Chapter One

746 44 11
                                    

Kai
22.01.2021, London

Mit einem verträumten Lächeln blickte ich hinunter zu Julian und strich durch seine blonden Haare, die wild verwuschelt in seiner Stirn lagen, weil er noch immer friedlich in dem großen Bett schlief. Seine entspannten Gesichtszüge ließen das alles hier so friedlich wirken und ich strich mit meinem Zeigefinger eine verirrte Haarsträhne aus seiner Stirn.

Ich zog die dicke Decke, welche uns vor der Kälte schützte, etwas weiter nach oben, sodass sie Julian bis zum Hals ging. Immerhin wusste ich, wie kälteempfindlich mein Freund war. Leicht löste ich mich von ihm und krabbelte aus dem Bett hervor. Noch einen letzten Kuss platzierte ich auf seiner Stirn, bevor ich vom Bett verschwand und mich vor meinen Spiegel stellte.

Kurz kramte ich nach einer frischen Unterhose und zog mir eine längere Jogginghose darüber. Ein T-shirt zog ich auch noch dazu an und legte Julian auch schon ein paar Sachen raus. Er hatte zwar keine Sachen hier, allerdings würde er sicherlich gerne auch meine Klamotten tragen.

Gerade, als ich das Schlafzimmer verlassen wollte, hörte ich hinter mir ein keuchen. Sofort machte ich auf dem Ansatz kehrt und sah Julian, welcher sich offenbar abrupt ausgesetzt hatte und nun an mir vorbei zum Badezimmer lief. Ich konnte gar nicht richtig reagieren und schreckte erst aus meiner Starre, als ich ein Würgen aus dem Badezimmer vernehmen konnte.

Sofort eilte ich Jule hinterher und fand ihn, über die Klobrille gehockt, auf den Fliesen sitzen. Julian übergab sich krampfend und ich konnte ebenfalls sehen, wie Tränen seine Wange entlang strömten. Sofort war ich bei ihm, strich ihm über den Rücken und redete beruhigend auf ihn ein.

„Danke.", krächzte Julian, nachdem er sich wieder zurück an die Fliesen gelehnt hatte und seine blauen, glänzenden Augen wieder geöffnet hatte. Ich strich sanft über seine Wangen, strich die nassen Tränen weg und sah leicht besorgt zu ihm.

„Nicht dafür.", winkte ich ab und half ihm beim Aufstehen. Meine Arme legte ich um deinen Torso und ich stützte ihn zum Waschbecken. Ich war mir zwar sicher, dass Julian ohne Probleme laufen könnte, aber trotzdem hatte ich gewisse Angst, dass er vielleicht noch umkippen würde.

„War das gerade die Morgenübelkeit?", fragte ich nach, obwohl diese Nachfrage komplett überflüssig gewesen war. Allerdings brachte dies Julian zum Lachend und er nickte einmal leicht. „Jap, dass geht die nächsten Wochen auch noch so.", nuschelte er und lehnte sich dankbar in die weichen Kissen, nachdem er sich schnell die Zähne geputzt hatte. Gequält und mitleidig schaute ich Julian an, ich hätte da selber wirklich gar keinen Bock drauf.

„Hast du jetzt Hunger? Ich kann dir was machen?", fragte ich und strich ihm über den Kopf. Sofort wurden seine blauen Augen riesig und er nickte einmal leicht. Auf seinen Lippen hatte sich ein erschöpftes Lächeln geschlichen und mein Herz machte ein paar Hüpfer. „Ich würde gerne etwas haben, aber ich kann auch aufstehen und es mir selber machen.", lächelte Jule, jedoch schüttelte ich automatisch meinen Kopf und drückte seine Schultern wieder nach hinten in die Kissen. „Vergiss es. Du bleibst jetzt hier und kannst schonmal einen Film raussuchen. Ich mach das Essen und komme dann schnell wieder zu dir.", hauchte ich ihm einen Kuss auf die Wange und strich durch seine blonde Mähne, bevor ich mich von ihm löste und aus dem Zimmer trat.

Natürlich fand ich es nicht schön, dass Julian sich gerade Übergeben musste, jedoch war dies stückweise auch ein Beweis für unser kleines, wunderbares Wunder, was in seinem Bauch heranwuchs. Es war – auch wenn es nicht schön war, wenn es ihm nicht gut ginge – auch ein Zeichen unserer Liebe.

Ich bereitete meinen Freund in der Küche schnell ein kleines Frühstück vor. Einen warmen Kakao und ein frisches, geschmiertes Brötchen. Ein kleines aber feines Frühstück. Zusätzlich mit noch einem Obstteller in der Hand lief ich wieder durch das Haus in das Schlafzimmer und beobachtete, wie Julian mit einem breites Grinsen eine Folge von irgendeiner Serie angemacht hatte, die ich persönlich nicht wirklich kannte. Aber das war mir wirklich egal, solange Jule an meiner Seite war, war mir alles andere egal.

„Vielen Dank.", nuschelte Julian mit leuchtenden Augen und biss sofort in das Nutella Brötchen. Ein leises Lachen konnte ich mir nicht verkneifen, bevor ich mich wieder auf meinen Schlafplatz setzte. „Geht's dir besser?", fragte ich leise, war noch immer sehr besorgt um ihn und wollte mich versichern, dass er nicht noch etwas brauchte. „Ja, Harvey. Alles bestens.", lächelte mein Freund mich sanft an und lehnte sich leicht an mich.

„Wann hast du deinen nächsten Arzttermin?", fragte ich leise und legte meinen Kopf auf die blonden Haare von Jule. Leise seufzte er. „In zwei Tagen wollte mich der Arzt nochmal sehen. Aber der ist in Deutschland.", brummte Julian. Ich grummelte kurz, jedoch nickte ich dann erschlagen. „Wann fliegst du zurück?", kam es von mir und ich zog Julian nochmal enger an mich heran. „Morgen Abend.", nuschelte Julian leise. „Aber ich frag den Arzt, ob er auch gute andere und vertrauenswürdige Ärzte hier in London kennt.", erklärte Julian.

„Ich kann, natürlich nur wenn du möchtest, auch mal bei unseren Mannschaftsarzt fragen. Vielleicht kennt er sich ja aus oder er kennt welche.", schlug ich meine gerade bekommenen Idee vor und blickte kurz darauf direkt in Julians blaue Augen. Er nickte lächelnd. „Kannst du gerne machen.", hauchte er leise.

Und dann lagen meine Lippen auch schon auf seinen und ich küsste ihn liebevoll. Mein Herz wummert aufgeregt schnell und ich spürte einen wohligen Schauer über meinen Rücken laufen. „Ich liebe dich, Juli.", nuschelte ich zwischen den Küssen.

„Ich liebe dich auch, Harvey."

[925 Wörter]

𝖸𝗈𝗎 𝖺𝗋𝖾 𝗆𝗒 𝖿𝖺𝗆𝗂𝗅𝗒 | 𝖡𝗋𝖺𝗏𝖾𝗋𝗍𝗓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt