Hailey

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„Hailey? Beeil dich, sonst kommst du zu spät zur Schule!", rief Tante Zooey aus der Küche. Ich taumelte, noch halb am schlafen, ins Badezimmer. Ich hatte mal wieder so gut keinen Schlaf abbekommen, in letzter Zeit plagten mich jede Nacht Albträume. Und wenn ich morgens aufwachte, hatte ich das Gefühl, keine Sekunde geschlafen zu haben.

Ich schaute müde aus dem Fenster und entschied mich für Jeansshorts und ein luftiges, rosa geblümtes Top, da die Sonne hoch am Himmel schien. Schnell tuschte ich mir meine Wimpern, band meine langen, schwarzen Wellen zu einem hohen Pferdeschwanz und lief in die Küche.

„Guten Morgen, meine Süße.", wünschte mir Zooey, während sie mir mein Frühstück auf den Tisch stellte. Ich murmelte ein erschöpftes „Guten Morgen" (mehr oder weniger gut) zurück. Zooey schaute mich besorgt an.

„Du siehst ganz blass aus, Schätzchen! Geht es dir nicht gut?" Ich versuchte ein einigermaßen überzeugendes Lächeln hervorzubringen.

„Alles in Ordnung, Zooey. Ich hab nur schlecht geschlafen." Erleichert setzte sie sich auf den Stuhl gegenüber von mir und blätterte gedankenlos in einer Zeitschrift herum.

„Du kannst mir ruhig sagen, wenn du mal einen Tag zu Hause bleiben möchtest, ich könnte auch einen Tag frei nehmen von meiner Arbeit und dir meinen Gesundheitstee kochen und dir...", sagte Zooey mit hoher Stimme.

„Es ist alles okay mit mir, mir geht es gut, du musst dir nicht immer so viele Sorgen machen.", unterbrach ich sie lächelnd. Zooey machte sich immer viel zu viele Sorgen, sie hatte einfach nicht sehr viel Erfahrungen darin eine Mutterrolle zu erfüllen. Wenn man bedachte, dass sie grade mal 26 Jahre alt und somit grade mal neun Jahre älter war als ich, verkomplizierte sich die Sache mit der Mutterrolle ein wenig.

Manchmal war ich mir nicht ganz so sicher, ob sie die Entscheidung, mich zu sich zu nehmen, ganz freiwillig getroffen hatte. Ich meine, wer würde schon sein ganzes, junges Leben opfern, um das Kind seiner Schwester großzuziehen?

„Also gut, Schätzchen, pass gut auf dich auf. Ich muss zur Arbeit." Zoo gab mir einen Abschiedskuss auf die Stirn und verschwand eilig aus der Haustür. Seufzend packte ich meinen Rucksack und machte mich ebenfalls auf den Weg.

*

„Hailey!", begrüßte mich mein bester Freund Pete winkend, als ich auf dem Schulhof ankam. Ich grinste ihn an, bei ihm bekam man einfach immer sofort gute Laune.

„Du hast wohl wieder kaum geschlafen, nicht wahr?" Er legte einen Arm um meine Schulter und wir gingen gemeinsam ins Schulgebäude. Ich war dankbar, dass er mir keine Fragen stellte, als wir in die Klasse gingen. In den ersten beiden Stunden hatten wir Physik und als Mr. Martin einen langweiligen Film über irgendeinen bekannten Physiker anschaltete, schlief ich prompt ein. Pete weckte mich seufzend als der Film zu Ende war und kurz darauf die Klingel läutete. Bis zur Mittagspause kämpfte ich mich noch halbwegs im wachen Zustand durch, aber als ich dann mit Pete und ein paar Freunden in der Mensa saß, fiel mein Kopf wie von selbst auf

die Tischplatte.

„Was ist los mit dir, Hailey?", weckte mich die Stimme meiner Freundin Ally.

Ich schreckte hoch. „Nichts alles in Ordnung.", sagte ich automatisch.

Das wurde langsam zu meinem Lieblingssatz.

Love against timeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt