Kapitel 5

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-ELLA-

Auf einmal legte sich eine Hand auf meine linke Schulter und eine tiefere Stimme sagte vorsichtig. „Kann ich mich neben dich setzen?"

Ich zuckte zusammen. Der mir Unbekannte löste seine Hand von meiner Schulter und begab sich neben mich auf die Bank. Dort blickte ich zum ersten Mal zu ihm. Es war mein Vater. Stumm richtete ich meinen Blick wieder auf die Gleise und zog meine Beine an meinen Körper, in dem sich etwas, wie Hass zusammenbrodelte. Ich wusste selbst nicht, woher er kam, jedoch probierte ich erst nicht ihn zu lindern. Grimmig blickte ich weiter in das dunkle schwarz als er plötzlich anfing mit seiner tiefen Stimme zu sprechen: „Ich muss ein schrecklicher Vater gewesen sein" „Nur kein Interesse zeigen", dachte ich mir und drehte mich demonstrativ von ihm Weg. Er sollte nicht sehen, wie sehr er damit ins Schwarze getroffen hatte. Meine Reaktion hielt ihn jedoch nicht davon ab weiterzusprechen. „Ich weiß, dass Anni eine wundervolle Mutter für dich gewesen sein muss. Jedoch kann auch dass nichts daran ändern, was ich alles versäumt hatte. Es tut mir so leid Ella", dass er meinen Namen sagte und dass auch noch mit so viel Liebe versetzte meinem kalten Herz einen Tiefen Stich, der bis ins warme vordrang und all die Liebe, die ich probiert hatte zu verschließen wieder hervorrief. Meine Tränen nahmen wieder zu und ich drehte mich um und sah in seine Augen, die genau so schokoladenbraun waren wie meine eigenen. „Ich weiß", nuschelte ich und warf mich zum ersten Mal in die muskulösen Arme meines Vaters. Er drückte mich an sich und zusammen gekuschelt blieben wir lange sitzen. Ich löste mich erst von ihm als mein Zug vorfuhr und hielt. „Willst du wirklich gehen?", fragte er leise. Ich dachte nach, jedoch konnte ich jetzt noch nicht gehen. Ich hatte ihn doch gerade erst gefunden. Kaum merklich schüttelte ich den Kopf. Die Kälte, die ich ausgeblendet hatte, überkam mich wieder und langsam fing ich an zu zittern. Er drückte mich enger an sich und meine Arme umklammerten seinen Körper nur noch mehr. „Ich hab' dich so vermisst", flüsterte ich leise. „Ich würde das ja gerne nur zurückgeben, doch bis vor ein paar Stunden wusste ich noch nicht einmal von deiner Existenz.", murmelte er in meine Haare.

„Willst du mit nach Hause kommen?", meinte er. Das letzte mal als ich das Wort nach Hause gehört hatte, war schon eine Ewigkeit her und ich nickte nur zärtlich. Er nahm kurzerhand mich im Brautstyle hoch und lief den weiten Weg zu seinem Auto. Auf dem Weg dahin merkte ich schon, wie mich die Müdigkeit überrannte. Meine Augenlider wurden immer schwerer und fielen des Öfteren kurz zu, nur um dann sofort wieder hoch zu schnellen. Direkt vor dem Eingang des Bahnhofes stand ein Auto, in dem schon eine ältere Frau und ein jugendliches Mädchen saßen. Wincent beugte seinen Kopf zu mir und flüsterte: „Schlaf ruhig meine Prinzessin" war ich nach dieser kurzen Zeit schon seine Prinzessin? Liebte er mich so sehr? Ein leichtes Lächeln stahl sich auf meine Lippen und ich blickte noch einmal in seine Augen.

Die nächsten Minuten nahm ich nicht wahr. Als wir nur noch ein paar Meter von dem Auto entfernt wahren, öffneten sich die Türen und die zwei Personen stiegen aus. Mit schnellen Schritten kamen sie auf uns zu. „Wie geht es ihr?", fragte die ältere. Die jüngere, die sich später als Wincent's Schwester herausstellte, blickte mich nur sorgenvoll an. „Ich weiß es nicht", antwortete mein Vater, Sorge schwang in seiner Stimme mit. Die beiden liefen mir ihm die letzten Schritte auf das Auto zu, wo er mich vorsichtig auf den Beifahrersitz absetze und anschnallte. Die anderen beiden nahmen auf der Rückbank Platz und Wincent setzte sich hinter das Steuer. Während der Fahrt driftete ich langsam in das Land der Träume und das letzte, was ich merkte, war wie mich jemand hochhob und in ein Haus trug.

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