Kapitel 13

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Sonnenstrahlen kitzelten Traumfeders Nase und ließen sie aufwachen. Die Morgenpatrouille war anscheinend schon draußen, also wurde sie dafür wohl nicht benötigt.

Gerade, als sie aufstehen wollte, kam der Kriegerin etwas komisch vor.

Warum war der Kriegerbau so anders als sonst? So leer und ohne die ganzen Nester der Krieger.

Traumfeder drehte sich nach hinten und erblickte drei Katzen. Dann erst wurde ihr klar, wo sie hier eigentlich wirklich war. In der Kinderstube des Eisclans, zusammen mit Mondseele und ihren Jungen.

Alle Erinnerungen an den gestrigen Tag kamen wieder hoch. Was machen die Blitzclan Katzen wohl jetzt?, fragte sich Traumfeder. Vor allem aber kreisten ihre Gedanken um Eulenschwinge, aber auch Schneewolke und Glanzfeder. Wie es ihnen wohl ging?

Ein leises Quieken riss die Kätzin aus ihren Gedanken. Hinter ihr standen Flussjunges und Seejunges, die beiden Jungen von Mondseele. Sie sahen Traumfeder mit ihren großen Augen an, ihre Pelze standen in alle Richtungen ab.

„Spielst du mit uns?", fragte Flussjunges, ein grauer Kater mit grünen Augen. Er war, wie seine Schwester auch, schon ziemlich kräftig, bald mussten sie wohl zu Schülern ernannt werden.

„Au ja, kannst du Moosball?", schob Seejunges hinterher, das schwarz-weiß gescheckte Fell aufgestellt.

Für einen Moment fragte sich Traumfeder, woher die junge Katze diese Fellfärbung wohl hatte, denn das Fell ihrer Mutter war grau, wie das von Flussjunges.
Doch sie schob diese Gedanken beiseite und erinnerte sich daran, dass das ganze sie ja gar nichts anging.
Sobald sie wusste, was sie weiterhin tun musste, um die Prophezeiung zu erfüllen, würde sie gehen, vermutlich weit weg von den Clan Territorien.

„Entschuldigt, aber ich muss meinen Pflichten als Kriegerin nachkommen", sagte sie schließlich sanft zu den beiden Jungen.

„Schade. Aber warum schläfst du nicht im Kriegerbau, wenn du doch eine Kriegerin bist?", fragte Seejunges weiter.

Traumfeder wollte gerade antworten, da schob sich Mondseele von hinten an ihre beiden Jungen heran. „Sie ist nur auf der Durchreise und wird den Clan bald wieder verlassen, aber bis es soweit ist, wird sie auf Patrouille gehen und jagen wie jeder andere Krieger auch. Nur ist die Kriegerbau momentan voll und sie kann dort nicht schlafen", sie warf einen Blick zu Traumfeder und nickte ihr zu, was bedeutete, dass sie gehen konnte, „wenn ihr möchtet, spiele ich mit euch Moosball".

„Fein!", jubelte Seejunges und die beiden kleinen Katzen vergaßen, dass sie mit Traumfeder reden wollten.
Die graue Kriegerin lächelte kurz und verschwand dann aus der Kinderstube.
Auch an die fremde Lichtung musste sie sich erst einmal gewöhnen. Einige Eisclan Katzen tappten darauf herum, sowohl Schüler als auch Krieger, die anderen waren wohl auf Patrouille.

Traumfeder entdeckte Farnschwinge und tappte zu dem zweiten Anführer, in der Hoffnung, er würde ihr eine Aufgabe geben, damit sie sich nützlich machen konnte.
Während sie über die Lichtung ging, spürte sie die misstrauischen Blicke auf sich. Würde sich das wohl ändern?
Sie konnte gar nicht mehr richtig darüber nachdenken, da rief der zweite Anführer sie schon zu sich: „Guten Morgen!"
Traumfeder nahm die letzten Schwanzlängen in zwei Sprüngen und setzte sich zu ihm. „Guten Morgen. Hast du eine Aufgabe für mich?"

„Du kannst dich der Jagdpatrouille anschließen", sagte Farnschwinge und nickte zum Ausgang des Lagers, wo sich ein paar Katzen tummelten. Sie konnte Bachglanz ausmachen, die Schwester von Blauglanz, Fleckenpfote und ausgerechnet Aschenflug, der Krieger, gegen den sie im Kampf gekämpft hat.

Doch beschweren sollte sich Traumfeder nicht, also nickte sie einfach und verabschiedete sich von dem zweiten Anführer.

Die Eisclan Katzen zogen zielstrebig durch das Territorium und Traumfeder folgte ihnen einfach, da sie sich nicht auskannte und die hier heimischen Katzen die besten Plätze zu Jagen kannte.

Die Stimmung war ein wenig frostig, denn alle drei fremden Katzen waren anscheinend nicht besonders glücklich über die Anwesenheit der ehemaligen Blitzclan Kriegerin.

Nach einer Weile, in der Traumfeder versucht hatte, sich den Weg zu merken, waren sie an einer Stelle mit weniger Bäumen gekommen. Licht schien durch die Nadeln und Äste und ließen kleine Sprenkel auf dem Boden tanzen.

Aschenflug gab ein Zeichen zum Ausschwärmen und die Katzen zogen in verschiedene Richtungen. Traumfeder war das ganz recht, sie drehte sich einfach in eine Richtung und tauchte in das Gebüsch. Eine Weile lang lief sie herum, bis sie endlich eine Spur bemerkte. Eichhörnchen!

Leise schlich sie sich an, aber das Tier lief von ihr weg. Trotzdem schien es sie noch nicht bemerkt zu haben. Also folgte die Kriegerin ihm weiter und weiter, doch dann trat sie auf einen Ast. Es knackte laut und das Eichhörnchen rannte fluchtartig davon.

Traumfeder wollte am liebsten Fluchen und umdrehen, aber sie wollte die wertvolle Beute nicht einfach verschwinden lassen.
Also stürmte sie hinter dem Tier her, ihre Ohren dicht an ihrem Kopf angelegt, zog sie durch den Wald, nahm enge Kurven um die Bäume herum.

Dort, fast hatte sie es eingeholt! Sie wurde noch einmal schneller und sprang dann los. Als sie das weiche, warme Fell unter sich spürte und den sich windenden Körper, strömte Genugtuung durch sie hindurch.
Mit einem Biss tötete sie das Beutetier, dann sah sie auf. Zu ihrem Erschrecken musste sie feststellen, dass sie den Ort hier kannte.

Sie stand an der Grenze zum Blitzclan!

Schnell wollte sie die Flucht ergreifen, sie durfte laut Froststern eigentlich gar nicht hier sein, da raschelte es auf der Blitzclan Seite der Grenze im Gebüsch.

Traumfeder machte einen Schritt zurück und wusste nicht genau, was sie tun sollte, da schob sich ein braun-weißer Kopf zwischen den Ästen hervor.

„Traumfeder?"
„Eulenschwinge!", rief diese erfreut, als sie ihre ehemalige Clan Kameradin erkannte.
Eulenschwinge trat einen Schritt näher. „Ich bin so froh, dich wiederzusehen! Ich habe mir Soegen gemacht, weil du mir nichts gesagt hast", ihre Stimme klang ein wenig verletzt und Traumfeder wurde von Schuldgefühlen gepackt.

„Es tut mir leid, ich musste gehen. Und hier bin ich erstmal am sichersten. Bis ich weiterziehen werde."

Eulenschwinge nickte nachdenklich. „Aber warum musstest du gehen?"

„Ich...ach es ist eine lange Geschichte, und ich habe jetzt nicht so viel Zeit, die anderen werden misstrauisch und ich darf eigentlich nicht an die Grenze."

„Ich verstehe...Im Blitzclan ist es einfach so anders, seit du gegangen bist...Krallenstern ist wütend und bezeichnet dich als Verräterin", erklärte Eulenschwinge.
„Das dachte ich mir. Wie geht es Schneewolke?", Traumfeder sah sich nervös um, ob nicht irgendjemand aus dem Gebüsch kam.

Eulenschwinge sah sie direkt an. „Es geht ihr nicht besser. Es würde mich nicht wundern, wenn sie ganz abgesetzt wird und Seelensturm das Amt als zweite Anführerin behalten kann."

Dazu sagte Traumfeder nichts, sie war sich nicht ganz klar darüber, was sie fühlen sollte.
Als sie zu der Sonne sah und bemerkte, dass diese schon ziemlich weit gewandert war, senkte sie traurig den Kopf.
„Ich muss gehen, es tut mir leid."

„Vielleicht können wir uns ja irgendwann nochmal treffen, um uns auszutauschen", schlug Eulenschwinge vor.
„Die Idee ist gut. In zwei Tagen ist große Versammlung. Ich gehe stark davon aus, dass Froststern mich nicht gehen lässt, und du musst dir auch etwas einfallen lassen, damit du nicht mit musst. Dann treffen wir uns hinter den Territorien im Tal hinter dem ersten großen Hügel", sagte Traumfeder und trat von einer Pfote auf die andere.
Dieses Tal kannten beide, dort führte der Weg zum Himmelsee vorbei.

„Einverstanden. Ich muss auch wieder los. Bis dahin", Eulenschwinge legte für einen Moment ihre Nase an Traumfeders Ohr, dann verschwand sie im Territorium des Blitzclans.

„Ja, bis dahin", flüsterte Traumfeder ihr hinterher.

Warrior Cats - Die Macht des HimmelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt