-Levis Sicht-
Als ich meine Augen öffnete, war Eren nicht mehr bei mir. Ich setzte mich auf und schaute mich um, als ich dann das Licht seiner Taschenlampe hinter der Treppe entdeckte. Ich runzelte meine Stirn. Da stimmte etwas nicht.
Ich erhob mich von der Bank und umgriff meine Pistole. Mit schnellen Schritten ging ich auf das Licht zu und entdeckte Eren auf dem Boden sitzen... vor ihm ein Monster.
,,Eren!"
Ich feuerte einen Schuss ab und tötete das Monster. Wut stieg in mir auf. Ich zog Eren auf die Beine, bemerkte, dass er nicht blutete, und stieß ihn dann mit voller Kraft von mir. Er stolperte und fiel zu Boden.
Sofort bereute ich mein Handeln und kniete mich zu ihm. Eren sah mich mit weit aufgerissenen Augen an.
,,Scheiße, was machst du hier?! Wieso hast du nicht geschossen!" Ich berührte seine Wange und sah ihn an. ,,Habe ich dich verletzt? Hast du Schmerzen?" Eren antwortete mir nicht sofort. Er schüttelte den Kopf und erhob sich vom Boden.
Er nahm seine Pistole, die auf den Boden gefallen war, und seine Taschenlampe in die Hand und senkte seinen Blick. ,,Ich habe dich schon wieder in Gefahr gebracht" Erens Hände zitterten. ,,Es tut mir leid, Levi", brachte er hervor.
Ich wandte meinen Blick zu der Kreatur, die auf dem Boden lag. Kurze schwarze Haare, hellbraune Augen und ein starrer Blick, der auf Eren gerichtet war.
Wir gingen zurück zu der Bank. Dieses Mal war es Eren, der sich hinlegte und schlief. Ich setzte mich auf den Boden und betrachtete sein Gesicht. Dann seine Brust und schließlich seine schmalen Finger. Ich hielt seine Hand, lehnte meinen Kopf gegen seinen Körper und lauschte ihn atmen.
Was wäre passiert, wenn ich nicht wach geworden wäre? Hätte ich dann Erens Leiche vorgefunden? Sein Blut und seinen Körper?
Nur noch ein paar Stunden, dann würden wir in Trost sein... gemeinsam in einem Bett schlafen und darauf hoffen, dass all das endlich ein Ende fand.
Nachdem Eren wach war, aßen und tranken wir eine Kleinigkeit und setzten unseren Weg fort. Wir machten immer wieder kleine Pausen und kurz bevor die Sonne aufging, verließen wir den Bahngleis.
Oben beim Bahnhof gab es ein kleines Lebensmittelgeschäft, dessen Tür offen stand. Eren und ich betraten das Geschäft und machten uns im Pausenraum bequem. Es gab zwei Toiletten, Eren benutze die eine und ich die andere. Dass die Spülung nicht funktionierte, ignorierten wir.
Das Lager funktionierten wir zu einer Dusche um. Wir nutzen das Trinkwasser und die Hygieneartikel des Ladens und machten uns frisch. Während Eren im Lager war, saß ich vor der Tür und achtete darauf, dass kein Monster den Laden betrat. Es liefen vereinzelt ein paar umher und so wie es aussah, hatte ich mit meiner Vermutung Recht gehabt.
Nachts kamen sie aus ihren Löchern und Tagsüber verkrochen sie sich wieder in ihnen. Sie suchten einen Weg zu den unterirdischen Bahngleisen, von denen Eren und ich eben gekommen waren.
Ich hörte, wie das Wasser zu Boden prasselte und der Gedanke daran, dass Eren keine Kleidung trug, ließ mich nicht los. Ich schämte mich für meine Gedanken und wünschte, an etwas anderes denken zu können. Es waren Monate vergangen, seitdem ich das letzte Mal einen Mann berührt hatte. Monate.
Als Eren die Tür öffnete, stand er nur in Boxershorts vor mir. Seine Kleidung und seine Schuhe hielt er in seinem Händen. Wasser perlte von seiner Haut und seine nackten Füße berührten den Boden.
,,Es gibt nichts, womit ich mich abtrocknen kann", erklärte er. Ich nickte und betrat das Lager. ,,Lass die Tür offen, ich möchte früh genung mitbekommen, wenn wir wieder in Gefahr sind", sagte ich.
Eren saß vor der Tür, während ich mich wusch. Ich erwischte ihn zweimal dabei, wie er seinen Kopf leicht wandte und mich aus seinen Augenwinkeln ansah. Ich war mir sicher, dass auch er Gedanken hatte, für die er sich schämte.
Nachdem ich fertig war, wartete ich ein paar wenige Minuten, bis meine Haut halbwegs trocken war und zog mir dann meine Boxershorts über. Ich verließ das Lager, das fast vollständig unter Wasser stand. Der Boden war nass und rutschig.
,,Levi-"
Erens Stimme brach, als er meine nackte Haut sah. Sie war nicht nur voller Narben. Ich hatte unzählige Blutergüsse und Schnittwunden. Mein Oberkörper schmerzte. Die Tritte in meine Magengrube hatte ich nicht gut verkraftet. ,,Es sieht schlimmer aus als es ist. Mach dir bitte keine Sorgen", log ich. Ich wollte nicht, dass Eren an mein Leid dachte.
Eren senkte seinen Blick und sagte kein Wort. Seine Lippen zitterten und ich befürchtete, dass er weinte. Ich zog meine restliche Kleidung an und ging mit Eren zurück in den Pausenraum. Wir setzten uns an den Tisch und sahen uns an.
,,Haben sie dich nur getreten und geschlagen?", wollte Eren wissen. Ich hob eine Augenbraue. ,,Glaubst du, ich verheimliche dir etwas?" Eren zuckte mit den Schultern. ,,Vielleicht gibt es etwas, das zu schrecklich wäre, mir zu erzählen." Ich schmunzelte. ,,Ich verheimliche dir nichts, Eren."
Mein Gegenüber nickte und öffnete die Tasche, in der unser Erste-Hilfe-Koffer war. Eren holte Desinfektionsmittel, eine Tube und Verband hervor. Dann setzte er sich näher zu mir und legte mir ein neues Verband um meine Hand an. Ich zog scharf die Luft ein.
,,Tut mir leid", sagte Eren, als er glaubte mich verletzt zu haben. Er berührte mich so zärtlich, dass er mich nicht verletzen könnte. Dann war es meine Wunden im Gesicht, die er eincremte, mein Augenlied und meine Lippen. Er berührte sie mit seinen Fingerkuppen und für einen Moment schloss ich meine Augen.
Es war fast schon so, als ob er nicht von meinen Lippen ablassen konnte.
Ich spürte, wie Eren seine Finger von meinen Lippen nahm. Stattdessen spürte ich etwas anders, etwas warmes und weiches auf ihnen. Als ich meine Augen öffnete, wandte sich Eren von mir ab und versteckte seine roten Wagen vor mir.
,,Hälst du es noch bis nach Trost aus?", fragte er schamlos. Mit dem letzten Bisschen Kraft, die mir noch blieb, beugte ich mich zu Eren. Er lächelte schwach. ,,Das letzte Mal, als ich mit dir schlafen wollte, hast du mich gefragt, ob ich nach Ablenkung suche, weil Furlan an diesem Tag gestorben ist..."
,,Ich möchte mich nicht ablenken", erwiderte Eren mit fester Stimme. Ich lehnte mich wieder zurück in den Stuhl und beobachtete meinen Gegenüber.
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Monster [Ereri/Riren]
FanfictionEines Nachts wird Eren Jäger von lauten Sirenen, die die Bevölkerung vor Gefahren warnen, aus dem Schlaf gerissen. Kurz darauf stellt er entsetzt den Grund für die plötzlichen Warnsignale fest - in Shiganshinas Straßen laufen menschenähnliche Kreatu...