Kapitel 6

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Der See lag nun direkt vor ihnen, das Wasser war schwarz und wirkte ein wenig gefährlich, nur schwache Strahlen des Mondes ließen die Oberfläche glitzern. Auch der Himmel war mittlerweile finster geworden, eine leichte Brise wehte durch das Fell der beiden Kriegerinnen. Traumfeders Magen knurrte leise, aber es war ihnen nicht gestattet, vor dem Besuch des Himmelsees etwas zu essen.

„Bereit?", flüsterte Traumfeder zu ihrer ehemaligen Schülerin. Diese zögerte und starrte auf den See. „Hab keine Angst, die Himmelclan Krieger können dir nichts tun". Traumfeder wusste nicht, ob das wirklich stimmte, aber immerhin schien es Eulenschwinge zu beruhigen. Die junge Kriegerin atmete tief durch und kauerte sich dann auf den Boden.

„Was muss ich tun?", ihre Stimme war leise, nur ein Hauch in der kühlen Nachtluft, aber Traumfeder verstand. „Mach es mir einfach nach, der Rest passiert von alleine. Und denk dran: Ich werde nicht in deinem Traum erscheinen, es ist alleine deiner"

„Und wie soll ich mich den Himmelclan Katzen gegenüber verhalten?", es war Eulenschwinge anzusehen, dass sie Respekt vor den Ahnen hatte. Oder war es Angst?

„Rede nur, wenn du dazu aufgefordert wirst. Sonst höre einfach gut zu, was sie sagen", gab Traumfeder noch von sich. „Wir müssen jetzt beginnen, sonst ist das Mondlicht weg".

Die graue Kriegerin kauerte sich neben ihre ehemalige Schülerin und tauchte ihre Nase in das Wasser des Himmelsees. Kälte, eisige Kälte nahm ihr sofort den Atem, es war, als würde ihre Schnauze zu Eis erstarren.

Doch Traumfeder hatte kaum Zeit, darüber nachzudenken, denn schon wurde alles um sie herum schwarz, noch finsterer als der Himmel oder das Wasser des Sees. Ein starker Windstoß fuhr ihr durch das Fell, Kälte breitete sich aus, dann wurde es wärmer, fast schon heiß. Traumfeder fühlte sich, als würde sie ersticken, ihre Lungen schienen zu platzen.

Was passierte hier? So schlimm war es nicht gewesen, beim ersten Mal am Himmelsee. Damals war es zwar ungewohnt und etwas beängstigend gewesen, aber doch kaum so, als wäre der Tod hinter ihr her.

Es war, als würde der Boden unter Traumfeders Pfoten weggerissen werden, sie fiel und fiel in die Schwärze hinein, Hitze wechselte sich mit Kälte ab. Dann war dort ein Licht, irgendwo inmitten der ganzen Dunkelheit. Doch sofort verschwand der helle Punkt auch schon wieder aus Traumfeders Sichtfeld, denn sie wurde hin und her gerissen, panisch schloss sie die Augen, kaum noch bei Bewusstsein ließ sie sich mitreißen. Würde sie so sterben? In ihrem eigenen Traum? Wie konnte das sein?

Doch bevor sie zu Ende denken konnte, wurde die Temperatur wieder angenehm, sie lag auf der Seite auf einer Wiese, Gras legte sich sanft um ihr Fell herum. Langsam und erschöpft öffnete Traumfeder die Augen und richtete sich auf. Wo war sie hier gelandet? Das hier war auf keinen Fall das Territorium des Himmelclans, es war viel...freundlicher. Sterne glitzerten am Himmel, sie schienen so nah, als müsste Traumfeder nur danach greifen, um sie herunterzuholen.

„Sei willkommen", schnurrte plötzlich eine Stimme hinter ihr. Traumfeder drehte sich um und erblickte einen rotbraunen Kater. Seine gelben Augen funkelten und sein Fell war voller Sterne.
„Wer bist du?", fragte Traumfeder misstrauisch.

„Bestimmt hast du schon mal von mir gehört", sagte der Kater mit seiner warmen Stimme.
„Mein Name ist Funkenstern. Ich gehörte einst dem Lichtclan an"

Warrior Cats - Die Macht des HimmelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt