09 - she sells sanctuary

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"The sparkle in your eyes
Keeps me alive
And the sparkle in your eyes
Keeps me alive, keeps me alive"

the cult - she sells sanctuary

"Liaaa!" Amelia verdrehte bei dem lang gezogenen Klang ihres Namens die Augen, griff nach ihrem Rucksack und trat aus ihrem Zimmer. Aufmerksam sah sie zu ihrem Onkel, der Kaffee trinkend mit dem Rücken zu ihr am Küchenfenster stand. Gescheucht wanderte ihr Blick zur Wanduhr. Zur Eile treiben, wollte er sie nicht. Sie hatte noch 15 Minuten Zeit.

"Guten Morgen." sagte sie freudig und betonte jede Silbe. "Hast du gut geschlafen?" Jim reagierte nicht auf ihre Frage. Er nickte nur aus dem Fenster.

"Kannst du mir sagen, was das soll?" Sie trat zu ihm und sah bloß aus dem Augenwinkel Eddies Van im Hof stehen. Sie goss sich eine Tasse Kaffee ein und führte sie zum Mund.

"Eddie holt mich ab." erklärte sie etwas verwirrt. Eddie holte sie beinahe täglich ab. Jim kannte ihn seit er ein kleines Kind war, deshalb wunderte sie die Frage so.

"Und der andere?" fragte Hopper streng und Amelia zog die Augenbrauen zusammen.

"Der andere? Er muss noch Dustin eingesammelt haben. Was weiß ich denn?" fragte sie, trat dichter neben ihn und schaute aus dem Fenster. "Was zum-" Sie brach ab, als sie sah, was genau Jim so irritierte. Es lag nicht an Eddie oder seinem Van. Auf dem Zufahrtsweg zur Hütte standen zwei Autos. Billys blauer Camaro und Eddies zerbeulter Van. Beide Besitzer lehnten rauchend an ihren Motorhauben und Amelia konnte sich nicht entscheiden, welcher von beiden genervter drein schaute. Sie legte den Kopf schief.

"Wer ist das?" fragte Jim.

"Billy. Er ist neu an der Schule." antwortete sie und pfückte das Sandwich aus seiner Hand, um herzhaft hinein zu beißen. Sie würde einen Teufel tun und ihn darüber in Kenntnis setzen, dass sie ihn aus Kalifornien kannte. Im schlimmsten Fall würde er sie wieder an die kurze Leine legen und ihr außer Schule und Arbeit alles andere verbieten.

"Nachname?" Jim Hopper hatte niemals Feierabend, besonders nicht dann, wenn ein seltsamer neuer Junge seine Nichte abholen wollte.

"Hargrove." gab sie mit vollem Mund zurück und wischte sich die Mayonnaise aus dem Mundwinkel.

"Und ihr versteht euch?" wollte er dann nach einem weiteren Blick auf den jungen Mann wissen. Seine Erscheinung missfiel ihm. Das Haar war zu verwegen frisiert, das Hemd zu weit aufgeknöpft und die Hose zu eng. Er sah aus wie der schlimmste Alptraum aller Eltern und überhaupt nicht wie einer, den Amelia mögen könnte.

"Kann man so sagen." antwortete sie und verschlang den letzten Bissen des Sandwiches und spülte es mit dem Kaffee herunter.

"Und warum ist er hier?" wollte Jim wissen und sah seine Nichte eingehend an.

"Keine Ahnung, frag ihn doch." gab sie schnippisch zurück und griff nach ihrer Jacke. "Ich arbeite heute nach der Schule, also keine Angst. Ich stell nichts Dummes an." sagte sie zum Abschied und trat auf die Veranda. Auf dem Plateau band sie noch ihre Schuhe.

"Wir langsam Zeit. Komm jetzt!" forderte Billy, warf seine Zigarette weg und öffnete die Tür zur Fahrerseite des Camaros. Amelia setzte sich in Bewegung, aber sie ging nicht zu Billy. Sie ging auf Eddie zu und umarmte ihn zur Begrüßung. Ihr blieb nicht verborgen, wie er sich unter ihrer Berührung versteifte. "Lia! Wir kommen zu spät!"

"Fahr ruhig. Ich hab meine Mitfahrgelegenheit." entgegnete sie und Billy biss die Zähne so fest zusammen, dass sein kantiger Kiefer noch stärker hervor trat als sonst.

Hide Your HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt