Kapitel 9

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Auch ein halben Mond nach Sternenjunges Tod war nichts zur Normalität zurückgekehrt.

Schneewolke trauerte immer noch stark und konnte ihren Pflichten als zweite Anführerin momentan nicht nachkommen.

Ausgerechnet Seelensturm wurde dazu auserwählt, sie für die Zeit, in der sie ausfiel zu vertreten.

Das betrachtete Traumfeder mit gemischten Gefühlen. Einerseits freute sie sich für ihre Schwester, andererseits stieg der hellgrauen Kätzin die neue Macht scheinbar langsam zu Kopf. Sie war sowieso eine starke Anhängerin der neuen Gesetzte und dem Himmelclan, und das wurde mit dem neuen Posten nicht weniger.

Auch mit Federkralle unternahm Traumfeder nicht mehr so viel, er war ihr fremd geworden und sie war immernoch ein wenig enttäuscht von ihm.

Die Kriegerin zweifelte einfach immer mehr daran, ob es richtig war, wie sich die Clans aufführten. So viele Katzen mussten schon für die neuen Regeln ihr Leben lassen, so konnte es einfach nicht weiter gehen.

Auch wenn Traumfeder eigentlich eine treue Blitzclan Katze war, so merkte sie, dass sie nicht dazu gehörte. Sie vertraute ihren Clangefährten nicht mehr, denn so viele hatten sie schon enttäuscht, sogar ihre Schwester und ihr Gefährte.

Nicht mal mit Eulenschwinge konnte sie richtig darüber sprechen, denn die junge Kriegerin wurde häufig in anderen Patrouillen als sie eingeteilt und war danach oft ziemlich erschöpft, sodass Traumfeder sie nicht auch noch mit ihren Problemen belästigen wollte.

Seit sie von Funkenstern die Prophezeiung erhalten hatte, war nichts mehr passiert, sie hatte sich gefragt, was es damit auf sich hatte, aber sie war zu keinem sinnvollen Ergebnis gekommen. Was würde sie als einfache Kriegerin auch machen können ohne als Verräterin dazustehen und getötet zu werden? Das war es bestimmt nicht, was der ehemalige Anführer des Lichtclans ihr sagen wollte.

Langsam verschwand die Sonne hinter dem Horizont, Dunkelheit legte sich über die Territorien der Clans und Traumfeder tappte in den Kriegerbau, um sich schlafen zu legen.

Kurz nachdem sie sich in ihrem Nest zusammengerollt hatte, kam Seelensturm herein, zusammen mit Federkralle. Sie schienen sich über etwas lustiges zu unterhalten, denn beide schnurrten laut.
Traumfeder hatte keine Lust, sich einzumischen, es würde nur ein weiterer Streit entstehen, also tat sie einfach so, als würde sie schlafen.

Doch wirklichen Schlaf fand sie nicht, denn Seelensturm und Federkralle redeten immer noch zu laut.

„Ihr jungen Katzen meint auch, ihr könntet euch jedes Recht herausnehmen. Andere Krieger wollen schlafen", knurrte Eichenkralle, ein mittlerweile älterer Krieger nach einiger Zeit genervt.

Seelensturm drehte sich zu ihm um und musterte ihn kurz abschätzig, dann begann sie mit etwas zu überheblicher Stimme zu sprechen: „Wer bist du, mir Befehle erteilen zu können? Ich bin zweite Anführerin".

„Vorübergehend", murmelte Feuernacht aus der anderen Ecke des Baues und hob den Kopf.

Seelensturm beachtete ihn aber nicht, sondern funkelte Eichenkralle weiterhin an.

Dieser richtete sich auf und setzte sich, den Schweif ordentlich um die Pfoten gewickelt. Er hielt Seelensturms Blick stand und wirkte überhaupt nicht eingeschüchtert von ihren Worten.

Traumfeder spürte, wie sich Spannung zwischen den beiden Katzen aufbaute, da neigte Eichenkralle den Kopf.

„Dann muss Krallenstern ein großes Vertrauen in dich haben, wenn er einer jungen Kriegerin diese Verantwortung überlässt". Seelensturm, die sich nun offensichtlich noch mächtiger fühlte, richtete sich noch ein Stück weiter auf und nickte nur, doch Eichenkralle sprach weiter.

„Aber lass mich dir sagen, du kannst dich vielleicht vor Katzen wie ihm hier", er zeigte auf Federkralle, der hinter Seelensturm stand und nichts sagte, „aufspielen, aber es gibt auch Katzen, die wissen, das dieses Machtgehabe nur eine Fassade ist, die du versuchst zu bewahren, damit alle anderen zu dir aufschauen und nicht sehen können, dass sich hinter der starken Zweiten Anführerin eine nachtschwarze Seele verbirgt", er holte kurz Luft.

„Wie kannst du es wagen..." , fauchte Seelensturm, doch Eichenkralle ließ sie nicht aussprechen.

„Jetzt hast du die Macht, aber spätestens sobald du gestorben bist erinnert man sich nicht mehr an dich, und wenn, dann nur an die Katze, die alle herumkommandiert, aber selbst kaum etwas geleistet hat. Willst du so enden?", er kam mit dem Kopf näher an sie heran, seine Stimme wurde leiser und Traumfeder musste sich anstrengen, um noch etwas zu hören.

„Es liegt immer an dir und nur an dir, welchen Pfad du in deinem Leben einschlagen willst, wählst du die Bequemlichkeit oder willst du etwas erreichen, willst du eine Heldin sein oder wirst du eines Tages zum Bösewicht in den Geschichten der Ältesten. Es liegt an dir, nur an dir."

Damit rollte sich der ältere Kater wieder zusammen und schloss die Augen. Traumfeder wartete auf Seelensturms Reaktion, doch die hellgraue Kriegerin legte sich einfach ebenfalls hin, ignorierte Federkralle sowie alle anderen Krieger und schwieg.

Da es nun still war, konnte auch Traumfeder einschlafen.
Langsam wurde sie von der Dunkelheit überrollt und gab sich ihr hin.

Warrior Cats - Die Macht des HimmelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt