-Levis Sicht-
Kenny zog sich seine Jacke aus und hing sie über den Stuhl, bevor er seine Ärmel hochkrämpelte und auf mich zukam. Er zog mich an meinem Kragen in die Mitte des Raumes und drückte mich zu Boden. Mein Rücken berührte das kalte Laminat und mir fehlte die Kraft, aufzustehen.
,,Willst du mir wieder die Fresse polieren?", brachte ich hervor und blickte in die kalten Augen dieses Mannes. ,,Deine große Klappe bringt dich nur in Schwierigkeiten. Du kannst deinen Stolz nicht für einen Moment ablegen, oder? Dein Vater war genauso wie du."
,,Einen Scheiß war er!", zischte ich. Kenny erwiderte meine Worte mit einem Tritt in meine Magengrube. ,,Du solltest ihm dankbar sein; er hat dich am Leben gelassen und dich bei ihm aufgenommen."
,,Dankbar?! Scheiße, hast du überhaupt eine Ahnung, wie es war, mit diesem Bastart unter einem Dach zu leben?!", brachte ich hervor. Ich würde diesen Mann zur Strecke bringen, sobald ich die Möglichkeit dazu hatte. ,,Ein Ackerman ist sehr wertvoll, Levi. Du warst schon als Kind sehr talentiert. Ich wollte, dass du meinen Platz einnimmst."
Ich bekam wieder einen Tritt in meine Magengrube. Kenny holte mit seinem Bein weit aus. Ich wollte mich mit meinen Armen schützen, aber die Seile, mit denen ich gefesselt wurde, hinderten mich daran. Ein Schmerz durchzog meinen Körper und für einen Moment wurde mir schwarz vor den Augen.
,,Es ist fast schon schade, dich umzubringen. Aber du hast den Namen unserer Familie in den Dreck gezogen, du weißt ganz genau, was mit solchen Leuten passiert", fuhr Kenny fort. Dieses Mal war es mein Gesicht, gegen das er trat. Ich spuckte Blut - Mein Zahnfleisch blutete.
Kenny kniete sich zu mir und betrachtete mein Gesicht. Es war voller Blut, meine Lippe war aufgeplatzt und mein Zahnfleisch verletzt. Nicht nur Kenny würde mich für die nächsten Tage quälen sondern auch seine Leute.
Mit einem Mal packte er mich an meinem Haar und riss meinen Kopf zurück in den Nacken.
,,Deine Narbe ist verheilt wie ich sehe", flüsterte er gegen meine Haut. Ich hörte das Aufklappen seines Taschenmessers, das mir bekannt war. ,,Wie wäre es, wenn wir dir noch eine Narbe hinzufügen? Dieses Mal steche ich auch dein Auge aus."
Ich versuchte mich von den engen Seilen, die um meinem Körper lagen, zu befreien - vergebens. Kenny setzte die Spitze des Messers auf meine Haut. Sie zerschnitt mein Fleisch. Zuerst fuhr er mit dem Messer über meine Augenbraue, dann näherte er sich meinem Augenlid.
Er war es gewesen, der mir die andere Narbe zugefügt hatte. Sie verlief von meiner Augenbraue über mein Augenlied bishin zu meinen Lippen. Es war ein schrecklicher Anblick.
Ich sah das Messer über meinem Auge schweben. Kenny hatte bereits das letzte Mal mein Auge austechen wollen, aber es war dann nur bei einer einfachen Narbe geblieben. Zuerst ein Auge, dann eine Hand... Zum Schluss mein Leben.
,,AUFHÖREN!!!"
Ich schloss meine Augen und ließ die Luft in meiner Lunge entweichen. Hatte ich ihm nicht gesagt, er solle schweigen, wenn nicht er es war, der verletzt wurde? Eren.
,,Du möchtest, dass ich aufhöre?", hakte Kenny nach. Er ließ von mir ab und ging auf Eren zu. Er löste ihn von der Wand und zog ihn ebenfalls in die Mitte des Raumes. Erwin hielt seine Augen geschlossen und seinen Blick gesenkt. ,,Wenn ich bei ihm aufhöre, dann mache ich bei dir weiter."
Eren schluckte hart und sah mir in die Augen. ,,Lass ihn in Frieden, Kenny. Er hat dir nichts getan, er wusste nicht, in was für 'ner Scheiße ich stecke. Er hat eine große Klappe, das ist alles." Ich log mit jedem meiner Worte. ,,Warum lässt du deinen Freund nicht sprechen?"
,,Also, Eren", fuhr Kenny fort und legte das Messer an die obere Hälfte seiner Augenbraue, ,,ich gehe sehr gerne Kompromisse ein. Dein Auge für Levis. Einverstanden?"
Blut lief über Erens Gesicht. Kenny stoppte an seinem Augenlid. Eren zitterte am ganzen Körper, aber er gab keinen Ton von sich. Tränen sammelten sich in seinen Augen und sein Blick war auf das Messer gerichtet. Was würde ich tun, wenn diese blaugrünen Augen verletzt werden würden?
,,Die Entscheidung liegt ganz bei dir, Eren", erinnerte ihn Kenny. ,,Eren, sei nicht dumm. Levi hält viel mehr aus als du", sprach Erwin. Bevor ich einschreiten konnte, wurde die Tür geöffnet. Ein Mann kam rein und bat Kenny aus dem Raum zu kommen. ,,Glück gehabt ihr beiden." Er ließ von uns ab und schloss die Tür hinter sich ab.
Ich blickte wortlos in Erens Gesicht. Tränen fielen zu Boden und auch das Blut fand ihren Weg nach unten. Obwohl ich sehr viel schlimmer zugerichtet war, schmerzte es mir viel mehr, Eren leiden zu sehen.
,,Scheiße... hatte ich Angst", brachte er hervor. ,,Wenn ich nicht gefesselt wäre, würde ich dir eine reinhauen. Was denkst du dir dabei, Eren?! Du hast gesehen, wozu dieser Mann in der Lage ist!" Ich war wütend. Aber nicht auf Eren. Ich war wütend darüber, dass ich weder ihn noch Isabel, Erwin oder Furlan beschützen konnte. Ich hatte versagt.
Und Hanji war irgendwo dort draußen - ganz alleine.
,,Ich wollte nicht, dass er dich wieder verletzt. Du sagtest, dass du an deine tote Familie denkst, wenn du in den spiegel blickst und deine Narbe siehst... Ich wollte nicht, dass er dir wieder eine Narbe verpasst, die mit schlimmen Erinnerungen verbunden ist. I-Ich habe instinktiv gehandelt. Ich...." Erens Stimme brach und seine Worte berührten mich.
,,Ich hätte das selbe für dich getan", erwiderte ich. Meine Stimme war so leise, dass Erwin meine Worte nicht hörte. Eren sah mich mit großen Augen an. Seine roten Wangen wurden röter und seine Gesichtszüge entspannten sich.
Während ich in die Augen dieses Mannes blickte, wurde mir klar, dass ich ihn in mein Herz geschlossen hatte. Wer wusste schon, ob wir es lebend hier raus schafften und ich ihn in meinen Armen halten konnte?
Mein Schicksal war es, jeden zu verlieren, den ich liebte.
Vielleicht war Hanji auch schon tot. Ich sah in Erens Augen, dass er die Hoffnung noch nicht aufgegeben hatte. Selbst dann nicht, als ihm bewusst geworden war, dass das Militär - die Regierung nicht hierher kommen und uns helfen würden.
Dieser Mann, der vor mir kniete und sich schützend vor mich gestellt hatte, war jemand, der selbst in solchen Zeiten hoffte und nicht aufgab. Ich wünschte, dass ich die Unschuld, die ihn umhüllte, noch besaß.
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Es kommt jetzt höchstens nur noch jeden 2. Tag ein Kapitel, weil ich es nicht mehr schaffe, jeden Tag ein neues Kapitel zu schreiben wegen Schule und Arbeit.
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Monster [Ereri/Riren]
FanfictionEines Nachts wird Eren Jäger von lauten Sirenen, die die Bevölkerung vor Gefahren warnen, aus dem Schlaf gerissen. Kurz darauf stellt er entsetzt den Grund für die plötzlichen Warnsignale fest - in Shiganshinas Straßen laufen menschenähnliche Kreatu...