Hailey

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„Wie war die Schule, Schätzchen?", fragte mich meine Tante, als ich zur Tür rein kam.

Ähm... wie sollte die Schule schon sein?

„Wunderbar!"

„Bloß keine Ironie, Süße."

Zooey lachte und hing meine Jacke an die Garderobe.

„Hast du Lust auf ein Stück Schokokuchen?", fragte sie mich hoffnungsvoll. Zoos Kuchen waren Weltklasse und Weltklasse sahen sie auch immer aus.

„Also eigentlich habe ich noch Hausaufgaben, aber..."

Sie zog mich mit in die Küche.

„Aber die werden überbewertet. Vor allem kannst du doch schlecht mit leerem Magen Hausaufgaben machen.", lachte Zoo mich an.

Sie war ein die Beste!

Ich lächelte zurück.

„Stimmt genau! Hausaufgaben sollten eigentlich abgeschafft werden.", sagte ich während ich mein extragroßes Schokokuchenstück aß.

Es klingelte an der Haustür und Zoo schaute mich überrascht an.

„Erwartest du Besuch?"

Ich schüttelte den Kopf und Zoo ging aus der Küche, um die Tür zu öffnen. Ich hörte wie eine männliche Stimme, die ich aber nicht einordnen konnte, meine Tante begrüßte und fragte, ob ich zu Hause sei. Ich hörte Schritte durch den Flur kommen und dann erschien erst meine Tante und dann Julien.

„Julien? Was tust du hier?"

Er schaute betreten auf den Boden.

„Ich also... ich wollte kurz mit dir reden, geht das?", fragte er hoffnungsvoll. Ich sah wie meine Tante Julien misstrauisch musterte, ihr Blick blieb an seinem Tattoo hängen, dass etwas aus dem T-Shirt auf seinem Arm, lugte. Die schwarzen ornamentartigen Schnörkel faszinierten mich immer mehr. Aber was war nur so schlimm daran, dass er mir nicht sagen wollte, was es bedeutete? Ich sah, wie meine Tante ihn von Kopf bis Fuß musterte und dann verurteilend die Augenbrauen hochzog.

Julien schaute mich immer noch abwartend an.

„Ähm... klar. Lass uns kurz raus gehen.", antwortete ich schnell, bevor Zoo noch etwas unangenehmes sagen konnte.

Julien folgte mir nach draußen und wir liefen ein kleines Stück die Straße entlang.

„Also, was wolltest du mir sagen?", fragte ich neugierig.

Julien räusperte sich.

„Ich wollte mich für mein seltsames Verhalten in der Schule vorhin entschuldigen. Ich weiß nicht was mein Bruder über mich erzählt hat oder ob er überhaupt etwas über mich gesagt hat.", fing Julien an zu erklären.

„Jonah hat erzählt das ihr noch nie auf einer Schule wart und ihr immer zu Hause unterrichtet worden seid.", sagte ich nach einer Weile.

Julien schaute mich nachdenklich und durchdringend an. Seine düstere Aura, die ihn immer umgab, schien für einen kurzen Moment zu verschwinden.

„Ja, das stimmt. Wir wurden seit unserem fünften Lebensjahr zu Hause unterrichtet und waren deshalb nie wirklich unter vielen Menschen. Vor allem ich, weiß noch nicht so genau, wie ich mich unter großen Menschenmassen zu verhalten habe.", meinte Julien schließlich.

„Wieso wart ihr nicht in einer normalen Schule?", fragte ich neugierig.

Juliens Miene verdüsterte sich, sein Gesichtsausdruck konnte einem fast Angst machen.

„Was ist, wenn ich es dir noch nicht erzählen möchte?", flüsterte er bedrohlich.

Ich wich unabsichtlich einen Schritt zurück, was ein leichtes lächeln auf seinem Gesicht erscheinen ließ.

„Hast du etwa Angst vor mir?", fragte er spöttisch.

Ich schnaubte verächtlich.

„Nein, sowas von überhaupt nicht!"

Julien lachte laut.

„Na dann..."

Seine Miene lockerte sich wieder allmählich auf.

„Hast du noch mehr Geschwister?", fragte ich vorsichtig. Das war schließlich eine ganz normale Frage, die man sich stellt, wenn man jemanden neu kennenlernt. Trotzdem zögerte er kurz, als rang er mit sich selbst.

„Ja, ich habe noch einen älteren Bruder, Lee, er ist zwanzig geworden und meine kleine zwölfjährige Schwester heißt Summer. Naja und Jonah kennst du ja schon." Ich nickte nachdenklich.

„Was ist mit dir? Hast du Geschwister?", fragte Julien neugierig.

„Nein, ich hätte gerne welche gehabt, aber das wird wohl nichts mehr."

Julien runzelte verwirrt die Stirn.

„Deine Mutter ist doch noch jung!"

Ich lachte bitter auf.

„Zooey ist nicht meine Mom, sie ist meine Tante."

Julien sah noch verwirrter aus.

„Und wo ist deine Mom?"

Nicht weinen!

„Sie ist... gestorben als ich sieben war."

Er legte eine Hand mitfühlend auf meinen Arm.

„Das tut mir leid. Ich weiß wie es ist jemand zu verlieren, den man liebt."

Love against timeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt