Kapitel 8

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Schritte.
Flüsternde Stimmen.
Ich spürte die Gegenwart mehrere Personen im Raum.
Sie kamen näher - standen vor meinem Bett - beugten sich über mich.
Ich versuchte, die Augen zu öffnen, doch es gelang mir nicht - sie waren wie zugeklebt.
Mein Kopf tat weh - so furchtbar weh, dass ich die Angst hatte, mich übergeben zu müssen.
Eine kalte Hand berührte meine Wange und ließ mich zusammenzucken. Zwei Männer...sprachen miteinander, aber...ich verstand kein Wort.
Und dann...fiel ich wieder in einen tiefen Schlaf.

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˚・゚

・゚*

Ich erwachte mit einem lauten Schrei - war panisch und orientierungslos - und schlug wild um mich. Jemand betrat den Raum, packte mich, und drückte mich mit dem Rücken wieder zurück in die Matratze.
Aber ich wollte mich nicht kampflos ergeben - wehrte mich.
Er schrie mehrmals einen Namen.
Schritte - von zwei verschiedenen Personen - hörte, wie jemand meinen Namen sagte. Eine Stimme, die mir vertraut war.
„Link", wiederholte er meinen Namen. „beruhige dich."
Ich spürte weitere Hände an mir - die mich festhielten.
Ich stieß wimmernde Laute aus, und meine Augen suchten die Umgebung ab, suchten nach...„Dark", rief ich mit erstickter Stimme. „DARK!", schrie ich mehrmals seinen Namen, bis meine Lungen schmerzten.
Tränen schossen in meine Augen.
„Ich bin doch hier" Kalte Hände berührten meine Wangen. „und atme, atme ein und aus."
Ich merkte, dass ich den Atem angehalten hatte, und sog die Luft ein.
„So ist es gut." Die Stimme klang sanft, aber auch so... besorgt.
Ich schloss die Augen...und schlief wieder ein.

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˚・゚

・゚*

Heiß.
Mir war unerträglich heiß - wimmernd strampelte ich das Fell weg.
Meine Augenlider waren wieder wie zugeklebt - und mein Körper schmerzte überall.
Plötzlich wurde das Bett niedergedrückt, und ich wurde in eine sitzende Position gebracht.
Etwas Kaltes berührte meine Lippen - ich zuckte zusammen.
„Trinken", verlangte die Stimme, die mir so vertraut war - vermittelte mir ein Gefühl der Sicherheit.
Ich öffnete den Mund, spürte eine Flüssigkeit, die mir wieder aus dem Mund lief.
„Schlucken", forderte er mich sanft auf.
Ich versuchte zu schlucken, aber die Flüssigkeit schmeckte so widerlich, dass ich würgen musste - sie lief mir die Mundwinkel hinunter.
Ich hörte ihn tief aufseufzen. „Bringt mir seinen Trinkbeutel."
Lautes Getrampel.
Erst im Zimmer, dann auf dem Flur - und wieder im Zimmer.
Ich hörte, wie jemand etwas aufdrehte - es plätscherte kurz - dann wurde es wieder zugedreht.
Plötzlich spürte ich etwas Vertrautes an meinen Lippen, spürte, wie ein dünner Strahl in meinen Mund schoss - ich schluckte alles runter.
Ich war... unglaublich müde.

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˚・゚

・゚*

Ich wachte auf, lag auf dem Rücken und sah hinauf zur Decke.
Mein leerer Magen schmerzte, und ich war so durstig, das mein Mund ganz trocken war.
Langsam fiel mir wieder ein, was geschehen war.
Vorsichtig drehte ich mich auf die Seite und krümmte mich zusammen.
„Ich...ich lebe..." Ich seufzte ins Kissen. „kaum zu glauben."
Ein paar Tränen mischten sich in mein Lächeln.

Die Minuten verstrichen, und ich konnte an nichts anderes mehr denken als an Wasser und Essen. Mühsam setzte ich mich auf, schlug das Fell zurück, schwang die Beine über die Bettkante und stand auf. Ich ging einige Schritte, dann sackten mir plötzlich die Beine weg - und ich fiel zu Boden. Beim Aufprall quiekte ich laut auf.
Mit einem Schlag flog die Tür auf und...Akemi sah auf mich herab.
„Suchst du da unten deine Selbstachtung?", fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen.
Na super, der Typ hatte mir gerade noch gefehlt.
Die einzige Antwort, die er von mir bekam, war mein Mittelfinger.
Er lehnte sich gegen den Türrahmen. „Oho, nicht gerade ‚heldenhaft'", und fuhr sich mit der Hand durch die pechschwarzen Haare.„gefällt mir."
Ich beschloss, ihn einfach zu ignorieren, und versuchte aufzustehen, aber meine Beine waren zu schwach. Mist.
Akemi stieß sich vom Türrahmen ab und kam auf mich zu.
„Soll ich dir hochhelfen, Prinzessin?"
Ich bemühte mich, nicht auf seine Provokation einzugehen, ihm nicht direkt ins Gesicht zu sehen - aber das war schwerer als gedacht.
Er stand nun direkt vor mir und...- er packte mich und warf mich über seine Schulter?! - dabei war er kleiner als ich!
Ich wollte mich wehren - wild herumzappeln - doch ich hatte dafür einfach keine Kraft mehr.„Fuck, bist du leicht." Seine Stimme klang überraschend ernst, und er steuerte das Bett an. Moment mal...
„H- Halt. Ich - Ich will zur Küche und was kochen."
Akemi hielt in seiner Bewegung inne. „Du willst was?"
„Kochen."
„Kochen?", wiederholte er in einem spöttischen Tonfall. „Vergiss es."
Er setzte seinen Weg fort.
„Aber-"
„Nichts aber!"
„Aber ich habe-"
„Nein, sagte ich!"
Mit letzter Kraft schlug ihn mit den Fäusten auf den Rücken.
„Ich hab aber Hunger und Durst, du blödes Arschgesicht!"
Akemi warf mich brutal aufs Bett, kam gleich hinterher und... setzte sich rittlings auf mich drauf?!
Er knurrte mich an: „Wie war das?", und zog einen Dolch unter seiner Tunika hervor - drohte mir.
Mein Verstand sagte mir, dass es jetzt besser wäre, den Mund zu halten, aber die Wut, die in meinem Bauch brodelte, gewann die Oberhand.
Mit trockenem Mund und krächzender Stimme sagte ich: „Du bist ein blödes Arschgesicht!"
Akemi hob erstaunt die Augenbrauen, und öffnete den Mund, schloss ihn aber sofort wieder?Seine Augenfarbe wechselte von rot zu schwarzrot - das hatte ich schon einmal beobachtet... huh - bei Kuro!
Ich wurde neugierig und fragte: „Deine Augenfarbe...sie...sie hat sich verändert... was bedeutet das?"
Er sagte ein oder zwei Sekunden lang nichts, dann beugte er sich runter - die Spitze des Dolches berührte meine Kehle.
„Frag das nie wieder, sonst schlitze ich dich auf."
Er ließ den Dolch wieder unter seiner Tunika verschwinden und stieg aus dem Bett.
Das war der Moment, in dem mir klar wurde, dass ich mit meinem Leben gespielt hatte.„Verdammte Scheiße...ich Idiot...", stieß ich mit gedämpfter Stimme hervor, und richtete mich langsam auf.
Akemi sprach nicht laut, aber seine Stimme war scharf.
„Idiot ist noch stark untertrieben, Prinzessin." Irgendetwas flackerte in seinen Augen auf. Wut?„Was ist hier los?", fragte Sky, als er ins Zimmer geeilt kam - Dark dicht hinter ihm.
Akemi senkte sofort den Kopf, und überlegte, bevor er antwortete.
„Gar nichts."
Dark sagte nichts, sondern zog nur die Augenbrauen zusammen.
Sky runzelte ungläubig die Stirn. „Akemi? Warum schaust du mich-", begann er, doch Akemi schnitt ihm das Wort ab.
„Geh mir nicht auf den Sack!" Er stürmte aus dem Zimmer - Sky eilte ihm nach - schlug die Tür hinter sich zu.

Nun waren Dark und ich allein, und als sich unsere Blicke trafen, machte mein Herz einen jähen Sprung.
Ich stand abrupt auf - meine Beine versagten vollkommen ihren Dienst - und ich fiel.
Allerdings landete ich nicht auf dem Boden, sondern in Darks starken Armen.
„Nicht so stürmisch." Er hob mich hoch und setzte mich aufs Bett ab.
„Wie fühlst du dich?" Sein Gesicht sah müde aus.
„Gut, aber...ich habe unfassbar großen Hunger und Durst", antwortete ich ehrlich.
Dark setzte sich mich neben, griff nach meiner Hand und strich mit den Fingern über meinen vernarbten Handrücken. Unglaublich, dass ich sogar meine eigenen Narben nicht mehr wahrgenommen hatte, in der Zeit, wo ich geglaubt hatte, ich wäre der Held der Zeit.
Diese... Narben...
Der Gedanke an Mipha und den anderen versetzte mir einen Stich.
Ich schob seine Hand weg.
„Das wundert mich nicht" Ich erschrak innerlich. „das du Hunger hast, du hast lange geschlafen...hattest zwischenzeitlich gefiebert." - Oh.
Behutsam strich er mir die Haare zurück.
„Wie lange?"
„Fast 2 Wochen."
„Ach so."
„Nur ‚Ach so'?", wiederholte er verwundert.
Ich senkte die Stimme und sagte: „Na ja... 2 Wochen... sind Gegensatz zu 100 Jahren wenig..."
Ich spielte nervös mit meinen Fingern herum - wartete auf seine Reaktion.
Jetzt zog Dark eine besorgte Miene. „Dir geht es doch nicht gut, oder?"
„D- Das ist die Wahrheit!"
Er wirkte nicht überzeugt.
Vorsichtig legte ich meine Hand in seine, woraufhin sich seine Finger um meine schlossen.
Ich sah ihn fest in die Augen. „Es ist die Wahrheit."
Einen Moment lang schwieg Dark, dann sagte er: „Wenn das wahr ist, dann...würde es ja bedeuten, dass du 100 Jahre alt bist."
„120, um genau zu sein", korrigierte ich ihn, und er pfiff anerkennend.
Ich grinste verlegen und rutschte etwas näher an ihn heran, bis ich die Wärme spürte, die von seinem Körper ausging.
Eine Weile lang saßen wir schweigend da - und das eng aneinandergekuschelt und Händchen haltend.
Schließlich durchbrach ich die Stille.
„Dark."
„Hm?"
„Ich bin immer noch hungrig und durstig."
Er lachte leise und machte eine Handbewegung, nur eine kleine Geste, und die Tür öffnete sich von alleine.
„Lass uns was Essen, mein 120 Jähriger Antiheld."
Ich verdrehte die Augen, wollte aufstehen, doch er legte die Hand - die eben noch meine umklammert hatte - auf meine Brust - hielt mich zurück.
„Ich werde dich tragen."
Mein Gesicht wurde vor Verlegenheit ganz heiß.
„Ich- Ich kann alleine laufen."
„Kannst du nicht." Sein Tonfall ließ keinen Widerspruch zu, stand auf und hob mich behutsam auf seine Arme.
Ich verzog beleidigt das Gesicht.
„Jetzt stell dich nicht so an, ist doch nicht das erste Mal, dass ich dich trage." Er trug mich zur Tür. „Nun...abgesehen davon, dass du sonst immer bewusstlos warst."
Mir wurde plötzlich... ganz warm ums Herz, und ich lehnte meinen Kopf gegen seine Schulter.„Vielleicht...geht es mir doch nicht so gut..."
Er drückte mir einen Kuss aufs Haar. „Ich werde dich jederzeit tragen."
Ich merkte, wie mir wieder aus Verlegenheit, die Hitze ins Gesicht stieg.
„Du bist ganz rot im Gesicht, weißt du das?" Seine Stimme klang belustigt.

Ich schmiegte mein Gesicht an seine Brust und murmelte einige Flüche vor mich hin - woraufhin er wieder zu lachen begann.

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