-Erens Sicht-
Levi und Isabel waren nicht bei uns. Erwin und ich wurden in einen separaten Raum gebracht. Genau genommen war es eine Zelle. Wir hatten eine Toilette, zwei Betten und ein Gitter vor unserer Nase.
Es war mitten in der Nacht. Zumindest glaubte ich das, immerhin befanden wir uns unter der Erde. Ich war totmüde, aber ich bekam kein Auge zu. Isabels Schreie hielten mich wach. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie aufgeben und die schlimmen Dinge, die sie ihr antaten, über sich ergehen lassen würde.
Und Levi?
Ich wusste nicht, wo er war.
,,Wie geht es deinem Arm, Erwin?", fragte ich den Mann, der im Bett gegenüber von mir saß. Er wurde vorhin verarztet. Die Patrone wurde entfernt und er hatte eine Bandage angelegt bekommen. ,,Er tut nur weh, wenn ich ihn bewege. Ich spüre ihn nicht mehr wirklich."
Auch die kleine Schnittwunde, die Kenny mir zugefügt hatte, wurde verarztet. Ich würde das selbe auch für dich tun. Ich schloss meine Augen und dachte über Levis Worte nach.
,,Du hast echt Mumm, dich gegen Kenny zu stellen, Eren. Deine Worte, die an Levi gerichtet waren, haben mich berührt. Ich bin mir sicher, dass ihm deine Worte sehr viel bedeuten", hörte ich Erwin sagen. Ich zögerte, bevor ich sprach: ,,Gibt es niemanden, der Levi jemals geliebt hat?"
,,Levi hat es nie so weit kommen lassen, dass sich Gefühle entwickeln konnten", erklärte Erwin. Ich legte meine Hände in meinen Schoß und senkte meinen Blick. Levi hätte sich viel mehr bemühen sollen.
,,Und wenn ich dir sage, dass es dafür bereits zu spät ist?" Als ich diese Worte über meine Lippen brachte, herrschte Stille. Nicht einmal meinen Herzschlag hörte ich. Isabels Schreie waren ebenfalls verstummt.
,,Dann werde ich dich eigenhändig umbringen, wenn du ihm sein Herz brichst." Erwins Worte waren klar und deutlich. ,,Nach allem, was wir durchgemacht haben?", hakte ich nach. Ich würde mich viel eher erschießen, bevor ich Levis Herz brechen könnte. Dieser Mann vertraute mir. Ich könnte ihn nicht einfach hintergehen.
,,Ich kenne Levi. Ich weiß, wie er Freunde und Fremde behandelt und ich weiß auch, wie er mit dir umgeht", antwortete Erwin, ,,er ist sehr glücklich in deiner Nähe."
Schritte ertönten und sie wurden immer lauter. Ich öffnete meine Augen und erkannte Isabel, die in die Zelle gestoßen wurde. Das wenige Licht reichte aus, um erkennen zu können, dass sie Verletzungen überall auf ihrem Körper trug.
Sie war nackt.
Ohne auch nur einen weiteren Gedanken zu verlieren, erhob ich mich aus dem Bett und zog mein Oberteil aus. Ich legte es über ihre Schultern, ohne sie zu berühren und wandte meinen Blick von ihr ab. Der Mann, der sie in die Zelle gestoßen hatte, verschwand wieder. Ich hörte ihn lachen und wieder wurde mir bewusst, wie grauenvoll diese Welt doch sein konnte.
Ich zog meine Schuhe aus und dann meine Hose. Es machte mir nichts aus, leicht bekleidet unter Männern zu sein. Ich war nicht ihr Ziel, sie würden mich nicht weiter beachten. Aber Isabel wollte ich nicht das Gefühl geben, eine Zielscheibe zu sein. Sie war eine Frau.
Ich wandte meinen Blick wieder zu Isabel. Das Oberteil lag immer noch auf ihren Schultern. Erwin nahm es ihr ab und half ihr, sich anzuziehen. Auch er senkte seinen Blick.
,,Die Hose solltest du selbst anziehen, Isabel", sagte Erwin, als ich ihm meine Hose überreichte. ,,Es gibt nichts mehr, was ich zu verstecken hätte... M-Mir tut alles weh." Ihre Worte rissen mein Herz in tausend Stücke. Isabel hatte ihre Arme um ihren Körper gelegt und weinte.
,,Du musst stark bleiben, Isabel", flüsterte Erwin ihr zu. Isabel sagte kein Wort mehr. Erwin half ihr auf die Beine, aber als Isabel versuchte, zu stehen, knickte sie ein. Das Oberteil verdeckte nur ihre Brüste. Ich sah die Wunden an ihren Beinen und an anderen Stellen. Meine Augen füllten sich mit Tränen.
Erwin hielt sie fest und brachte sie zu seinem Bett. Isabel setzte sich und Erwin zog ihr die Hose an. Die Sachen passten fast perfekt. Die Hose würde vielleicht rutschen, aber der Gürtel hielt sie fest.
Erwin ließ Isabel los und gab ihr etwas Freiraum, dann wandte er sich mir zu und zog das Shirt über seinen Kopf, das er trug. Er warf es mir zu und setzte sich auf mein Bett. Ich zog es an und nahm neben ihm Platz. Ich wischte die Tränen weg, die über meine Wangen liefen und blickte zu Isabel.
Sie lag zusammengekauert auf dem Bett und hatte uns den Rücken zugedreht. Sie weinte.
,,Sie haben Levi in den Raum gebracht, in dem ich war", hörte ich Isabels schwache Stimme sagen. Bitte nicht. ,,Sie haben ihn gezwungen, zuzusehen." Mein Magen drehte sich und ich brauchte einen Moment, um das, was sie sagte, zu verarbeiten. Isabel würde ihm nie wieder unter die Augen treten können.
,,I-Ich bin froh darüber, dass es Levi war und nicht Furlan."
Ich wollte aufstehen und zu Isabel gehen, doch Erwin hielt mich zurück und schüttelte den Kopf. Ich setzte mich zurück auf das Bett und senkte meinen Blick. Es vergingen ein paar Minuten und ich merkte nicht, dass mir meine Augen zufielen.
Am nächsten Morgen lag ich alleine in dem Bett. Erwin lag nicht neben mir, falls er überhaupt neben mir geschlafen hatte. Ich setzte mich auf und sah Erwin auf dem Bett sitzen, in dem Isabel geschlafen hatte - Aber von ihr fehlte jede Spur. Ich hielt für einen Moment inne, als ich Levi neben Erwin sitzen sah.
Bitte nicht.
Als Levi seinen Blick hob und ich ihm in sein Gesicht blicken konnte, erkannte ich, dass seine Lippen aufgeplatzt waren. Sein Auge war blau und angeschwollen und sein Hals war rot. Ich wollte nicht wissen, was sich unter seiner Kleidung, die völlig dreckig war, verbarg. Was hatten sie ihm nur angetan?
Wie viele Narben er wohl davontragen würde?
Tränen stiegen in meine Augen und ich fiel im nächsten Moment in die Arme dieses Mannes. Ich fiel kraftlos vor ihm auf die Knie, vergrub mein Gesicht in seinem Schoß und legte meine Arme um ihn. Meine Muskeln entspannten sich und jegliche Energie wisch aus meinem Körper.
Keiner sagte ein Wort und ich wagte es nicht, Levi loszulassen. Mein Herz wurde von Wärme umhüllt und für einen kleinen Moment fühlte ich mich sicher und geborgen.
,,Ich hatte Angst um dich."
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Ich dachte die letzte Staffel von Aot käme Ende August raus, aber anscheinend doch nicht💀
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Monster [Ereri/Riren]
FanfictionEines Nachts wird Eren Jäger von lauten Sirenen, die die Bevölkerung vor Gefahren warnen, aus dem Schlaf gerissen. Kurz darauf stellt er entsetzt den Grund für die plötzlichen Warnsignale fest - in Shiganshinas Straßen laufen menschenähnliche Kreatu...