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-Erens Sicht-

Wir machten uns wieder auf den Weg, nachdem wir eine Pause in einem kleinen Supermarkt gemacht hatten. Levi ging vor mir her und mein Blick war auf ihn gerichtet und nicht auf meine Umgebung.

Ich spürte immer noch ein angenehmes Kribbeln in meinen Lippen. Ich berührte sie sanft und ließ meinen Blick nicht von Levi ab. Wir hatten keinen Sex gehabt in dem Lager. Levi wollte zuerst in Armins Wohnung... in ein warmes Bett.

Ich hatte ihn nicht gefragt, welchen Part er bevorzugte, wie er es gerne mochte. Ich würde auch der aktive Teil sein, wenn er das wollte, aber ich vermutete, dass das nicht der Fall war.

Es verging einige Zeit. Wir machten kurz vor Sonnenaufgang wieder eine Pause in einem Geschäft, das in einem Bahnhof lag. Dieses Mal war es ein Café. Ich legte mich auf die gepolsterte Bank und schlief, während Levi Wache hielt, danach wechselten wir uns ab. Und dieses Mal nutzte ich die Tatsache, dass Levi seine Augen geschlossen hielt, nicht wieder schamlos aus.

Ich hatte ihn in dem kleinen Supermarkt geküsst, als ich mich um seine Wunden gekümmert hatte. Es war nur ein kleiner Augenblick gewesen, aber ich war mir sicher, dass Levi den Kuss bemerkt hatte. War ich zu weit gegangen?

Gegen Mittag beschlossen wir eine Kleinigkeit zu essen. Kalte Dosennudeln mit Soße. Sie schmeckten viel besser als kalte Dosensuppe. Nach dem Essen spielten wir ein Kartenspiel, das ich mitgehen lassen hatte und als die Sonne unter ging, machten wir uns wieder auf den Weg.

Wenn alles glatt lief, würden wir diese Nacht in Trost ankommen. Ich ging neben Levi entlang und beleuchtete die Umgebung.

Hier unten war es dunkel und kühl und unsere Schritte hallten im Tunnel nach. Vor uns stand eine Bahn, ein paar der Fenster waren eingeschlagen. Ich schluckte, als ich Blut und Körperteile auf dem Boden liegen sah. Der Geruch der Leichen war grauenvoll und mir wurde schlecht.

,,Bleib dicht hinter mir", hörte ich Levi sagen. Ich tat, was er sagte und umfasste meine Pistole mit meiner rechten Hand. Wir fanden keine Monster, nur Blut und ein paar Leichen. Vielleicht hatten es ein paar Menschen geschafft, zu flüchten und nicht als Futter für diese Kreaturen zu enden.

Ich presste meine Lippen aufeinander, als ich an die Menschen aus Quinta und Shiganshina dachte, die Sicherheit gesucht hatten und vom Militär kurz vor der Hauptstadt erschossen wurden waren. Ich war froh darüber, nicht mit Hanji und Levi mitgegangen zu sein.

Levi hatte erzählt, dass die Leichen von Soldaten den Monstern zum Fraß geworfen wurden, damit sie sich nicht die Mühe machen mussten, die Leichen selbst zu entsorgen. Ich wollte nicht glauben, dass jemand zu so etwas Grauenvollem in der Lage war... Sie ließen die armen Menschen nicht zu den Evakuierten.

Wir gingen zwischen der Wand und der Bahn entlang und ich schaute immer wieder nach hinten aus Angst, dass wir ein Monster, der sich in der Bahn versteckt hatte, übersehen hatten. Monster. Eren.

,,Levi", stieß ich mit einem Mal hervor. Der Schwarzhaarige sah mich an. ,,Als du das Monster erschossen hast... hast du etwas gehört?", wollte ich wissen. Levi runzelte die Stirn. ,,Was soll ich gehört haben?", hakte er nach.

,,Ich hatte das Gefühl, dass das Monster versucht hat, zu sprechen. Es klang viel mehr wie ein Stöhnen, aber es hat versucht Worte zu bilden." Ich wollte, dass Levi mir sagte, dass ich mir das eingebildet hatte, aber das tat er nicht. ,,Und es hat mich angestarrt, anstatt mich zu fressen."

Der Griff um meine Taschenlampe wurde fester. Was zur Hölle war an diesem Tag passiert?

,,Du willst mir sagen, dass dieses Teil mit dir geredet hat?" Levi blieb mit einem Mal stehen und sah mich an. ,,Ich...", begann ich, ohne zu wissen, was ich Levi überhaupt antworten wollte. ,,Ich denke, es hat meinen Namen gesagt."

,,Deinen Namen?", hakte Levi nach, woraufhin ich schwieg. Aus Levis Mund klang das ziemlich dämlich. ,,Vergiss das wieder, ich war müde. Ich habe mir wahrscheinlich Dinge eingebildet", entgegnete ich. So musste es gewesen sein - Meine Sinne hatten mir wegen meiner Angst etwas vorgespielt.

Levi ging nicht weiter darauf ein, auch wenn ich das Gefühl hatte, dass er mir noch etwas hatte sagen wollen. Wir setzten unseren Weg fort und kamen endlich in Trost an.

Levi und ich verließen den Bahngleis und gingen die Treppen hoch an die Oberfläche. Es war noch dunkel, draußen liefen Monster umher und die Angst, dass wir von einer Drohne entdeckt würden, war groß.

Levi und ich hielten uns versteckt, wir schossen nicht, wenn wir es nicht mussten und blieben weitgehend unbemerkt. ,,Dort ist Armins Haus", sagte ich und deutete auf das kleine Haus, das in einer wunderschönen Nachbarschaft stand. Ich lächelte, als ich es sah.

Als die Luft rein war, liefen wir auf Armins Haus zu. In seinem Garten hatte er einen Schlüssel versteckt, den ich an mich nahm. Levi sah mich an. ,,Er versteckt seinen Schlüssel unter einem Stein am Gartenhaus und du direkt unter deiner Fußmatte", sagte Levi amüsiert.

Ich öffnete die Tür und gewehrte Levi und mir Eintritt.

Endlich.

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Monster [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt