15. Kapitel | Verschwunden
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PERPLEX STARRTE Ginsterpfote den zwei Schülerinnen nach, die wieder im Wald des RegenClans verschwanden. Was war das gewesen? Eigentlich hatte er nur mit Muschelfrost nach der Bachminze sehen wollen, der allerdings einem anderen Notfall im Lager nachgeeilt war, sonst wollte er seinen Schüler nur ungern allein lassen, weil er es laut eigener Aussage in letzter Zeit schon viel zu oft getan hatte. Beide hatten heute Hoffnung gehegt, dass sich inzwischen kleine Knospen am Grenzbach in der Erde gebildet hatten, doch alles was der Schüler gefunden hatte, war ein mickriger Zweig gewesen, an dem matschige Blattfalblätter geklebt hatten. Ginsterpfote fragte sich, warum er den beiden RegenClan-Schülerinnen geholfen hatte. Er kannte sie nicht. Wobei, er hatte Himbeerpfotes Namen an dem Tag gehört, an dem er mit Federpfote auch hier nach Bachminze gesucht hatte. Außerdem gab es doch keinen Grund, weswegen er den Beiden nicht geholfen haben sollte. Sie waren freundlich gewesen und schienen keineswegs wie eine Bedrohung.
Sorge schlich sich in Ginsterpfotes Gedanken, als hätte sich eine der dicken, weißen Wolken, die den ganzen Tag schon den Himmel bedeckten, entschieden sein Kopf wäre ein sicherer Ort sich niederzulassen. Glutstern hatte bereits eine kleine Suchpatrouille für Spinnenpfote losgeschickt. Ginsterpfote hatte Mooswolke angebettelt mitkommen zu dürfen. »Er ist mein Bruder!«, hatte er geklagt, doch die zweite Anführerin hatte ihn kalt angesehen. »Glutsterns Anweisung war anders; Stachelfeuer, Farnlicht und ich. Verstanden?«
Der Heilerschüler hatte nicht gewusst, dass ein schlechtes Gewissen so sehr an einem nagen konnte, wie seines es gerade an seiner Vernunft, Geduld und Laune tat. Warum kam es eigentlich erst jetzt? All die Monde als Junges und Schüler hatte Ginsterpfote seinen Bruder nicht beachtet, sich nie gesorgt, sich nicht gekümmert. Er erkannte erst jetzt, wie ignorant es gewesen war. Es war seine Schuld und er hatte die Aufgabe, es wieder gutzumachen. Zumindest hatte er den Eindruck, er müsste dies tun. Die Probleme schienen sich zu stapeln; Spinnenpfotes Verschwinden, die Geisterkatzen, Glutsterns merkwürdiges Verhalten gegenüber Muschelfrost und Ginsterpfotes Heilerpflichten.
Seufzend entschied er, dass er diese Sachen vergessen sollte. Sein Clan brauchte ihn. Als Heiler. Jetzt war keine Zeit an vergangene Träume zu verschwenden. Er konnte die Katzen stolz machen, die da waren. Seinen Vater, seine Zieheltern, seine Schwester. Der Gedanke an seine Zieheltern erinnerte Ginsterpfote an Haselblütes Angebot zum Reden, doch er wollte nicht. Seine Gefühle auszuschütten, hatte ihm noch nie geholfen.
Dünne Sonnenstrahlen ließen den tanzenden Schnee in der Luft glänzen und das Wasser des Baches vor Ginsterpfotes Augen funkeln, als wären die Sterne des Nachthimmels hineingefallen. Es war einer der Momente, in denen er seine Sorgen vergaß und ganz und gar sprachlos war, von den Schönheiten seiner Welt. Das Licht färbte sich schon rötlich, es war die Zeit des Sonnenuntergangs. Unfähig den Blick loszureißen, saß der kleine Kater stockstarr im Schnee. Er bemerkte die Gestalt hinter ihm nicht, die ihn aus trüben Augen beobachtete. Den Pelz schimmernd wie das Wasser, jedoch viel matter. Stumpfe Krallen hatten leichte Spuren auf dem Boden hinterlassen und an Stelle eines Schweifs, befand sich nur an dem Hinterteil der Gestalt ein vernarbter Stummel. Die Katze war alt. So alt, dass es klar war, dass sie schon längst tot war. Sie machte mit einem rauen Räuspern auf sich Aufmerksam. Ginsterpfote fuhr augenblicklich herum und starrte voller Angst und Entsetzen sein Gegenüber an. Es gab keinen einzigen Zweifel daran, dass er zum ersten Mal Besuch von einem Ahnen hatte. Die Visionen der Geisterkatzen ließ er beabsichtigt aus.
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WARRIOR CATS - Schneepfoten | Band I
أدب الهواة-Band I- »Ein wahrer Anführer stellt sich weder über, noch unter seine Katzen. Er ist eine von ihnen!« Ginsterpfote wird von seinem Vater Glutstern zum Heilerschüler ernannt, doch als der SturmClan-Kater versucht einer Katze zu helfen...