13. - Zweifel

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"Ich...", Stammelte Nicky unsicher. Er wusste nicht, was er in den letzten vier Jahren gemacht hatte. Bisher hatte er den Eindruck erlangt, er sei ein guter Student und liebender fester Freund und guter Kumpel gewesen. Der vielleicht etwas umorganisiert war, aber im Grunde ein ganz okayer Kerl. Und nun das?

"Du glaubst mir nicht? Ich kann es beweisen.", Knurrte der Mann.
"Wie heißt du überhaupt?", Fragte Nicky argwöhnisch.
"Nathan."
Nie gehört. Natürlich nicht.

"Ich... Ich muss gehen.", Murmelte Nicky und wandte sich dem Kiesweg zu. Hatte er echt den Typen betrogen, den er angeblich hätte heiraten wollen?

"Ist das dein scheiß ernst?!"
"Was soll ich denn machen?! Ich hab dich noch nie gesehen!", Schnauzte Nicky zurück. Er fühlte sich hilflos und überfordert. Spätestens jetzt war jegliche, heute morgen zu hart erkämpfte, gute Laune wieder dahin.

"Bleib da stehen.", Befahl der Mann mit einer Stimme, die keinen Widerstand duldete.
Der Typ nahm sauer sein Handy in die Hand und tippte darauf herum. Na toll. Wenn der jetzt nen Schlägertrupp herbestellte, würden Nicky und Berta ziemlich alt aussehen.

Aber einen Moment später vibrierte sein Handy. Eine ihm nicht bekannte Nummer hatte ihm eine Nachricht geschickt.

"Das sind deine Zugangsdaten zu unserem Chat. Schau Mal rein, wenn du wieder geil wirst und der Herr Lehrer es wieder mal nicht bringt. Und dann kannste auf Knien abgerutscht kommen und mich anflehen, dass ich dich zurück nehme und es dir richtig besorge.", Zischte der Mann sauer.

Nicky brachte nur ein Nicken zustande, bevor er, so schnell es Berta möglich war, den See verließ.

+++

"Kampfmittelbeseitigung Jones - wer suchet, der findet. Wer drauf tritt, verschwindet. Ben am Apparat. Was kann ich für Sie tun?"
"Hi... Uhm... Du... Ich hab ein Problem...", Murmelte Nicky in sein Handy, sobald er zu Hause war und sich wieder im Bett verkrochen hatte. Eigentlich hasste er es zu telefonieren. Aber er brauchte gerade dringend Beistand von seinem besten  Freund. Also telefonierte er eben.

"Was brauchst du? Säge, Müllsäcke und Spaten?", Fragte Ben am anderen Ende auch gleich enthusiastisch nach.

"Was?! Nein."
"Klingt sehr glaubhaft. Gut machst du das. Jetzt nur nicht nervös werden."
"Ich hab niemanden getötet."
"Super. Ein bisschen mehr -"
"Ben... Bitte?"
"Okay, was ist los, Kleiner?", Seufzte Ben ins Handy.
"Ähm... Wäre es denkbar... Dass ich... Also... Vor dem... Unfall... Also... Dass ich ein Arsch war?"
"Kommt drauf an... Was meinst du?"
Nicky rutschte das Herz in die Hose.

"In welchem Sinne war ich denn ein Arschloch?"
"Du warst noch nie sehr zuverlässig. Wenn ich will, dass du pünktlich bist, dann sag ich dir immer zwei Stunden vor der Zeit, die ich allen anderen sage. Meistens biste dann nur ne halbe Stunde zu spät. Oder ich hab Christian geschrieben. Dann seid ihr beide pünktlich gewesen. In der Uni hast du dich auch gern um Sachen herum gemogelt. Du warst Recht faul und bist mit vielem durchgekommen. Unschuldiges Gesicht und so."
"Oh... Wow...", Murmelte Nicky und fand sich selbst scheiße.

"Wieso?"
"Wäre es .. denkbar... Dass ich untreu war?"
"Wem? Deiner Lieblingsfastfoodkette?"
"Nein... Meinem Freund .. damals... Dem Christian."
"Nein."
"Nein?"
"Nein. Sowas hättest du nicht gemacht."

Nicky friemelte an den Fransen seiner sehr sehr kurz abgeschnittenen Jeans-Hose herum. Heute morgen hatte es sich gut angefühlt. Ein bisschen verrucht, so herum zu laufen. Jetzt fühlte er sich wie ein billiges Flittchen.

"Sicher?", Fragte er nochmal zweifelnd nach.
"Ja."
"Wieso?"
"Weil du Christian geliebt hast. So richtig."
"Wieso erinnert sich mein Herz dann nicht?"
"Weil das so eben nicht funktioniert. Aber glaub mir: du warst sehr glücklich mit ihm und hättest ihn nie betrogen."
"Oder ich hab dich auch verarscht?", Fragte Nicky traurig.
"Nein. Du... Christian hat immer auf dich aufgepasst. Und du... Du wusstest, dass du dich immer auf ihn verlassen konntest."
"Das mag alles sein. Aber das sind keine Contraargumente fürs Fremdgehen."
"Wie kommst du auf so einen Mist?"
"Äh..."
"Du hast ihn nicht betrogen. Du bist zu doof dir zwei Termine gleichzeitig zu merken. Du wärst aufgeflogen. Glaub mir. Du konntest nichtmal eine Geburtstagsüberraschung für dich behalten. "
"Na, das ist zumindest ein Argument...", Murmelte Nicky betreten.
"Wie kommst du darauf?"
"Mich hat ein Mann im Park angesprochen. Und der hat mir gesagt, ich hätte seit längerem eine Affäre mit ihm. Er hat mir eine Internetseite geschickt und Zugangsdaten und meinte, dass ich so unseren Chat sehen würde..."
"Und? Hast du geguckt?!"
"Nein... Ich traue mich nicht... Was, wenn ich das echt gemacht habe?", Fragte Nicky schluchzend. Er wollte so nicht gewesen sein. Nicht für sich und auch für den Christian nicht. Der liebte ihn so sehr, dass er sich nicht einmal jetzt hatte vertreiben lassen. Obwohl Nicky sich eindeutig sehr arschig benahm. Er wollte so jemandem so etwas nicht angetan haben. 

"Äh? Und dann willst du jetzt lieber hier herum raten und grübeln. Los. Mach. Oder ich komme rüber und wir machen es zusammen.", Drohte Ben.
"Würdest du bitte kommen?", Fragte Nicky überfordert.
"Oh okay. Alles klar. Mache ich. Bis gleich.", Verabschiedete sich Ben und legte auf, noch bevor Nicky es sich anders überlegen konnte.

+++

Keine zwanzig Minuten später lagen sie nun also zusammen in Nickys Bett.
Die Daten hatte der bereits eingegeben und nun sahen sie sich zusammen an, was dort stand.

Nathan:
Hey Babe. Na? Alles klar?

Nicky:
Geht... Wäre lieber bei dir...

Nathan:
Was ist los? Hat er wieder versucht, dich zu besteigen?

Nicky:
Ja. Es war scheußlich... Hab abgebrochen, weil ich "Kopfschmerzen" habe. Ich bin so geil auf deinen Schwanz...

Nathan:
Bald kriegst du ihn. Du könntest ihn immer haben. Musst nur den Herrn Lehrer in die Wüste schicken.

Nicky:
Mache ich bald. Warte nur noch bis zum Sommer. Dann ist er immer zwei Wochen klettern. Dann kann ich komplett ausziehen, während er nicht da ist. Ziehe ich dann direkt zu dir?

Nathan:
Aber natürlich. Als Miete musst dich nur ficken lassen, wenn ich geil bin 😉

Nicky:
Uuuuh, das klingt gut 🤤

"Äh... Also...  Das kann immernoch gefaked sein?", Fragte Ben fassungslos.
"Ich war ein furchtbarer Mensch... Ich will... Ich werde mit dem Christian sprechen und ihm das zeigen und dann sollte er sich einen lieben Freund suchen... Und ich gehe ins Kloster oder so..."
"Es wird ihm das Herz brechen..."

Remember me - wird fortgesetzt auf StorybanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt