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Zwei Tage später war die Prinzessin und ihre Gefolgschaft immer noch in Kakariko. Geplant war ein Aufenthalt von vier bis fünf Tagen, also würden sie spätestens übermorgen wieder die Heimreise antreten. Ich persönlich hatte von keinem der vier Gäste noch mal etwas gesehen oder gehört. Nur dass in Impas Hütte bis sehr, sehr spät in der Nacht noch Licht brannte war mir aufgefallen. Es wahr ungefähr elf Uhr vormittags als ich die Hütte verließ, in der meine Brüder und ich wohnten. Mick und Manu waren heute mit Amera und ihrem Sohn unterwegs und würden erst abends wieder kommen. Das bedeutete, ich musste nur Mittag- und Abendessen für mich selbst besorgen. Ich hatte beschlossen in die Wälder zu gehen. Dort fand man immer ein paar Pilze, Beeren oder sonst was zu essen. Vielleicht auch etwas wildes Gemüse oder das ein oder andere Vogelei. Ich trug Hosen, und ein für Hylianer gewöhnliches Hemd statt meines Kleides. Das war im Wald eher unbrauchbar. Mit dem Schwert an der Hüfte und dem Rucksack auf dem Rücken machte ich mich auf den Weg. 


Ich mochte den Wald. Alles daran. Die erholsame frische Luft, die entspannende Stille. Die unzähligen verschiedenen Grün, Blau und Brauntöne. Das Gezwitscher der Vögel in den Bäumen, das Rauschen des Windes in deren Kronen. In gemächlichem Tempo schritt ich durch den Wald, über das weiche Moos und durch das saftige Gras. Hin und wieder flatterte der ein oder andere Käfer oder Schmetterling vorbei. Der kleine Korb in meiner Hand schwang im Takt der Melodie mit, die ich vor mich hin summte. Darin lag etwa ein Dutzend Pilze. Ein paar Ausdauerlinge, Rüstungspilze und Schleichlinge waren darunter, zwischen den großen roten Kappen der Hyrulepilze. Eigentlich dürfte diese Menge für mindestens heute locker reichen, für mich alleine. Ich war inzwischen bei der Quelle der großen Fee angekommen. Allerdings hatte ich wirklich keine Lust der imposanten Dame heute zu begegnen. Sie war mir etwas unheimlich, ganz zu schweigen von ihrer Macht und durchaus auch Gefährlichkeit. Da die Quelle, und auch die darin lebende Bewohnerin ziemlich empfindlich waren schlich ich so leise wie möglich näher. Ich wollte nur ein paar der Schleichglöckchen pflücken, die um die Quelle herum wuchsen. Ich stellte meinen Korb also ab, und trat leise auf die Quelle zu. Nichts passierte. Hylia sei Dank. Möglichst zügig und leise rupfte ich ein paar der blassblauen Blumen heraus. Plötzlich begann das Wasser in der Quelle jedoch leicht zu blubbern. Erschrocken hielt ich mitten in der Bewegung inne und duckte mich hinter einen Baum. Das Wasser blubberte stärker und stärker. Angespannt stöhnte ich auf. Irgendwas musste die Fee geweckt haben. Da gab es nur noch eines: machen dass ich hier wegkam. Ich rannte aus meinem Versteck heraus vor der Quelle vorbei auf meinem Korb zu. Im Laufen ergriff ich ihn und rannte weiter. Hinter mir hörte ich jetzt schon Wasser spritzen. Ein paar Meter weiter warf ich einen schnellen Blick über die Schulter. Schon bildeten sich kleine Sprudel und Wirbel im Wasser. Ich drehte mich um und lief weiter. Doch keine drei Sekunden später hörte ich sie. Die Stimme der großen Fee. ,,Halt!" schrillte sie laut. Aus Angst eventuell vor ihrem magischen Fähigkeiten getroffen zu werden erstarrte ich und blieb stehen wo ich war. ,,Wer wagt es, mich um diese Zeit zu stören?" donnerte es hinter mir. Langsam drehte ich mich um und hob abwehrend die Hände. Ich brauchte meine Kapuze gar nicht vom Kopf zu ziehen damit sie mich erkannte. ,,Ahhhh!" rief die Fee spitz. ,,Du schon wieder!" So weit es ging richtete sie sich aus ihrer Quelle auf. Ach ja, hatte ich vergessen zu erwähnen dass die große Fee und ich schon eine Vergangenheit zusammen hatten? Lange Geschichte, aber von allen Kakarikoanern war sie auf mich wahrscheinlich mit Abstand am wenigsten gut zu sprechen. ,,Natürlich du schon wieder, wer auch sonst würde mich stören, nur um ein paar... lächerliche Blümchen zu pflücken, hm?" Ich ließ seufzend die Schultern hängen. ,,Ich wollte doch gar nicht stören! Ich war doch extra leise." rief ich zur Quelle hinüber. Die Fee rollte mit ihren mondgroßen Augen. ,,Tja, wohl nicht leise genug meine Liebe, nicht wahr?" Ich befand es nicht für nötig auf diese Frage zu antworten. Das würde die Fee selbst tun. ,,Laut warst du!" keifte sie da auch schon heiser. ,,Viel zu laut! Aber weißt du, wer noch viel lauter sein kann Kleines?" Sie lächelte ihr boshaftes aber hübsches Lächeln. Ich sah erschrocken auf. ,,Nein! Nein, bitte nicht!" flehte ich sie an. ,,Wie bitte? Ich habe dich aus der Entfernung leider nicht verstanden... Komm doch näher..." Ich schnaubte leise. ,,Ja klar, weil ich so lebensmüde bin und mich von dir in die Quelle ziehen lasse..." murrte ich sodass die Fee es nicht hörte. ,,Ich sagte, bitte, bitte tu das nicht! Bitte, ich gehe auch auf der Stelle!" rief ich lauter hinüber. Die Fee seufzte ironisch. ,,Ach... Warum denn nicht. Sie sollen ruhig wissen, dass du mich einfach nicht in Ruhe lassen kannst!" Den letzten Teil des Satzes fauchte die Fee schon bedrohlich laut. Aber das war noch gar nichts, wie ich aus Erfahrung wusste. Ich hatte wirklich keine Lust auf die Tadel von Impa nacher, weshalb ich zu betteln begann. ,,Bitte, bitte, bitte nicht! Impa wird schrecklich mit mir schimpfen! Und außerdem..." Die Fee unterbrach mich. ,,Ach ja, wird sie das? Tja, verdient hättest du es recht!" Mir war kurz so als hätte es hinter mir im Gebüsch geraschelt. Ich sah mich hektisch um, aber noch schien keiner auf unsere Auseinandersetzung aufmerksam geworden zu sein. ,,Wir haben Besuch im Dorf!" rief ich als letzten Versuch die Fee von einem Schrei abzuhalten. ,,Hohen Besuch! Die Prinzessin ist da, Zelda ist im Dorf! Und sie und Impa wollen in ihren Gesprächen bestimmt nicht gestört werden..." Ich hielt die Luft an. In der Fee arbeitet es, das konnte ich sehen. ,,Die Prinzessin..." hörte ich sie murmeln. Zischend stieß ich die Luft durch die Nase wieder aus. ,,Und du willst doch bestimmt nicht die Königsfamilie verärgern, nicht wahr?" drängte ich weiter. Die große Fee sah mich durchdringend an und murmelte etwas. Ich machte mich schon zum wegrennen bereit, oder zumindest zum Ohrenzuhalten. Aber dann seufzte die Fee verärgert. ,,Nun... Für heute kommst du vielleicht noch mal davon, aber ich sage es dir: wenn ich dich finden will, finde ich dich. Meine Schwester sind überall..." Ich musste schlucken. Es war nicht das erste mal, dass sie diese Warnung mir gegenüber aussprach, aber trotzdem wirkte sie immer wieder. ,,Du hast zehn Sekunden um zu verschwinden! Oder ich schickte dir ein paar deiner geflügelten Lieblingstiere vorbei..." zischte sie noch. Ich nickte. Das waren doppelt so vielen Sekunden wie bei Paolo. Dann drehte ich mich um und lief, weiter in den Wald hinein und weg von der Quelle. 

Secret Friend ...1... (botw Link ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt