Kapitel 14

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Der Druck in meinen Kopf war unerträglich, und mir war schlecht, als hätte ich zu viel Alkohol getrunken. Ich krümmte mich zusammen, und würgte, und spürte, wie ich in eine sitzende Position gebracht wurde. Meine untere Körperhälfte fühlte sich seltsam beschwert an? Und jemand vergrub die Finger in meinem Haar, übte leichten Druck aus und zwang mich so, den Kopf zu senken.
„Lass alles raus", murmelte eine tiefe Stimme an meinem Ohr.
Doch jede Faser meines Körpers lehnte sich dagegen auf, und ich schluckte das Erbrochene herunter, das mir die Kehle hinaufstieg.
„Nicht runterschlucken, was raus will, muss raus", sagte die Stimme, die ich nun endlich zuordnen konnte.
„N-Nein... sonst kotze ich...das ganze Bett voll."
Ich wusste nicht, ob ich es laut ausgesprochen hatte oder nicht.
Ein genervtes Schnauben erklang irgendwo in der Nähe.
„Verdammt, Prinzessin, mach die Augen auf. Der Eimer befindet sich direkt vor dir, so kannst du gar nicht das Bett vollkotzen."
Vorsichtig streckte ich die Hand aus und ertastete tatsächlich einen Holzeimer. „O- Oh", sagte ich schwach, und spürte, wie mir die Hitze in die Ohren kroch.
Akemi stieß wieder ein Schnauben aus, dann sagte er langsam: „Oh Princess, du bist unglaublich anstrengend."
Ich spürte eine schamvolle Wut in mir aufsteigen und hätte am liebsten eine leuchtend blaue Bombe genommen, um sie Akemi an den Kopf zu werfen, aber etwas in meinem Magen drehte sich um.
Ich beugte mich über den Eimer und begann zu erbrechen, dabei zitterte ich am ganzen Leib.
„So ist es gut, lass alles raus", flüsterte Dark und seine Hand in meinem Haar lockerte sich.

Es dauerte noch eine ganze Weile, bis das Erbrechen endlich aufhörte.
Mein Hals brannte bei jedem Atemzug, und ein übler Geschmack lag mir auf der Zunge. Und allmählich wurde es unangenehm, so zu sitzen.
Dark schien es zu bemerken, denn er wischte mir schnell mit einem Lappen über den Mund, dann ließ er mich los.
Erschöpft sank ich zurück in die Kissen, und ich hörte, wie Dark den Eimer auf dem Boden abstellte. Dann versuchte ich vorsichtig, die Augen zu öffnen.
Mein Gesicht verzerrte sich vor Schmerz, und ich stieß ein gequältes Keuchen aus, weil das grelle - bläuliche? - Licht wehtat.
Kuro eilte zum Fenster und zog die Vorhänge zu - tauchte den Raum in eine angenehme Dunkelheit.
Ich rieb mir die Augen. „Was...was ist das für ein merkwürdiges Licht? Wo...wo ist mein Shiekah-Stein? Was...was ist geschehen?" Meine Stimme klang dünn und kratzig.
Dark legte seine Hand auf die meine und drückte sie sanft.
„Nun", sagte Dark langsam. „so wie es scheint, hat uns dein Shiekah-Stein in einen Dungeon teleportiert, und das samt Haus."
Ich sah von seiner Hand zu seinem Gesicht.
„Dungeon?", wiederholte ich blinzelnd.
„Gibt es in deiner Welt keine Dungeons?", wollte Akemi wissen.
Ich richtete mich mühsam auf, und warf ihm einen Blick zu.
Akemi sah mich mit hochgezogener Augenbraue an, und lehnte sich mit verschränkten Armen an die Wand.
„Also...", sagte ich etwas verlegen und kniff einen Moment die Lippen zusammen. „das Wort Dungeon ist mir fremd."
Akemi öffnete den Mund, als wollte er noch etwas sagen, aber Kuro ließ ihn nicht zu Wort kommen.
„Ein Dungeon ist in den meisten Fällen ein Tempel", begann Kuro und ging mit langsamen Schritten auf das Bett zu. „bestückt mit Rätseln und Schätzen, besetzt von Gegnern und Zwischenbossen, und zum Schluss stellt man sich dem Dungeon -Boss."
„Oh, also so etwas ähnliches wie meine Schreine?"
Er blieb vor dem Bett stehen, schwieg und überlegte. „Vermutlich."
Dann beugte er sich vor, um... Dark auf die Wange zu küssen!?
Ich blinzelte ein paarmal, weil ich meinen Augen nicht trauen wollte.
„Du lässt mich geflissentlich zappeln, hab ich recht?", murmelte Kuro gegen Darks blasse Haut.
Er grinste und säuselte: „Hmmm, eventuell, ja?"
„Die Jüngeren sollten den Älteren gegenüber respektvoller sein."
„Mm, zu dumm, das wir beide Gleichalt sind, nicht wahr?"
„Ist dir entfallen, dass ich 3 Monate älter bin, das sollte wohl genügen."
Dark schürzte nachdenklich die Lippen. „A-hem, nun, nein, das genügt nicht."

Es knisterte gewaltig zwischen den beiden, das spürte und sah man sofort, und das ließ mein Herz schwer werden.

Kuro grinste frech. „Mach so weiter, und ich werde dir nie wieder in den Nacken beißen."
Ich hörte und sah, wie Dark tief einatmete, dann sagte er mit einem umwerfenden Lächeln zu Kuro: „Mm, Touché, mein böser Wolf", und... küsste Kuro aufs Ohr!
Ich konnte das nicht länger mit ansehen, drehte den Kopf zur Seite und versuchte tief durchzuatmen, versuchte die merkwürdigen Gefühle in den Griff zu bekommen, versuchte... nicht loszuheulen.
Nein, ich würde nicht weinen, diesmal nicht, auf keinen Fall.
Das Bett quietschte, als Dark sich bewegte. Er lehnte sich näher zu mir, sodass ich seinen herben Duft wahrnahm.
„Ist dir wieder übel?"
Ich antwortete nicht und wollte Dark meine Hand entziehen, aber er hielt sie eisern fest.
„Link?"
Ich wandte langsam den Kopf und schaute in blutrote Augen, die mich besorgt ansahen.
„Nein, alles...okay", sagte ich nach kurzem Zögern, und bemühte mich, gelassen zu klingen.
Dark wirkte nicht überzeugt, und Kuro legte den Kopf leicht schief und sah mich mit einem Ausdruck in seinen Augen an, den ich nicht deuten konnte. Dann setzte Kuro sich plötzlich auf den Rand der Matratze, direkt neben Dark, streckte eine Hand aus und legte sie auf meine Brust.
Einen Augenblick lang sahen wir einander schweigend an, bis er sich abrupt vorbeugte, um mir ins Ohr zu flüstern: „Sei unbesorgt, du bist für Dark, sowohl für mich, etwas ganz besonderes."
Seine Stimme ließ keine Zweifel darüber aufkommen, wie ernst er seine Worte meinte, und ließ mir die Röte ins Gesicht kriechen.
Kuro hob die Hände und umfing mein Gesicht. „Linkilein, dir ist das wahrscheinlich gar nicht bewusst, aber... ich habe dich damals vor Akemis Link gerettet."
„Du...du hast mich damals vor... Akemis Link... gerettet?", wiederholte ich so leise, dass ich noch nicht einmal sicher war, ob er es hören konnte.
„Ja..." Unsere Nasenspitzen berührten sich, und ich spürte seinen warmen Atem, der gegen meine Lippen schlug. „und ich würde es jederzeit wieder tun, denn du bist anders als die anderen Links."
Ich schluckte ein nervöses Lachen hinunter. „A- Anders?"

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