Chapter Three

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Kai
24.01.2021, London

Mein Herz machte aufgeregte Hüpfer, als ich auf meinen Julian heruntersah und ihm eine seiner blonden Strähnen aus dem Gesicht strich, welche sich in seiner Stirn verfangen hatten. Seine Gesichtszüge waren noch vollkommen entspannt. Sein Mund stand leicht offen und ich sah, wie sich seine Lippen tonlos begannen zu bewegen. Immer wieder so, als ob er etwas sagen wollte. Es sah verdammt niedlich aus, wie er sich in den großen Pullover von mir gekuschelt hatte und seine Hände leicht in das Kissen von mir gekrallt waren.

Bis vor kurzem lag ich ebenfalls noch neben Julian in dem Bett, aber ich musste so langsam aufstehen, wenn ich das Training schaffen wollte und da Julian ein totaler Langschläfer war und es hasste, wenn man ihn vor um zehn wach machte – dass musste ich auf die harte Tour lernen – hatte ich beschlossen ihn schlafen zu lassen. Nachdem ich meine Sachen gepackt hatte, hatte ich meinem Freund noch etwas kleines zum Frühstück vorbereitet und ihm auch schon einen Tee in einer kleinen Thermosflasche gemacht.

Ich ließ meine Hand zu der Wange von Jule fahren und strich sanft mit meinen Fingerspitzen über diese. Ich konnte mir ein breites Lächeln nicht verkneifen und ich spürte ein Kribbeln in meinem Körper, als Jule sich im Schlaf meiner Berührung entgegen drückte. Wenn es möglich wäre, dann hätten sich meine Augen sicherlich schon in zwei rosarote Herzen verwandelt immer wenn ich Julian sah. Mein Blick ging kurz weiter runter auf seinen Bauch, welcher noch immer von meinem Pullover überdeckt war. Ich konnte noch immer nicht ganz begreifen, dass dort wirklich ein kleiner Mensch heranwuchs. Eine kleine Mischung aus Julian und mir. Es war unbegreiflich, was für ein Glück wir damit hatten.

Ich wollte schon immer eine Familie haben. Ich wollte schon immer eine glückliche Beziehung mit einem wunderbaren Partner führen und ich wollte schon immer Kinder haben. Als ich festgestellt hatte, dass ich schwul war, hatte ich die Idee mit den leiblichen Kindern aufgegeben, aber dass Julian uns jetzt dieses Glück bescheren konnte, war für mich noch immer unbegreiflich. Ich konnte nicht ganz verstehen, wie ich solch ein Glück haben konnte. Es war für mich wirklich unbegreiflich, aber ich war so unendlich dankbar dafür, dass ich es gar nicht richtig beschreiben konnte.

Ein letzter Kuss platzierte ich auf der Stirn von Julian und hörte ihn zufrieden grummeln. Leicht musste ich lachen, schüttelte meinen Kopf. Mit schweren Herz ließ ich von Julian ab, strich ein letztes Mal sanft über seinen Bauch, bevor ich aufstand, da ich langsam wirklich zum Training los musste. „Ich liebe euch beide, bis nachher.", flüsterte ich nochmal leise, das Grinsen wich einfach nicht von meinem Gesicht. Ich hatte Julian einen kleinen Zettel geschrieben und ihm einfach nur erklärt, dass ich beim Training war und ich ihm essen gemacht hatte.

Die Fahrt zum Training dauerte nicht wirklich lange. Normalerweise würde ich mit Timo mitfahren, aber mein Landsmann hatte sich vor ein paar Tagen mit irgendeiner Grippe angesteckt, weshalb er heute fehlen würde. Ich hatte mir für heute auch noch vorgenommen, mit dem Mannschaftsarzt zu reden und ihn zu fragen, ob er vielleicht einen Arzt kannte, der für Julian in der Schwangerschaft eine gute Anlaufstelle wäre.

——

Es war kurz nach vier, als ich wieder nach Hause kam. Leise schloss ich die Tür auf und trat in das warme Haus. Draußen hatte es begonnen zu regnen und überall war ein matschiger Schneeboden auf der Erde. Es war wirklich ekelhaft draußen herumzulaufen und nun war ich noch fröhlicher endlich wieder bei Jule zu sein. Ich zog meine Winterjacke aus und fing sofort an meine dreckigen Trainingsklamotten in einen Wäschekorb zu stopfen.

Die würde ich nachher sicherlich noch anmachen. Erstmal wollte ich jetzt zu Julian. Schnell huschte ich in das Wohnzimmer und machte meinen Freund auf dem Boden sitzend ausfindig. Verwirrt trat ich weiter auf ihn zu. „Jule?", verließ es meinen Mund leicht verwirrt und der Ältere drehte sich mit dem Kopf in meine Richtung. Seine Augen leuchteten leicht und ich erkannte nun, dass sein Laptop vor ihm auf dem Teppich stand. Mit seinem Rücken hatte er sich an die Couch gelehnt und sich zusätzlich noch eine Decke um die Schultern gelegt. „Was machst du denn da?", fragte ich leicht verwirrt und ging die letzten Schritte auf ihn zu. Ich ließ mich neben ihn sinken, lehnte mich ebenfalls an die Couch, nachdem Julian schnell auch etwas von der Decke auch um meine Schultern gelegt hatte.

𝖸𝗈𝗎 𝖺𝗋𝖾 𝗆𝗒 𝖿𝖺𝗆𝗂𝗅𝗒 | 𝖡𝗋𝖺𝗏𝖾𝗋𝗍𝗓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt