-Band I-
»Ein wahrer Anführer stellt sich weder über, noch unter seine Katzen. Er ist eine von ihnen!«
Ginsterpfote wird von seinem Vater Glutstern zum Heilerschüler ernannt, doch als der SturmClan-Kater versucht einer Katze zu helfen...
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26. Kapitel | Im strömenden Regen
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REGEN PRASSELTE in dichten Strömen auf den bereits matschigen Waldboden, der von durchtränktem Laub des letzten Blattwechsels und im Mondschein glitzernden Pfützen geschmückt wurde. Jedoch hielt sich das bleiche Licht in Grenzen, da nur eine Sichel ab und zu hinter den dunkelgrauen Wolken hervor blitzte. In der Luft lag ein Hauch von Angst und Verzweiflung, der von dem Kater ausging, der gerade zwischen den triefenden Baumstämmen durch den Sonnenwald schlich. Ginsterpfote fühlte sich schrecklich, wo er doch eigentlich hätte aufgeregt sein müssen, den Plan durchzusetzen, mit dessen Hilfe er die Clans retten konnte. Doch war das wirklich nötig? Bisher schien das Leben genauso unbeschwert wie vor drei Monden, als er Heilerschüler geworden war.
Unbeschwert, dass ich nicht lache!, spottete er. Ich kann um Himmels Willen froh sein, dass die Visionen von den Geisterkatzen so schnell aufgehört haben!
Der rot-orangefarbene Tigerkater setzte seinen Weg fort. Er hatte ein furchtbar schlechtes Gewissen, wenn er an Federpfote oder Muschelfrost dachte, die er jetzt einfach so hinter sich lassen würde.
Der Schlamm unter seinen Pfoten gab schmatzende Geräusche von sich und der Niederschlag schien noch heftiger zu werden. Eigentlich die perfekten Voraussetzungen für eine Art Flucht. Sein Geruch würde so sehr verwaschen werden, dass ihn niemand mehr suchen konnte.
Er fühlte sich elend, sein Körper schwer und träge, den Kopf voller Möglichkeiten, dem Plan in letzter Sekunde zu entkommen.
Bitte, Ahnen, macht, dass es sich lohnt, betete Ginsterpfote.
All diese Umgebungen – die vertraute Heide, den Wald – sah er nun für das letzte Mal. Zumindest würde er sie von nun als anders wahrnehmen. Hatte er sein normales Leben überhaupt richtig geschätzt?
Sein nicht so ein Mäusehirn, wenn alles gut geht, wird es viel besser als davor sein.
Das leise Geräusche eines flatternden Vogels, das anschließende Flügelrauschen und das Prasseln das Regens. Alles schien so friedlich. Vielleicht sollte er froh sein, dass dies die Erinnerung war, die ihm nun geschenkt wurde, überlegte er. Das wäre auf jeden Fall besser als ein verwüstetes Lager, das nach einem Kampf von Blut befleckt war.
Als Ginsterpfote den Waldrand erreichte, klebte sein Fell durchnässt an seinem Körper, er musste schrecklich armselig aussehen, eigentlich genau wie er sich auch fühlte.
»Ich schaffe das«, wisperte er hoffnungsvoll. »Für den Clan«, fügte er hinzu und jagte dann in hastigen Sprüngen über die Heide. Sein Atem rasselte und alles schmerzte, doch er wusste, dass er sich nun ganz überwunden hatte und bereit war, den Plan mit den anderen durchzusetzen. Komme, was wolle.
Ein kurzen Moment lang beobachtete Ginsterpfote seine Pfotenspur im Schlamm, die vom Wasser wieder verwaschen wurden. Er fühlte sich an den Tag erinnert, an dem er die Spuren seines Bruders gefunden hatte, mit welchen das Ganze Durcheinander in seinem Kopf erst angefangen hatte. Er verfluchte diesen Moment, wünschte er wäre nie passiert, verfluchte die Spur der Pfotenabdrücke im weißen Schnee – verfluchte die Schneepfoten.
***
Zur selben Zeit lag das Territorium der Ahnen in mehr oder weniger ruhigem Schlaf. Ebenso verlassen und verloren, wie es in jener Nacht gewirkt hatte, als Glutstern die Lichtung betreten hatte, um einen Traum von den Ahnen zu empfangen, der ihm verkündet hatte, sein Sohn solle Heiler werden. In jener Nacht, als Lerchenstern ihren ersten Plan aufgegeben und einen neuen geschmiedet hatte.
Die hellbraune Anführerin mit den sonnengelben Augen kauerte mit zwei weiteren Katzen an einem kleinen, klaren Teich, eingerahmt von einem kleinen Kiesstrand, umzingelt von hohen, dunklen Tannen und Fichten.
»Sie mögen uns für eine Weile aufgehalten haben«, sprach sie mit ihrer rauen Stimme, »doch wir haben das geschafft, was wir schaffen wollten – Chaos!« Eine der zwei anderen Katzen – eine schwarz-weiß gefleckte – jubelte beifällig. »Sie haben uns unsere Mittel genommen, doch wir werden es auch ohne sie vollziehen! Diese Schüler hier, sind uns gefährlich, wir müssen sie fernhalten, bevor sie uns in die Quere komme. Unser Versuch, den Roten mit Visionen dazu zu bringen, ein Krieger werden zu wollen, ist gescheitert, aber seid euch sicher, nichts wird uns stoppen!«, kreischte Lerchenstern und schlug mit dem Schweif auf die Wasseroberfläche, die eben noch vier junge Katzen gezeigt hatte, die sich an einer Insel in einem Fluss versammelt hatten und selbst in der Dunkelheit waren zwei rote, ein goldener und ein cremefarbener Pelz zu erkennen gewesen.