Kapitel 3

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Ich schaute in den Nachthimmel.
Der Mond war groß und unglaublich hell, einfach wunderschön.
Seit jeher faszinierte mich der Mond, doch diesen... zauberhaften Anblick... konnte ich nicht genießen, denn... etwas Unheilvolles lag in der Luft.
Ich senkte den Kopf und starrte die fremde Person an.
Seine Worte von eben gingen mir durch den Kopf: ‚Dieser Schatten dort, er ist weder dein, noch mein Schatten'.
Ich hatte es bereits geahnt, dass Dark nicht ‚mein' Schatten war, und trotzdem... mein Instinkt schrie mich an, dass ich besser ihm, statt dem Fremden vertrauen sollte, nein, musste.

Plötzlich plagten mich starke Kopfschmerzen. Es fühlte sich an, als würden mir nach und nach die Gehirnzellen absterben. Mein Magen zog sich auch noch krampfhaft zusammen und ich hatte das dringende Bedürfnis mich zu übergeben.
Ich biss mir auf die Zunge, hielt damit nicht nur mein jämmerliches Wimmern zurück.
Der Bogen entglitt meinen Fingern.
Verdammter Mist... ich fühlte mich mit einem Mal so kraftlos, das ich die Befürchtung hatte, das meine Beine gleich ihren Dienst versagten.
Dark's Hand löste sich von meiner Brust.
„Das ist aber ungünstig, mein Antiheld", flüsterte er mir ins Ohr.
Er schob sehr langsam seinen Arm um meine Schulter.
„Es ist zwar normal, dass man beim ersten Treffen... schmerzen verspürt, doch..." er legte eine Pause ein und küsste hauchzart meine Schläfe, hinterließ dort ein prickelndes Gefühl auf meiner Haut.
„doch du...scheinst...ein Sensibelchen zu sein. "
Ich merkte, wie mir das Blut ins Gesicht stieg, wohlgemerkt...vor Wut!
Meine Nasenflügel bebten.
In meinem derzeitigen Zustand fiel mir das Sprechen schwer, so brachte ich abgehackt, angepisst und heiser vor Schmerzen hervor:
„Halt- die- Klappe- du- Arschloch..."
Dark lachte leise und küsste zärtlich meine Wange, dass er dem Fremden dabei bewusst in die Augen schaute, entging mir nicht.
Bildete ich es mir nur ein, oder...versteifte sich der Fremde?
Ich spürte, wie Dark mir einen weiteren Kuss aufdrückte und...jap...das provozierte den unbekannten Mann, denn er zog sein Zweihänder vom Rücken und...
Ich fiel schlagartig nach vorne und schaffte es noch rechtzeitig, mich mit den Händen abzufangen. Dark, der Sack, hatte mich geschubst.

Im nächsten Moment hörte ich schon das Klirren von Stahl auf Stahl, das durch die Luft hallte und mir unsagbare Schmerzen bereitete.
Mein Schrei glich mehr einem Wimmern.
Ich fiel mit dem Gesicht nach vorn ins Gras und hielt mir die Ohren zu.
Ich wusste, es war sicherlich nur meine Einbildung, aber jedes Mal, wenn ihre Schwerter gegeneinander schlugen, kreischten sie schrill auf.
Und das immer und immer wieder.
Ich hätte mir am liebsten die Ohren abgerissen.
Ein gestrecktes und gepresstes Stöhnen entkam meinem halb geöffneten Mund und ich blinzelte Tränen fort.
Ich hatte das Gefühl, das mein Kopf gleich platzen würde und ich glaubte zu hören, wie Dark laut fluchte.

Mir blieb fast das Herz stehen, als mich jemand an der Schulter berührte und mich auf den Rücken drehte. Mir stockte der Atem.
Blondes Haar umrahmte sein Gesicht und seine hellblauen Augen betrachteten sorgsam mein Gesicht.
Er...er sah mir verblüffend Ähnlich?! Ich vermutete sogar, dass er genauso alt war wie ich.
Ich legte meinen Kopf in den Nacken, und sah zu Dark.
Er kämpfte... immer noch gegen dem Fremden, dem die Kapuze vom Kopf gerutscht war und...
Er sah wie eine ältere Version von mir selbst aus, auch wenn er deutlich kürzere Haare hatte und ...ich schluckte schwer, ihm das linke Ohr fehlte.
Ich konnte es zwar nicht fassen und die Verwirrung stand mir auch ins Gesicht geschrieben, aber ich war mir ziemlich sicher, dass es so sein musste.
Die zwei Fremden, die mir so ähnelten, waren mit Sicherheit....
„Es... tut mir leid...", hörte ich meinen gleichaltrigen Doppelgänger flüstern, sodass ich meine Aufmerksamkeit wieder ihm widmete.
Die Klinge seines Dolches glitzerte im Sternenlicht.
Mein Mund wurde staubtrocken, als ich realisierte, was er vorhatte.
Ich musste etwas unternehmen, jetzt sofort!
Doch bevor ich ihn von mir stoßen konnte, da drückte er mir bereits mit seiner anderen Hand den Kehlkopf zusammen.
Ein erbärmliches Röcheln entwich mir.
Ich...bekam keine Luft mehr.
Wie betäubt griff ich nach seiner Hand, versuchte sie wegzuziehen.
Vergeblich.
Der Gedanke daran, dass ich hier und jetzt sterben würde, trieb mir die Tränen in die Augen. Er hielt mir seine Klinge vors Gesicht.
Seine Stimme klang seltsam sanft, als er flüsterte: „ Es ist gleich vorbei."
Sterne explodierten vor meinen Augen und das Letzte... was ich noch hören konnte, war ein Wolf... sein Heulen klang gefährlich und wunderschön zugleich...

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