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,,Du bist doch lebensmüde.'' meinte Link kopfschüttelnd. Ich seufzte. ,,So weit waren wir gestern schon." Link sah mich forschend an. ,,Du meinst das ernst, nicht wahr?" fragte er. Ich nickte nur. Er zuckte mit den Schultern. ,,Okay. Ich bin dabei." meinte er. Ich sah überrascht auf. ,,Wirklich jetzt?" Link nickte. ,,Die Idee ist genial. Unter Anderem ein bisschen selbstmörderisch, aber vor allem genial." Ich grinste stolz. ,,Dankeschön. Ein bisschen selbstmörderisch sind alle meine Ideen.'' Link lachte auf. ,,Ich weiß." meinte er schmunzelnd. Ohne weiter darauf einzugehen verdeckte ich mein Gesicht mit dem Seidentuch. ,,Gut. Dann lass uns unseren Aufbruch planen und alles Nötige in den Geschäften der Stadt besorgen." Lila nickte und verdeckte ihr Gesicht ebenfalls. ,,Wir brauchen auf jeden Fall Brot, viel Wasser, vielleicht Äpfel und für den Notfall Medizin. Außerdem müssen wir uns unbedingt noch einen ausreichenden Vorrat an Pfeilen zulegen und unsere Waffen auf ihre Funktion überprüfen. Dann müssen wir Yiga finden, Yiga folgen, und Yiga austricksen." Mir gingen die Finger an den Händen zum aufzählen aus. Lila bremste mich und nickte abwehrend. ,,Alles klar. Lass uns also anfangen und die Vorbereitungen starten." Seufzend folgte ich ihr aus dem Gasthaus. ,,Ganz schön anstrengend, undercover in einer undercover Mission zu arbeiten." 


Seit Stunden lagen wir nun schon im Dunkeln auf der Lauer. Nur mit größter Mühe hielt ich die Augen offen. Ein Kämpfer kannte keine Müdigkeit, und ein Ritter ließ sich auch nicht von selbiger von seinem Befehl abhalten. Und ich war eine Kämpferin, bei Hylia noch mal! Der Plan war brilliant. Wenn er nicht schief ging zumindest. Aber ich hatte keine Angst. Noch so ein Gefühl das Kämpfer und Ritter nicht kannten. Hier wurde durchgezogen! Schließlich ging es nicht nur um Links Leben, sondern auch um meines. Und das meiner Brüder, leider. Wo waren diese Yiga,verdammt noch mal? Sie hätten schon lange hier sein müssen. Wir beobachteten ihre Routinen und Gewohnheiten seit ein paar Tagen, um uns möglichst unauffällig einschleichen zu können. Der junge Mann neben mir riss mich aus den Gedanken indem er mir einen Ellbogen in die Seite stieß. ,,Da! Da drüben!" zischte er. Ich schreckte auf und sah hinüber. ,,Tatsache. Yiga..." In einer Reihe schlichen sie sich ins Gebirge, von allen Seiten kamen sie angelaufen und sammelten sich. Ich musste der Versuchung wiederstehen nicht gleich wieder aufzuspringen und sie anzugreifen. Link bemerkte meine Anspannung und legte mir beruhigend eine Hand auf den Rücken. ,,Wir sind jetzt auch welchen von denen, vergiss das nicht." Ich nickte verbissen. ,,So oft wie wir uns verkleiden können wir bald einen Karnevalsverein aufmachen. Also dann, lass uns mal aufbrechen, ab in die Höhle des Löwen." Wir erhoben uns aus unserem Beobachtungsversteck. Ein letztes Mal sah ich Link in die Augen. ,,Versuch nicht zu sterben." meinte er. Ich nickte lächelnd, und salutierte dann halbherzig. ,,Soldat." Wir setzten die Masken mit einem Augen auf. ,,Botschafterin." gab der Yiga mir gegenüber zurück. Dann rannten wir los, direkt hinein in die Meute unserer unfreiwilligen Verbündeten. 


Wie war das noch mal gewesen mit, ich habe keine Angst? Bullshit. Na jedenfalls, etwa eine Stunde später hatte ich die wahrscheinlich größte Angst meines Lebens. Ich hatte Link aus den Augen verloren. Unter den Dutzenden von Yiga war er einfach untergegangen. Er hätte direkt neben mir stehen können, oder aber auch gar nicht im selben Raum. Das Versteck der Yiga war beeindruckend, soviel musste ich zugeben. Mitten im roten Gebirge, am Ende des Kalzertales waren die geheimen Höhlen in den Fels geschlagen. Die Decken waren hoch, die Wände rau und kalt. Nur von Fackeln wurde das düstere Gewölbe erhellt, in dem sich Kisten, Truhen und Fässer stapelten. Hier und da hingen blutrote Fähnchen und Girlanden. Das Verrückteste aber waren die Bananen! Sie lagen überall. Überall! Auf dem Boden, auf den Kisten, zwischen Fässern und in den Ecken. Mal ganze Früchte, mal nur die Schalen. Das war doch einfach nur noch mental problematisch. Kein Wunder, dass die Yiga Matsch im Hirn waren, bei der eintönigen Ernährung. Wie ein aufgescheuchter Ameisenhaufen drängten sich alle in einen langen Raum hinein, liefen und redeten durcheinander. Dann, auf einmal, durchbrach ein lauter Pfiff das Gemurmel. Sofort herrschte Stille. Es war so leise, dass man die Anwesenden atmen hörte. Verdammt, verdammt, verdammt! Link und ich hatten die Yiga und ihre Abläufe außerhalb des Versteckes beobachtet, aber wir hatten keine Ahnung wie es in den Höhlen innen selbst ablief. Regungslos wartete ich darauf, was als nächsten passieren würde. Aus einem steinernen Tor hinaus trat eine gewaltige Gestalt. Ein weiterer Yiga, aber größer und breiter als die anderen. So einen hatte ich noch nie gesehen. In einer Hand hielt der Muskelberg eine brennende Fackel, in der anderen einen langen Säbel. Dass er seine Waffe auch unter seines gleichen gezückt hielt, machte mir ein mehr als ungutes Gefühl. ,,Ranglose Untergebene!" schallte seine laute Stimme durch die Gewölbe. ,,Aufstellung einnehmen!" Die Masse an Yiga um mich herum setzte sich wieder in Bewegung. Wir bildeten eine schnurrgerade Reihe, aufgestellt mit dem Rücken zur Wand. Der größere Yiga stolzierte vor uns von links nach rechts. ,,Also, Ranglose! Wer von euch hat Neuigkeiten in einem unserer besonderen Fälle vorzuzeigen?" Für eine Sekunde herrschte wieder Stille. Dann meldete sich ausgerechnet der Yiga direkt rechts neben mir zögerlich. ,,Hier, Kommandeur." Ich schloss unter der Maske die Augen und schickte inständig ein Stoßgebet zum Himmel. ,,Sprich, Rangloser!" rief der Kommandeur. ,,Es gibt eine neue Wendung im Fall des königlichen Leibwächters." Der Kommandeur hob den Kopf auf. ,,Höre ich das richtig? Eine Neuigkeit zu dem Ritter und seiner Begleitung?" Innerlich fluchte ich unaufhörlich. Um Hylias Willen, bitte lass unsere Tarnung nicht auffallen! Der Yiga neben mir nickte. ,,Jawohl Kommandeur! Der Ritter mit goldenem Haar und das Mädchen an seiner Seite wurden gesehen, wie sie Gerudostadt verlassen haben. Sie machten sich auf den Weg zum Wüstenbasar." Bitte was? Wir waren beobachtete worden? Warum hatten Link und ich das nicht bemerkt? Der breite Kommandeur stand nun genau vor dem Yiga rechts neben mir, und somit nur wenige Zentimeter von mir entfernt. ,,Ist das so, Rangloser? Dann sag mir, wenn beobachtet wurde wo sie hingegangen sind, warum habt ihr sie nicht angegriffen?" Den letzten Teil hatte der Kommandeur lauter gesagt. Der Yiga neben mir zuckte zurück. ,,Ich... Sir, wir... Sie selbst haben doch den Befehl erteilt, die beiden nicht mit einer Gruppe anzugreifen die kleiner als sechs Mann ist. Wir waren nur zu dritt, deshalb dachten wir..." Verängstigt brach er ab. Der Kommandeur sah kurz so aus als würde er gleich expldieren. Dann atmete er tief durch, und nickte langsam. ,,Dieser Ritter und sein Mädchen haben uns in den letzten Wochen fast ein Dutzend Männer gekostet. Ihr habt richtig gehandelt, sie nicht anzugreifen. Die Zeit dafür wird noch früh genug kommen. Heil Koga!" Daraufhin wiederholte die ganze Reihe der Ranglosen den Gruß. ,,Heil dem Meister!" Ich atmete erleichtert aus, als sich der Kommandeur entfernte. ,,Gibt es sonst noch Erfolge zu berichten, Ranglose?" Keiner meldete sich. Auch nach weiteren Sekunden nicht. Der Mommandeur hob seine Fackel etwas höher und blickte die ganze Reihe hinunter. ,,Nun denn, Ranglose. Erhaltet nun eine Botschaft von unserem Meister, die er mir auftrug euch zu überbringen." Schade, ich hätte diesen Koga Idioten nur zu gerne persöhnlich mal gesehen und gehört... Wieder rief die ganze Reihe wie aus einem Mund: ,,Heil Koga!" Ich seufzte kaum hörbar. Nie im Leben würden mir diese beiden Worte über die Lippen kommen! Der Kommandeur räusperte sich, und trug dann seine ach so wichtige Botschaft vor: ,,Höret, Ranglose! Als euer allmächtiger Führer und Meister habe ich einen Entschluss zur Erreichung unserer Ziele gefasst. Unserem Weg an die Spitze dieses Reiches steht nun nahezu nichts mehr im Wege. Schon bald werden wir die Regierung übernehmen und dieses Land nach unseren Regeln führen, sowahr ich euer Meister bin!" Erneut rief die ganze Reihe: ,,Heil Koga!", ehe der Kommandeur fortfuhr: ,,Also höret nun genau! In exakt fünf Tagen werden wir den Umsturz in die Tat umsetzten. In fünf Tagen werden wir das Schloss einnehmen, und mit ihm die Führung!" Ich erschrak. Schon in fünf Tagen? Hylia möge mit uns sein! ,,Wir werden als gesammelte Macht eindringen und übernehmen! Der König, die Prinzessin und ihre Anhänger sowie Ritter werden uns keinen Wiederstand bieten können!" Wütend starrte ich den Kommandeur an. Hast du eine Ahnung wer dir da Wiederstand leisten wird! Link und ich würden diesen Plan vereiteln. Nicht um der Prinzessin oder des Königs Willen, danke nein. Aber um Hyrules Willen. Denn dieses Reich zu schützen hatten wir beide geschworen. ,,Unsere Macht wird allgegenwärtig sein! Und jeder, der sie anzweifelt, wird sie zu spüren bekommen! Wir werden weder Gegner noch Wiedersacher haben, sobald wir einmal an der Macht sind. Dann gehört ganz Hyrule uns! Und ich, euer Führer, werde dieses Land regieren!" Die Reihe an Ranglosen jubelte euphorisch. ,,Heil Koga! Heil unserem Meister!" Meine Hände ballten sich zu Fäusten. Und ich zischte, kaum hörbar unter meiner Maske: ,,Für Hylia!" 

Secret Friend ...1... (botw Link ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt