sich um Krallenstern und Nordlicht gebildet hatte. In Traumfeder kroch die Angst hoch. Krallenstern würde ihn doch nicht ernsthaft töten? Würde keiner ihrer Clangefährten etwas dazu sagen? Den Anführer aufhalten? Aber es war klar, dass sich das keiner trauen würde. Widersprach man dem Anführer, war man ein Verräter und wurde genauso wie Nordlicht getötet.

Inn diesem Augenblick hob der Anführer die Pfote und schlug mit ausgefahrenen Krallen auf Nordlicht ein. Der Kater schrie auf, als die Krallen seine Augen auskratzten, Blut strömte auf den Boden und bildete eine klebrige, rote Pfütze. Traumfeders Atem beschleunigte sich und sie trat entsetzt noch einen Schritt zurück, als schwarze Fellfetzen umher flogen und auf dem sandigen Boden landeten.

Krallensterns Augen leuchteten voller Mordlust auf und er setzte an zum Finalen Schlag. Er riss Nordlicht auf den Boden und biss ihm kräftig in den Nacken. Es knackte ohrenbetäubend lauft, Knochen brachen und Nordlicht wurde in Krallensterns Maul schlaff. Der ehemals schwarze, und nun mit Blut überströmter Kater fiel auf den Boden und schlug dort mit einem dumpfen Schlag auf.

„Nordlicht!", schrie Glanzfeder entsetzt und brach auf dem Boden zusammen, neben ihrem toten Gefährten. Sie vergrub ihren Kopf in seinem mit Blut verkrustetem Fell und schrie ihre Trauer hinaus. Die Clangefährten sahen schweigend zu. Traumfeder war vom Mitleid ergriffen, sie wollte der Königin helfen, aber sie wusste nicht, wie.

Da sahen die drei Jungen von Glanzfeder, Nesseljunges, Nebeljunges und Nieseljunges aus der Kinderstube. „Glanzfeder? Ist alles okay?", riefen sie, sie konnten ihre Mutter nicht sehen, da so viele Katzen vor ihr standen, aber sie erkannten ihre Stimme. Überwältigt von der Trauer sah die Königin nicht einmal auf.

Wieder und wieder fragte sich Traumfeder, warum das passieren musste. Nordlicht hatte recht gehabt, Krallenstern hätte die Kinderstube niemals angreifen dürfen...der ganze Kampf mit dem Eisclan war unfair gewesen.

Die dunkle Kriegerin wich ein paar Schritte zurück und stieß dabei gegen ihre Schwester Seelensturm. „Entschuldige", murmelte Traumfeder und drehte sich um. Seelensturm hatte dem Treiben auf der Lichtung nur mit einem gleichgültigen Gesichtsausdruck zugeschaut.

Wie konnte es ihr so egal sein? „Ist das alles hier etwa unbedeutend für dich?", zischte Traumfeder. Seelensturm zuckte nur mit den Ohren, als hätte sie ihre Schwester kaum wahr genommen.

„Du kannst das doch nicht gut finden", bohrte Traumfeder weiter.

Da hob Seelensturm den Kopf.

„Mach nicht so ein Drama, so ist eben das Gesetz", murmelte sie, „Nordlicht war eben ein Verräter". Traumfeder zuckte zurück, als hätte ihre Schwester ihr ins Gesicht geschlagen. „Wie kannst du so etwas sagen?", fauchte sie, „Nordlicht war der treueste Krieger des ganzen Clans. Er ist kein Verräter". Es ging Traumfeder nicht in den Kopf, wie ihre Schwester so an dem neuen Gesetz hing. Anscheinend nahm sie dafür sogar den Mord eines Clangefährten hin.

Verzweifelt und traurig drehte sich die Kriegerin um und verschwand im Kriegerbau.

Warrior Cats - Die Macht des HimmelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt