Kapitel 3

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✵⁂10 𝑑𝑎𝑦𝑠 𝑢𝑛𝑡𝑖𝑙 𝐶ℎ𝑟𝑖𝑠𝑡𝑚𝑎𝑠⁂✵

Die letzten Tage vergingen verdammt schnell.
Ich habe viel Zeit mit Geschenke kaufen und einpacken, Plätzchen backen und dekorieren verbracht. Abends habe ich es mir dan auf der Couch gemütlich gemacht und oft mit den Jungs, die gerade im Ski Urlaub sind, telefoniert.
Wenn die anderen gerade keine Zeit hatten, habe ich auch einfach nur mit Leon gesprochen.
Es tut immer wieder gut seine Ratschläge zu hören.
Außerdem könnten wir uns durch die Gespräche noch besser kennen lernen.

Allerdings rücken die Feiertage immer näher und ich werde wegen dem Besuch bei unseren Familien immer nervöser.
Wir werden vom 22. bis zum Heiligen Abend in Bochum, bei Leons Familie sein und am ersten Weihnachtsfeiertag nach Stuttgart zu meiner Familie fahren.
Als ich meiner Mutter erzählt habe, das ich doch eine Begleitung mitbringe, hat sie sich natürlich mehr als gefreut.
Auch Leons Mutter scheint ziemlich glücklich zu sein, das ihr Sohn einen Gast zum Familienessen mitbringt.
Allerdings löst der Gedanke daran, was alles schief gehen kann, ein mulmiges Gefühl in mir aus.
Doch Leon spricht mir immer wieder Mut zu.

Die Jungs sind gestern aus ihrem Urlaub zurück gekommen und haben sich für heute direkt zum Schlittschuh laufen mit mir verabredet.

Na wenn das mal nicht schief geht...

„Es ist so kalt" stöhnt Joshua, als er dicht gefolgt von Serge und Leon meine Wohnung betritt.
„Was du nicht sagst!".
„Tee?" sofort nickt der Blondschopf und folgt mir in meine Küche.
„Was willst du? Früchte? Kräuter? Holunder?".
Ohne eine Antwort abzuwarten, bereite ich meinem Kumpel Holunder Tee zu.
Er lebt für diesen Tee.
„Du weißt eben was wir Männer brauchen!" augenzwinkernd nimmt er mir die Tasse aus der Hand.
„Du bist unmöglich!"
„Wenn du bei solchen Temperaturen schon frierst bist du aber kein richtiger Mann!" bemerkt Leon, der sich zu uns gesellt hatte, mit einem frechen grinsen.
„Was willst du mir damit sagen?!"
Leon zuckt nur mit den Schultern.
„Redet euch bloß aus Jungs!" lachend verlasse Ich die Küche in Richtung Schlafzimmer.
Es wird höchste Zeit, mich für die Eisbahn fertig zu machen. Wir wollen in einer halben Stunde los.

Es ist schwer, ein passendes Outfit zu finden, das einerseits warm aber auch nicht zu eng ist.
Schlussendlich entscheide ich mich für ein weißes Sweatshirt und eine Leggins, unter die ich eine warme Strumpfhose gezogen habe.
Gerade bin ich dabei, meine Harre zu einem Zopf zu flechten, als Leons Stimme hinter mir ertönt.
„Können wir los?" er lehnt locker im Türrahmen und mustert mich.
Ich spüre einen eindringlichen Blick auf mir.
„Ja klar" murmele ich und schnappe mir meine Tasche.
Unsere Blicke treffen sich auf einmal.
Wie angewurzelt bleibe ich stehen.
Ich fühle mich von seinen Augen angezogen.
Wie verloren.
Noch nie habe ich mich in einer Situation so unwohl aber gleichzeitig so gut gefühlt.
„Wir müssen los!" bemerkt Leon, als er sich wieder gesammelt hat.
Er geht zu den anderen, die schon im Flur warten.
Für einen Moment bleibe ich stehen und muss meine Gefühle ordnen.

Was zur Hölle war das?!

„Ein Glück das wir heil angekommen sind!"
Joshua schnallt sich ab und steigt schnell aus meinem Auto.
„Sei froh, das ich dich mitgenommen habe!" entgegne ich und verdrehe meine Augen.
„Ja. Zurück kannst du ja auch laufen!" bemerkt Leon und gibt seinem Kumpel einen Hieb in die Seite.

Auf wackeligen Beinen hangele ich mich die Bande entlang, bis zum Eingang der Eisbahn.
Die Jungs sind schon vor und haben begonnen, ein paar lockere Runden auf dem Eis zu drehen.

„Angeber!" murmele ich, als ich die Eisfläche betrete.
Schon seit ein paar Jahren stand ich nicht mehr auf Schlittschuhen und muss mich an das Gefühl wieder gewöhnen.
„Angeber?! Würde ich nicht so sagen!"
eine mir bekannte Stimme ertönt neben mir und zwei starke Arme greifen um meine Tallie, um mich zu stützen.
Leon.
„Wenigstens könnt ihr fahren!"
„Wir machen das auch etwas öfters als du!" lachend schiebt Leon mich sanft an, so dass wir uns ein Stück nach vorne bewegen.
Augenblicklich gerate ich aus dem Gleichgewicht und klammere mich aus Reflex an Leon.

Sofort ist mir das ganze unangenehm.
Ich spüre, wie mir das Blut in den Kopf steigt.
„Hey, das war doch gar nicht so schlimm!"
Grinsend streicht richtet Leon mich wieder auf.
Er zeigt mir, wie ich am besten das Gleichgewicht behalte.
So hangeln wir uns Stück für Stück an der Bande entlang und kommen nur schleppend vorwärts.
Währenddessen werden wir immer wieder von Serge oder Joshua, die schon einige Runden gedreht haben blöd angegrinst.

Nach einer Weile habe ich den Dreh raus und Leon hält nur noch als Unterstützung meine Hand.
So drehen wir Hand in Hand unsere Runden auf den Eis.

Die Zeit vergeht schnell und nach zwei Stunden auf dem Eis wird uns kalt.
Joshua und Serge beobachten uns schon eine ganze Weile von der Bande und wärmen sich mit einem Kaffee auf.
„Lass uns zu ihnen gehen!"
Leon tauscht seine Schlittschuhe gegen Sneaker und gesellt sich zu seinen Teamkollegen.
Ich tue es ihm gleich.
Schnell halten auch wir einen warmen Kaffee in der Hand und lassen den Nachmittag gemeinsam mit den anderen noch einmal Revue passieren.

„Was habt ihr eigentlich über die Feiertage vor?" fragt Serge, als wir schon im Auto, auf den Weg nach Hause sind.
„Familie besuchen." Leon zuckt die Schultern.
„Warum?"
Er dreht sich zu seinem Kumpel um.
„Nur so." murmelt dieser und sieht aus dem Fenster.
Ich habe schon fast ein schlechtes Gewissen, das ich ihm nicht sage, das wir gemeinsam zu unseren Familien gehen.
Das wir dort so tun, als wären wir ein Paar, muss er ja nicht wissen.
Allerdings würde er sich ohne diese Information wahrscheinlich wundern, warum zur Hölle ich mit zu Leons Familie gehe.
Also halte ich lieber den Mund.

Zwanzig Minuten später habe ich Joshua und Serge Zuhause abgesetzt.
Nun bin ich auf den Weg zu Leon, um auch ihn nach Hause zu bringen.

„Es war ein schöner Nachmittag!" schief grinsend sieht mich der Lockenschopf an.
„Das kannst du laut sagen! Danke, das du mir das Schlittschuhlaufen beigebracht hast!"
Zum Abschied werde ich von Leon in eine feste Umarmung gezogen.
Ich hasse Umarmungen.
Aber noch nie habe ich mich so wohl gefühlt, als ich umarmt wurde.
Das Gefühl von Leons starken Armen, die um mir liegen löst eine innere Wärme und ein leichtes Kribbeln in meinem Bauch aus.

Es gefällt mir.

Like Snow we fall -a Leon Goretzka Story-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt