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Am Dorf der Zoras kamen wir ohne Probleme vorbei. Allerdings entgingen mir die traurigen Blicke nicht, die Link in die Richtung des Wasserfestung warf. Auf meine Nachfrage hin erzählte er von Mipha. Sie war nicht nur die Prinzessin der Zoras, sondern auch deren Recke. Sie steuerte den großen Titanen, der aussah wie ein Elefant. Und sie war Links Freundin. Ich erfuhr, dass die beiden sich schon seit vielen Jahren kannten, seit sie kleine Kinder gewesen waren. Für einen Moment überlegte er, ob wir ins Dorf schleichen und sie um Hilfe bitten sollten. ,,Ich glaube nicht, dass Mipha mir zutraut, was die Prinzessin mir vorwirft." Ich zog ihn weiter. ,,Deine Mipha in allen Ehren, aber wie sollen wir denn ungesehen in den Thronsaal kommen? Außerdem herrscht immer noch der König der Zoras, und der wird dir sicher auch nicht glauben." Niedergeschlagen und ergeben folgte Link mir, und wir ließen den kalten Regen und die Berge hinter uns. Bald kamen wir in eine Gegen mit etwas flacheren Hügeln, die von hellgrünen Wiesen bedeckt waren. Wir hielten uns unten am Strand, möglichst weit weg vom Dorf. Doch selbst von hier unten erkannte man das Hatenoinstitut oben auf dem Hügel stehen. ,,Die Direktorin heißt Purah. Eigentlich ist sie nett. Etwas durchgeknallt, aber nett..." meinte Link. Ich blinzelte in die strahlende Sonne. ,,Lass uns hoffen, dass wir ungesehen über den Hatenostrand kommen." Er seufzte. ,,Sag das lieber nicht zu laut." brummte er. Und sein alberner Aberglaube sollte sich als richtig erweisen. Keine halbe Stunde später trafen wir auf eine fremde Person. Ein Mann mittleren Alters, offensichtlich Hatenorianer, stand am Strand und zog ein Fischernetz aus dem Wasser. Wir blieben stehen und beobachteten ihn aus sicherer Ferne. ,,Meinst du wir können uns drumherum schleichen?" Link schüttelte den Kopf. ,,Ich denke wir müssen wohl oder übel mit einem Zusammenstoß zurecht kommen." meinte er. Ich erschrak. ,,Aber Link, wir können doch nicht einfach... wir können ihm doch nicht wehtun! Er hat uns nichts getan. Lass uns lieber warten bis er verschwindet." gab ich zurück. Link sah mich an. ,,Ich will doch auch keinen Unschuldigen verletzten. Aber wir müssen da vorbei." antwortete er. Ich dachte nach. ,,Lass uns möglichst unauffällig und entfernt an ihm vorbei spazieren. Wahrscheinlich erkennt er uns gar nicht." Link nickte. ,,Einen Versuch ist es wert." Also verbargen wir uns unter Kapuzen und Masken und taten, als wären wir zwei normale Reisende. ,,Vielleicht hat er ja eine Sehschwäche." meinte ich. ,,Dann erkennt er uns nicht." Von Link kam nur ein kurzes Kichern. Nah an der Felswand spazierten wir betont ruhig den Strand entlang. ,,Ist es auffällig, wenn ich zu ihm rüber schaue?" fragte ich. ,,Du solltest ihn nicht durchgehend anstarren." antwortete Link. Ich seufzte. ,,Gut. Er starrt uns nämlich gerade schon an." Link drehte den Kopf ein wenig. ,,Tatsache." murmelte er. Schnell griff er nach meiner Hand und wir beschleunigten unsere Schritte ein bisschen. Nicht zu schnell, kein rennen. Aber eben auch kein gemütliches spazieren. Der Mann beobachtete uns weiterhin, sagte aber nichts. ,,Ist er weg?" zischte ich. Link schüttelte mit dem Kopf. Wir liefen weiter. Hätte wir Pferde gehabt, wären wir jetzt schon lange vorbei gewesen. Der Sand rieselte in meine Schuhe. Angestrengt sah ich nach vorne. Vielleicht traute der Mann sich auch einfach nicht, uns anzusprechen. Immerhin waren wir beide bewaffnet. Zwar zogen viele unbekannte Reisende durch ganz Hyrule. Aber in Zeiten wie diesen, wo die Nachricht wohl schon überall verbreitet war, wurden die Menschen bei zwei verhüllten Gestalten schneller misstrauisch als sonst. Schließlich ließ der Fischer seine Netzte liegen und rannte zurück, in die Richtung des Dorfes. ,,Er wird in Hateno Alarm schlagen. Komm, lass uns verschwinden!" 


Die Flüche die ich ausstieß, nachdem ich zum vierten Mal von dem Rücken des Pferdes flog, waren wirklich nicht mehr feierlich. Wäre Link nicht auch so genervt gewesen hätte ich mir bestimmt wieder eine Standpauke anhören können. Allerdings saß er wenigstens halbwegs stabil auf seinem Pferd, während ich immer mehr Mühe hatte meinem hinterher zu rennen. Von den ständigen Abwürfen tat mir schon alles weh. Mit verzogenem Gesicht humpelte ich zu Link hinüber. ,,Ich will nicht mehr!" jammerte ich. ,,Ich will nicht mehr..." Mir war echt nach heulen zu Mute. Mitleidig aber grinsend klopfte Link mir von seinem Pferd herunter auf den Kopf. ,,Du arme, kleine..." Mit wüntend zusammengekniffenen Augen schüttelte ich seine Hand von meinen Haaren. ,,Lass das!" fauchte ich, völlig am Ende mit meinem Leben. Link seufzte und streckte mir die Hand entgegen. ,,Na komm schon rauf." murrte er und deutete mit einem Blick hinter sich. Etwas zögerlich ergriff ich seine Hand und ließ mich mit Schwung zu ihm auf das Pferd ziehen. Ein wenig wackelig rutschte ich hin und her, wobei ich versuchte Link vor mir so wenig wie möglich zu berühren. Schlimm genug dass unsere Beine zwangsläufig direkt nebeneinander lagen. Bei Hylia, war das unangenehm. Hektisch versuchte ich meine Arme und meinen Oberkörper irgendwie nach hinten zu beugen. Plötzlich drehte Link sich zu mir um. ,,Was wird denn das? Willst du hinten runterfallen? Alles gut?" Ich vermied es, ihm in die Augen zu sehen. ,,Witzig..." murmelte ich, und rutschte wieder hin und her. Hoffentlich wirkte es genauso zufällig wie gewollt, als ich dicht an seine Rückseite rutschte. ,,Geht doch." meinte Link und drehte sich wieder um. Ich atmete tief durch. Wenn es so von ihm ausging war es nicht unagenehm, oder? Erleichtert ließ ich die Berührung geschehen, behielt meine Hände aber trotzdem noch möglichst bei mir selbst. ,,Und du bist dir sicher, dass du dich nicht festhalten willst?" fragte Link. Ich nickte nur fahrig und vermied weiterhin den Augenkontakt. ,,Also dann..." Wir ritten los. Allerdings trieb Link das Pferd mit einem Mal so heftig und ohne Vorwarnung an dass ich um ein Haar herunter gefallen wäre. Reflexartig schlang ich meine Arme um den jungen Mann vor mir, hauptsächlich um nicht schon wieder in der Wiese zu landen. Erst nach ein paar Sekunden wurde ich mir der Situation bewusst. Link konnte sich vor lachen kaum auf dem Pferd halten. Beleidigt boxte ich auf seinem Rücken herum. ,,Du elendiger... Bei Hylia!'' rief ich. Link lachte noch immer. ,,Das mit dem Festhalten...'' kicherte er. ,,... wäre doch ganz schlau, oder?'' Ich rollte mit den Augen. ,,Ja, ja. Lustig...'' murrte ich. Leider musste ich zugeben, dass es ein ziemlich cleverer Move gewesen war. Nachdem Link sich wieder gefangen, und die Lachtränen aus den Augenwinkeln gewischt hatte, rutschte er auf dem Pferderücken wieder zurecht. Ich setzte mich ebenfalls wieder bequem hinter ihn. Dann griff er plötzlich nach hinten und fasste meine Hände. Schneller als ich schauen konnte zog er sie nach vorne und legte sie um seinen Oberkörper. Glücklich, dass er mein erhitztes Gesicht nicht sehen konnte ließ ich es einfach geschehen. Als wir erneut losritten verschränkte ich meine Finger vor seinem Bauch und lehnte mich vorsichtig näher an seinen Rücken. Obwohl ich den Blick mit Mühe auf die Landschaft richtete und nicht auf ihn, sah ich im Augenwinkel wie Link grinste. Schmunzelnd wandte ich den Blick ab, schloss die Augen, und vergrub das Gesicht in seinen langen blonden Haaren. Müde von den vergeblichen Pferdezähmungen ließ ich mich von Links Pferd vor sich hin tragen. Ich vertraute ihm einfach, dass er den richtigen Weg fand und uns nicht in Gefahr bringen würde. Die regelmäßigen, gemäßlichen Schritte des Pferdes klopften leise in meinen Gedanken, bis sie langsam in der Ferne verklangen und ich irgendwann einschlief. 


Zu meinem Schreck wachte ich erst im Dschungel wieder auf. Im verdammten Jungel! Ich merkte sofort, dass meine Kleidung durch und durch feucht war. Meine Haare hingen verstrubeld und verfilzt über meine Schultern. Verschlafen wischte ich mir den Schweiß aus dem Gesicht. ,,Wir sind schon in der Nähe des nächsten Stalles." reagierte Link auf mein Erwachen. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass er ja die ganze Zeit still gehalten haben musste, um mich nicht aufzuwecken. Leise lächelnd schlang ich meine Arme fester um seinen Oberkörper. ,,Leihen wir uns dann ein wenig Heu vom Stall?" fragte ich, noch immer müde. An meiner Brust spürte ich, wie Links Oberkörper beim kichern vibrierte. ,,Ausleihen nennst du das? Ziemlich nett für einen astreinen Diebstahl." Ich rollte mit den Augen. ,,Ach komm, das bisschen getrocknetes Gras. Wird doch keiner vermissen." Er zuckte mit den Schultern. ,,Wahrscheinlich hast du recht." meinte er. Ich streckte mich vorsichtig und gähnte ohne vom Pferd zu fallen. ,,Ich hab sowieso überdurchschnittlich viel recht." murmelte ich, sodass Link es nicht hörte.  Wenig später fanden wir ein ziemlich perfecktes Versteck in der Nähe der Stalles. Natürlich war ein ganzes Pferd ziemlich schwierig zu verstecken, aber zwischen dem dichten Dschungelgrün und ein paar Felsen fügte sich das dunkelbraune Fell dennoch gut ein. Nachdem wir ein Feuer entfacht und unser Lager möglichst regensicher errichtet hatten machte ich mich mit Kaputze auf dem Kopf und Maske über Mund und Nase auf den Weg ein wenig Heu zu holen. Mit verborgenem Gesicht pirschte ich mich an das Zelt heran, dessen Spitze die Form eines Pferdekopfes hatte. Einige Leute liefen herum, saßen am Feuer, versorgten Pferde, unterhielten sich. Kleine Kinder rannten einem Hund hinterher. Möglichst im Schatten drückte ich mich an die Wand des Stalles und schlich mich langsam herum bis ich an dem kleinen Unterstand angekommen war unter dem die Heuballen gelagert wurden. Schnell ging ich in die Hocke und kniete mich dahinter, sodass mich keiner mehr sehen konnte. Eilig zupfte ich ein paar handvoll des trockenen Grases heraus und knüllte es zu einem dicken Bündel zusammen. Das sollte reichen. Gerade als ich wieder aufstehen wollte bellte es hinter mir. Erschrocken zuckte ich zusammen und fuhr herum. Da stand der große zottelige Hund von vorhin und hechelte mir entgegen. Im Affeckt hatte ich schon nach meinem Schwert gegriffen, ließ meine Finger aber nun wieder vom dessen Griff sinken. Der sah doch wirklich niedlich aus. Im nächsten Moment näherten sich mehrere Paar leichter Schritte. Zwei Kinder kamen um die Ecke. Als sie mich sahen blieben sie mit großen Augen stehen. Der Hund wedelte mit dem Schwanz und lief zu den kleinen Mädchen. Ich stand langsam auf um ihnen keine Angst zu machen und zog mir die Maske aus dem Gesicht. Die beiden Mädchen sagten noch immer nichts. Ich bückte mich und kraulte den Hund zwischen den Ohren. Dann lächelte ich die Beiden an, zwinkerte und legte einen Finger auf die Lippen. Hylia sei Dank lächelten sie daraufhin ebenfalls und nickte nur. Ich strubbelte ihnen noch schnell durch die Haare und setzte im weglaufen meine Maske wieder auf. Glück gehabt, das war noch mal gutgegangen. Nach jahrenlanger Kindererziehung durch meine Brüder hatte ich einige Tricks angesammelt. Flinken Fußes lief ich zurück an die Stelle, an der Link und ich unser Nachtlager aufgeschlagen hatten. Als ich an dem Pferd vorbeikam, welches wir vorhin mehr oder weniger versteckt hatten, legte ich das ausgeliehene Heu auf den Boden und sah dem Pferd beim Fressen zu. Ich vermisste Keiro, mein treues Botschafterpferd, das mich in noch jede Gegend gebracht hatte. Wir sollten diesem neuen Pferd einen Namen geben. Plötzlich erklang in der direkten Nähe ein Ruf. Wie von der Glutlibelle gestochen sprang ich auf. Meine hand fuhr sofort an den Griff meines Schwertes. Wieder ein Ruf in der Nähe. War Link in Ordnung? Sofort lief ich möglichst leise zu unserem Lager hinüber. Schon aus ein paar Metern Entfernung erkannte ich dass Link nicht mehr alleine war. Da war noch jemand. Die beiden Gestalten bewegten sich schnell und hastig... Sie kämpften! In der Sekunde, in der ich mein Schwert ziehen wollte um einzuschreiten, wurde ich plötzlich nach hinten gerissen. Ich strauchelte, kam nicht mehr rechtzeitig an meine Waffen und lag sofort auf dem Rücken. Über mir tat sich eine Gestalte auf, die in einer Hand eine kreisrund gebogene Klinge hielt. Der dürre Körper bedeckt von roten und schwarzen Fetzen, das Gesicht verborgen von einer weißen Maske auf die ein einzelnes rotes Auge gemalt war. Wie das Shieka-Auge, welches das Wappen Kakarikos war, nur genau umgedreht. Langsam zog ich meine Maske und die Kaputze vom Kopf und lächelte den Yiga über mir an. ,,Dass ihr auch mal auftaucht... Lang nicht mehr gesehen."




Hey, was geht, Kleranox hier. Ja ja, ich weiß: Cliffhanger mag niemand, aber ich fand die Stelle einfach zu gut. Ein etwas kürzeres Kapitel, extra früh veröffentlicht für ZeldaUchiha08 ;) Ich verspreche, Fortsetzung folgt bald. Bin schon am schreiben. 

LG, machts bis dahin gut.

Secret Friend ...1... (botw Link ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt