Prolog

1.2K 49 14
                                    

Julian
21.01.2021, London

Meine Hände legten sich von hinten um die Hüfte meines Freundes und ich hörte, wie er erschrocken die Luft ausstieß. Kai stand gerade am Herd und er machte uns Spaghetti mit irgendeiner Soße. Heute hatte er am Vormittag Training gehabt, er war also schon weggewesen, als ich heute Morgen, von Übelkeit geplagt, wach geworden bin. Aber das gehörte eben dazu.

„Erschreck mich doch nicht so, Jule.", lachte Kai hell und drehte sich mit einem breiten Grinsen in meinen Armen um. Seit meinem gestrigen Geständnis, war das Lächeln von Kais Gesicht noch nicht verschwunden und ich konnte mir denken was für Sprüche er heute sicherlich beim Training bekommen hatte.

„Sorry.", nuschelte ich grinsend und spähte über seine Schulter. Ich stibitzte mir eine der Nudeln und aß diese innerhalb von Sekunden auf. „Ich würde sagen, dass die fertig sind.", nickte ich und Kai strich sanft über meine Wange. Kurz drückte er seine Lippen auf meine Nasenspitze, was mich zum kichern brachte, bevor er sich daran machte, die Nudeln umzugießen.

„Geh schonmal in die Wohnstube und setzt dich hin. Such dir einen Film aus, ich bring dir gleich dein Essen.", nuschelte Kai und legte seine Lippen auf meine Stirn. Nickend trat ich in das Wohnzimmer und ließ mich auf Kais übermäßig bequemer Couch nieder. Ich suchte einen Film aus, welchen wir beide schon hunderte Male zusammen gesehen hatten, aber ich liebte ihn einfach.

Mein Magen knurrte leise, weswegen ich mit riesigen Augen meinen Teller entgegen nahm und sofort begann zu essen, als Kai sich neben mich setzte. Seitdem ich von der Schwangerschaft wusste, merkte ich auch besonders, dass ich mehr Hunger hatte als vorher. „Schmeckts?", fragte Kai mich grinsend und legte seinen Arm um meine Schulter. Ich nickte mit vollem Mund und schluckte das Essen mit einem Mal herunter. „Du könntest ruhig öfters Kochen.", grinste ich ihn an und lehnte mich weiter an meinen Freund heran. „Ich koche in Zukunft so oft es möglich ist für meine beiden Schätze.", nuschelte Kai und drückte kurz seine Lippen auf meine.

Mein Herz machte einen aufgeregten Sprung, als er seine Worte aussprach und ich verspürte ein Kribbeln in meinem Bauch, als er auch unser kleines Baby erwähnte. Ein verliebtes Lächeln legte sich auf meine Lippen und ich sah tief in die blauen Augen von Kai. Gott, ich betete dafür, dass unser Kind seine Augen bekommen würde. „Können wir nachher noch etwas spazieren gehen?", fragte ich ihn mit großen Augen. Natürlich hatte er sicherlich ein anstrengendes Training gehabt, aber ich wollte nicht den ganzen Tag in der Wohnung vergammeln und wenn er nicht mit mir rausgehen wollte, dann müsste ich es wohl oder übel alleine tun – und das würde Kai nicht zulassen. Zum einen, weil ich mich hier nicht auskannte und zum anderen, weil er Angst hatte, dass dem Baby und mir etwas passierte.

„Klar. Aber können wir uns danach ins Bett kuscheln und einfach schlafen?", fragte mein Gegenüber und ich nickte sanft. Meine Finger verwoben sich automatisch mit denen von Kai, was ich, wenn ich weiter essen würde, leider wieder auflösen musste. „Ich würde mich sehr darüber freuen.", nickte ich und träumte schon von unserem restlichen Tag.

In einer dicken Jacke eingepackt, mit einer Mütze auf dem Kopf und einem Schal um meinen Hals, verließ ich neben Kai das Haus von ihm. Meine Hand lag in seiner während wir ruhig durch die Straßen von London traten. Einige Menschen kamen uns entgegen, doch sie schenkten uns nicht so viel Aufmerksamkeit.

„Weißt du noch?", fragte Kai und deutete auf die gegenüberliegende Straßenseite. Ich blickte dort hinüber und brauchte etwas, bis sich die einzelnen Teile in meinem Kopf zusammensetzten. „Natürlich, als wäre es gestern gewesen.", stimmte ich zu. Lebendig konnte ich mich daran erinnern, auch wenn es damals geregnet hatte. Wie Kai mir gefolgt war, wie er mich geküsst hatte und wie er letztendlich mein Freund geworden ist.

Wie dies der Beginn unserer Beziehung war. Unserer Liebe. Unserer Familie. Ich konnte das alles noch gar nicht begreifen und auch jetzt, nach Monaten der Beziehung hatte ich immer noch Angst, dass ich morgens aufwachte und dann bemerkte, dass alles nur ein Traum war. Ich wüsste nicht wie ich weiter machen soll.

Kai war ein riesiger Bestandteil meines Lebens und in meiner jetzigen Situation wahrscheinlich sogar ein noch größerer. Es hörte sich jetzt zwar ziemlich kitschig an, aber Kai war mein Leben. Er war alles – abgesehen von Überlebensnotwendigen Dingen – was ich zum Leben brauchte.

„Ich bin froh, dass du mir nachgekommen bist.", hauchte ich leise und lehnte beim laufen an Kai. Dieser löste unsere Hände und legte seinen Arm um meine Hüfte. „Ich hätte es mir niemals verziehen, wenn ich zu spät gewesen wäre.", nuschelte Kai anfangs undeutlich, da er mir noch einen Kuss auf die Haare gedrückt hatte.

„Wie wollen wir das machen? Also mit dem Baby?", fragte Kai und sah leicht zu mir runter. Meine Stirn legte sich in Falten und ich hatte keine Ahnung, was er gerade mit dieser Frage meinte. Offenbar bemerkte Kai dies, da er sofort seine nächste Frage stellte. „Also mit der Entfernung? Mit deinen Spielen?", fragte Kai und strich an meiner Seite entlang.

Ich zuckte mit meinen Schultern. „Ich weiß es nicht. Aber ich werde aufhören zu spielen, bis die Schwangerschaft zu Ende ist. Ich möchte nicht unser Baby gefährden, wenn ich mal gefoult werde oder sowas.", erklärte ich ihm mein Plan und sah, wie seine Augen begannen zu glänzen. „Kannst du dann zu mir ziehen? Wir können hier ein Kinderzimmer einrichten und die Jungs helfen bestimmt gerne.", fragte Kai strahlend. „Die Jungs! Wir müssen es ihnen auch erzählen, sie werden es bestimmt lieben. Sie mochten dich schon so sehr Jule.", plapperte Kai einfach weiter.

„Komm mal runter, Kai.", unterbrach ich ihn und musste leise kichern. „Ich würde sehr gerne zu dir ziehen und wir können es auch gerne den Jungs erzählen.", nickte ich und stoppte in meiner Bewegung, legte meine Arme um seinen Hals und verschränkte meine Hände in seinem Nacken.

„Ich liebe dich, Kai. Ich liebe dich so sehr.", hauchte ich und stellte mich leicht auf meine Zehnspitzen. Einen sanften Kuss hauchte ich ihm auf die Lippen und spürte sofort, wie Kai mich enger an sich zog. Das wir uns in der Öffentlichkeit befanden, war uns beiden egal.

Ich wollte ihn zeigen, wie sehr ich ihn liebte. Und wenn ich meine eben ausgesprochenen Worte mit einem Kuss besiegeln wollte, dann tat ich dies jetzt einfach. Wie ein normales Paar. Als wären wir beide keine bekannten Fußballer, sondern einfach nur Julian und Kai.

„Ich liebe dich noch so viel mehr, Jule. Ich liebe dich, ich liebe unser kleines Baby.", hauchte Kai und zog mich fest in seine starken Arme. Ich kuschelte mich beinahe sofort in diese und zog den Geruch von Kai genüsslich ein.

„Möchtest du noch einen Tee?", fragte Kai, nachdem wir, nach einem wirklich sehr langen Spaziergang durch die Nacht in London, wieder heim gekommen waren. Ich spürte deutlich die Müdigkeit in meinen Knochen und hatte auch selber gespürt, dass Kai ebenso müde wie ich war.

„Nein Danke, ich möchte jetzt einfach nur mit dir ins Bett, kuscheln und dann schlafen.", nahm ich seine Hand in meine und zog ihn hinter mir her zum Badezimmer.

Es dauerte nicht mehr lange, bis wir fertig umgezogen im Bett lagen. Mein Kopf ruhte auf seiner Brust und Kai hatte seine Arme um mich gelegt. Seine Hand war auf meinem Bauch platziert und er strich sanft darüber. Mein Herzschlag beschleunigte sich und ein Kribbeln breitete sich in meinem ganzen Körper aus.

Ich schloss meine Augen und schlief wohl behütet in Kais Armen ein.

[1263 Wörter]

Hier ist der erste Teil des zweiten Buches. Viel Spaß beim Lesen.💗

𝖸𝗈𝗎 𝖺𝗋𝖾 𝗆𝗒 𝖿𝖺𝗆𝗂𝗅𝗒 | 𝖡𝗋𝖺𝗏𝖾𝗋𝗍𝗓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt