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,,Gefällt es dir denn?" fragte Link. Ich drehte den Kopf zu ihm um. ,,Willst du mich verarschen? Es ist wuderschön!" Grinsend kam er herüber und legte mir von hinten die Hände auf die Schultern. ,,Du musst auf deine Ausdrucksweise achten." tadelte er. Ich drehte mich ganz herum und zupfte an seinen Haaren. ,,Und du musst auf deine Frisur achten." gab ich zurück. ,,Hey!" Verärgert trat Link zurück und schüttelte seine Haare. ,,Mein Frisur ist tadellos!" Kichernd wandte ich mich wieder dem Haus zu. Es war wirklich schön. Genau wie ganz Hateno eigentlich. Die Leute waren freundlich und nett. Die Botschaft von Links und meiner Unschuld war hier schon angekommen, und viele entschuldigten sich auch bei uns dafür, dass man uns wochenlang unschuldig gejagt hatte. Ich tat das nur ab. Die Leute konnten doch wirklich nichts dafür. Da kamen Mick und Manu aus dem Haus gelaufen. ,,Kira! Kira!" Ich sah ihnen lächelnd entgegen. ,,Wie findet ihr es?" fragte ich. ,,Supertoll!" meinte Mick, und Manu nickte mit leuchtenden Augen. ,,Können wir hier für immer wohnen?" fragte er. Ich sah mit fragendem Gesicht zu Link. Dieser ging vor meinen Brüdern in die Hocke. ,,So lange ihr wollt, könnt ihr hierbleiben." meine er lächelnd. Sofort fielen meine Brüder ihm ungestüm um den Hals, sodass er nach hinten in die Wiese fiel. Lachend sah ich dabei zu, wie die drei sich um Gras rollten. Es war einfach wunderbar hier. Links Haus hatte genug Platz, und sogar einen Garten mit Teich. Meine Brüder liebten es. Und ich auch, wirklich...  Anika und Liku waren tatsächlich sofort und ohne Probleme in einem der Häuser im Neubaugebiet untergekommen. Die beiden waren wirklich zu beneiden. Eine rundum glückliche Beziehung, seit Jahren... Konnte ich jetzt nicht unbdingt aufweisen. Aber so war auch ich rundum glücklich, mit meine Brüder in Sicherheit, und Link natürlich. Alles war gut, endlich. 



Hätte ich das doch bloß nicht gedacht. Hätte ich mich doch bloß nicht so sehr auf den neuen, plötzlichen Frieden verlassen. Hätte ich dem seeligen Glück doch bloß nicht geglaubt... Denn eine gute Woche später war schon wieder nichts mehr in Ordnung. Dabei war es ein so wunderschöner, sonniger Tag. Als ich aufwachte, schien das goldene Licht der Sonne durch die Fenster. Gähnend schlug ich die Decke zurück, und setzte mich auf. Meine Beine baumelten über den Bettrand und ich streckte mich ausgiebig. Als ich mich umdrehte, war die andere Seite des Bettes jedoch leer, und die Decke gefaltet. Link war nicht da. Er musste schon vor mir aufgestanden sein. Müde blinzelnd tapste ich die Treppe hinunter. Es stand noch kein Frühstück auf dem Tisch. Ein schneller Blick bestätigte mir, dass Mick und Manu noch schliefen. Link war nicht im Haus. Bestimmt war er ins Dorf einkaufen gegangen, oder in den Garten Äpfel pflücken. Ich zog mich leise an und schlüpfte in meine Schuhe. Gerade als ich aus der Tür treten wollte fiel mir auf, dass Links Bogen nicht an seinem Platz hing. Verwirrt sah ich an die leere Stelle. Warum war sein Bogen nicht hier? Er hatte ihn gestern Abend mitgenommen, um im agrenzenden Wald zu jagen. Ich war eingeschlafen, bevor er zurück kam. Aber sein Bogen war nicht zurück... Ich verließ das Haus, und schloss hinter mir leise die Tür. Ich ging in den Garten, in den Schuppen, sah hinter dem Haus nach. Aber Link war nicht da. Dann war er wohl doch einkaufen oder so, in Hateno. Ich ging zurück ins Haus, und begann den Tisch fürs Frühstück zu decken. Dabei fiel mir auf, das auch Links Köcher mit den Pfeilen nicht da war. Auch alles andere fehlte. Ich wartete weiter. Irgendwann wachten meine Brüder auf. Während sie sich anzogen und an den Tisch setzten, dachte ich nach. Und dann fiel es mir wie Drachenschuppen vor die Augen: Links Mantel war auch nicht da! Den hatte er gestern angezogen, weil es nachts kälter wurde. Aber heute morgen war es warm und sonnig. Wäre Link im Dorf, hätte er ihn nicht gebraucht. Aber gestern Abend hatte er ihn mitgenommen... Ich erstarrte. Er war über die Nacht nicht zurückgekommen! Das Bett war nicht von heute Morgen sondern noch von gestern gemacht. Alles, was er gestern Abend zur Jagt mitgenommen hatte war noch weg. Ihm selbst inklusive. Das war gar nicht gut... Ich wandte mich meinen Brüdern zu. ,,Ihr beide seid doch schon groß, oder? Ihr schafft es doch bestimmt, heute mal ganz alleine zu frühstücken, oder?" Nervös lief ich zum Haus von Liku und Anika. Hier war Link auch nicht aufgetaucht, und sie wussten auch nichts. Sie versprachen, meine Brüder heute in die Schule zu bringen, damit ich Link suchen gehen konnte. Schnell machte ich mich auf den Weg in den Wald, in dem er gestern jagen gegangen war. Es war schon dunkel gewesen, als er aufgebrochen war um die nachtaktiven Tiere zu suchen. Ich hatte mir eigentlich keine Sorgen gemacht, und war irgendwann einfach ins Bett gegangen. Um Link machte ich mir eigentlich nie Sorgen. Er war der beste Kämpfer den ich kannte. Aber jetzt war er weg. Und ich wusste nicht, wohin er verschwunden war. Mit aufmerksamen Augen spazierte ich zwischen den Bäumen hindurch, suchte auf dem Boden nach möglichen Spuren. Immer wieder rief ich nach Link. Ein einzelner Pfeil war das erste was ich fand. Das war nach einer Jagt im dunkeln jedoch nichts ungewöhnliches. Wenig später jedoch zog ich einen Bogen, der mir erschreckend bekannt vorkam, aus dem Gebüsch. ,,Verdammt!" Das war überhaupt nicht gut. Pfeile lagen verstreut auf der Wiese. Ich richtete mich wieder auf und zog sicherheitshalber mein Schwert. Was bei Hylia war hier nur passiert? Ich hatte Angst. Angst um Link. Nie hätte ich gedacht, dass ihm etwas passieren könnte. Aber jetzt war es doch geschehen. Panisch durchsuchte ich den Wald weiter und weiter, bis mir aus einem hohen Grasbüschel etwas entgegen blitzte. Augenblicklich gefror mir das Blut in den Adern. ,,Nein..." Ich rannte die letzten Meter, und blieb vor dem Schwert stehen. Es war das Bannschwert, welches auf dem Boden lag. Links Schwert. Ich schlug die Hand vor den Mund. Nie, wirklich niemals hätte er es freiwillig hier gelassen. Es musste etwas ganz, ganz schreckliches passiert sein. Wenn das Schwert hier lag... konnte Link dann überhaupt noch... am Leben sein? Eigentlich musste man ihn wirklich umbringen, wenn man an dieses Schwert kommen wollte. Mir stiegen die Tränen in die Augen. Mein eigenes Schwert zitterte in meiner Hand. Aber... Aber wenn das Schwert noch hier war, dann war es dem unbekannten Angreifer doch wohl um Link selbst gegangen! Ich atmete zittrig ein und aus. Hier war nirgendwo Blut, und keine offensichtlichen Kampfspuren! Link konnte noch leben... Er lebte noch, verdammt noch mal! Ich musste mich beruhigen. Link brauchte wohl mal wieder dringend meine Hilfe. Und panisch würde ich ihm gar nichts bringen. Also... Ich steckte meine eigene Waffe wieder auf meinen Rücken, ging in die Hocke und nahm den Waldboden genauer unter die Lupe. Die Erde war seltsam stark aufgewühlt, unzählige Spurem zogen sich hindurch. Nahe dem Bannschwert mussten mehrere Personen hin und her gestampft sein. Die Fußabdrücke waren groß, tief und zeigten in alle Richtungen. Hier musste eine ganze Gruppe von großen Menschen wild umhergetreten sein. Ich runzelte die Stirn und wischte mir eine Träne aus dem Gesicht. Link musste sich mit allen Kräften gewehrt haben. Ich ging ein Stück weiter wieder in die Hocke. Auf dem sandigen Weg fanden sich neben den Füßen auch noch die Spuren von mindestens zwei Pferden, und daneben... Das waren Räder! Hier musste ein Wagen langgerollt sein. Und mit den Hufen... Ein Pferdewagen! Ein bisschen Erleichterung kam in mir auf. Es waren zumindestens keine Yiga gewesen, soviel war sicher. Dieser idiotische Haufen bewegte sich nicht auf Pferden. Und wenn es wirklich die Yiga gewesen wären, dann hätten sie Link auch sofort... Ich schüttelte den Gedanken ab. Es musste jemand anderes auf Link gewartet haben, im Dunkel der Nacht. Was für ein feiger Hinterhalt Und dann, hatten sie ihn mitgenommen, in diesem Pferdewagen! Bei Hylia, Link entführt... Ich musste etwas tun, und zwar jetzt sofort. Irgendeinen Hinweis auf die Täter musste doch zufinden sein. Komm schon Link! Irgendwas hast du mir doch bestimmt hiergelassen... Mit Adleraugen scannte ich den Weg, das Gestrüpp und die Bäume. Und tatsächlich. An einem Dornenbusch fand ich einen verdächtigen Stoffetzen. Langsam zupfte ich ihn aus den Zweigen. Er war weiß, und es war die Hälfte eines golden gestickten Wappens zu sehen... Ich hob abrupt den Kopf. Majestätisches Arschloch! Ich stopfte den Fetzten in meine Tasche und rannte so schnell ich konnte zurück in den Wald. Ich wusste, wer Link entführt hatte! Hektisch griff ich nach dem Bannschwert und hob es aus dem Gras. Die fast gläserne Klinge blitzte und leuchtete in meiner Hand. ,,Ich werde ihn zurückholen, bei der großen Göttin! Ich werde euch beiden wieder vereinen!" 


Der Aufbruch aus Hateno erinnerte mich an die Flucht aus Kakariko. Schon wieder musste ich Link retten. Langsam hatte ich wirklich das Gefühl, er konnte nicht gut auf sich selbst aufpassen... Trotzdem hatte ich Angst. Große Angst, um ihn. Ich packte mein Zeug in einem irren Tempo zusammen, und sattelte Keiro. Natürlich hatte ich mein Pferd aus Kakariko mitgenommen. Anika und Liku sagten sofort zu, auf meine Brüder aufzupassen bis ich wieder da wäre. Erleichtert verabschiedete ich mich, und trieb Keiro im vollen Galopp über den sandigen Weg. Auf meinem Rücken trug ich diesesmal zwei Schwerter. Mein eigenes, und das heilige Bannschwert. Es leuchtete immer wieder auf, als würde ein Puls darin herrschen. Es gab noch Hoffnung, Link lebte noch. Und ich würde ihn wieder holen. Mal wieder. Wie war es bitte in meinem Leben so weit gekommen, dass ich jetzt praktisch die Leibwächterin des Leibwächters war? Ich hatte doch nur als Botschafterin angefangen. Und glücklicherweise hatte der Bürgermeister von Hateno mich erfreut übernommen. Ich war jetzt offizielle Botschafterin von Hateno. Link arbeitete mit den Bauern auf den Feldern oder half in der Schule aus, die auch Mick und Manu besuchten. Die beiden Kleinen liebten es. Und gerade, als wir uns in Hateno ein stabiles, glückliches Leben aufgebaut hatten, kamen diese königlichen Idioten wieder aus dem Nichts daher und beschlossen es zu zerstören. Bei Hylia! Ich war wirklich wütend. Wahrscheinlich machte mich die Angst wütend. Oder die Unwissenheit. Noch immer hatte ich keine Ahnung, warum sie Link überfallen und mitgenommen hatten. Wollten sie ihn doch noch hinrichten, oder was? Wenn dies der Fall war, musste ich mich noch mehr beeilen. 


Ich ritt den ganzen Tag durch. Nur eine winzige Pause legte ich ein, damit Keiro wieder zu Kräften kommen konnte. Es war mitten in der Nacht, als ich in Hyrule Stadt ankam. Trotz der späten Stunde waren noch überraschend viele Menschen auf den Straßen unterwegs. Einem Impuls folgend verdeckte ich mein Gesicht wieder mit Kaputze und Maske, obwohl keine GESUCHT- Plakate mehr zu sehen waren. Aber ich hatte ein ganz ungutes Gefühl. Die Straßen vor dem Schloss waren über und über mit weißen Blumen und Blütenblättern geschmückt. Schleifen und Bänder hingen an  den Geländern, Pfählen und Zäunen. Was bei Hylia wurde denn hier gefeiert? Hatte ich irgendeinen wichtigen Feiertag verpasst? Alles sah verdächtig nach einem riesigen Fest aus. Ich kraulte Keiro zwischen den Ohren. Zwischen all der weißen Deckoration leuchtete sein weiß, graues Fell ebenfalls im Dunkel der Nacht auf. Keiro war ein Apfelschimmel, und zwar ein wirklich prächtiger. Ich bemerkte einige Blicke von neugierigen Bürgern, stieg daraufhin von seinem Rücken und führte ihn an den Zügeln weiter. Ich lief so lange durch die dunkle Stadt, bis ich ein Gasthaus fand, in dem man auch seine Pferde unterstellen konnte. Nachdem ich Keiro vor der Tür angebunden hatte, betrat ich das Haus. In der Empfangshalle war niemand, und hinter dem Tresen stand eine einzelne Person. Ich beschloss meine Maske abzunehmen, denn verschleiert würden sie mich wohl nie aufnehmen. Die Frau in der Schürze sah nicht malauf, als ich vor sie trat. ,,Ja bitte?" fragte sie, ohne mich zu sehen. ,,Guten Abend. Ich brauche ein Zimmer für eine Nacht, und einen Stellplatz für mein Pferd." antwortete ich. Die Frau starrte noch immer nur auf einen Brief, der vor ihr auf dem Tresen lag. ,,Wir sind voll. Wegen der Hochzeit ist alles besetzt." Ich atmete tief ein und aus. Eine Hochzeit also, deshalb war die ganze Stadt dekoriert. Hätte ich mir auch gleich denken können. Ich gab noch nicht auf. ,,Ich brauche den Platz wirklich. Es ist wichtig!" Die Frau seufzte. ,,Das sagen sie alle. Aber wie gesagt, wir sind voll." murmelte sie. Ich rollte mit den Augen, und bewegte mich nicht von der Stelle. Als ich meine Hände auf den Tresen legte sah die Frau endlich auf. Kurz sah sie genervt aus, dann veränderte sich ihr Blick und sie sah mich erschrocken an. ,,Du.. Du... Du bist doch die Botschafterin aus Kakariko, die den Leibwächter zurückgebracht hat, nicht wahr?" Ich wiegte den Kopf von links nach rechts. ,,Hateno, inzwischen. Aber ja, das bin ich." Die Frau legte schnell den Brief zur Seite und hantierte hektisch mit den Unterlagen daneben. ,,Es tut mir Leid Ma'am, ich wusste nicht... Wir haben bestimmt noch irgendwo einen Platz, einen Moment..." Ich beobachtete, wie sie unruhig umhersuchte. ,,Sie sind natürlich ein wichtiger Gast, Botschafterin. Ich würde mich freuen, eine so enge Vertraute des Bräutigams in unserem Haus aufzunehmen!" meinte die Frau. Ich  erstarrte. Nein! Das konnte doch jetzt nicht wahr sein. Niemals, im Leben... Wortlos nahm ich einen Zimmerschlüssel entgegen, und nickte, als die Frau versprach sich um mein Pferd zu kümmern. Meine Gedanken rasten in einem irren Tempo umher. Eine Hochzeit, und Link war verdammt noch mal der gottverdammte Bräutigam! Dieses Bist von einer Prinzessin... Ungaublich. Ich schloss die Tür meines Zimmers hinter mir ab. Jetzt brauchte ich einen Plan, und zwar einen schnellen und guten. Es eilte sehr. Die große Göttin Hylia möge mir beistehen, ich würde wohl oder übel eine Hochzeit sprengen! Und nicht nur irgendeine, sondern gleich mal eine königliche. Super! Erschöpft fiel ich auf das Bett. Das war doch alles Wahnsinn, wirklich... 

Secret Friend ...1... (botw Link ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt