Chapter 8.

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Ich schlenderte den ganzen Nachmittag nachdenklich durch den Park und setzte mich dort auf eine Bank. In Gedanken verloren beobachtete ich die Menschen um mich herum und schloss einen Moment seufzend meine Augen.
„Mary?"
Erschrocken blickte ich wieder auf und sah in das Gesicht von Matt. „Mensch Matt, Schreck mich doch bitte nicht so."
Lachend sah ich ihn an und rutschte ein wenig, damit sich Matt neben mich setzen konnte.
„Mary was hältst du davon, mich heute auf eine Party zu begleiten?"
„Party?"
„Ja, das Team von The good Doctor veranstaltet eine Party. Sowas wie eine vorzeitige Weihnachtsfeier. Also, was sagst du dazu?"
„Kann Ava mit kommen?"
„Ja klar natürlich."
„Na gut, ich bin dabei."
Matt schenkte mir eines seiner unglaublich attraktiven Lächeln und etwas geschmeichelt senkte ich meinen Blick.

Wenig später fuhr mich Matt nachhause. Wir quatschten viel im Park und auch bei der Heimfahrt. Zuhause angekommen kam mir direkt Ava entgegen gesprungen und sah mich aufgeregt an. „Warum fährt dich Matt statt Nicholas nachhause?"
„Auch dir einen schönen Tag."
„Mary mach es nicht so spannend!"
Ich drängte mich an ihr vorbei und schlenderte nach oben. Dort angekommen, ließ ich mich erstmal auf mein Bett fallen, wo Ava keine Sekunde später ebenfalls Platz nahm. „Wir hatten so viel Spaß." schwärmte ich direkt los und lächelte. „Habt ihr den Kuss geprobt?"
Sofort zog sich wieder alles lustvoll in mir zusammen. Mein Gott, ich wollte am liebsten alles andere auch mit ihm proben.
„Oh ja das haben wir. Statt fünf Sekunden, wie es im Drehbuch steht, wurde es länger. Leidenschaftlich und mit Zunge."
Ich sah sie an und sah dass sie fast platzte vor Neugier und Aufregung. „Oh mein Gott Mary!" quickte sie und packte mich an meinen Armen. „Wie war's?"
„Er küsst unglaublich gut. Ehrlich, noch nie wurde ich so geküsst. Achso übrigens hat uns Matt zu einer Party eingeladen. Sozusagen eine Weihnachtsfeier."
„Hört sich gut an. Du weist, für Partys bin ich immer zu haben. Vielleicht wird ja aus eurer knutscherei noch mehr."
„Ava. Bleiben wir realistisch. Der Mann ist verheiratet und ich will ganz gewiss keine Affäre sein. Und ich möchte auch keiner Frau den Mann ausspannen."
„Kannst du das Wort LIEBE?"
„Ne noch nie gehört."

Wenig später stand ich im Badezimmer und machte mich für den Abend frisch. Mein Körper wurde von heißer, roten Unterwäsche aus spitze geschmückt. Meine hellen blauen Augen wurden dunkel betont und meine Haare gelockt.
Ich zog mir eine enge schwarze Jeans an und ein schwarzes am Bauch kurzes langarm Shirt an und sprühte mir noch etwas Parfüm an mein Dekolleté.
„Mary, Matt ist da!"
„Ich komme."
Schnell schnappte ich mir meine Tasche, ehe ich nach unten zu den beiden ging. „Ich kann es nicht abstreiten. Ihr beide seid die heißesten Frauen überhaupt."
„Schleimer."
„Auf einen schönen Abend. Ich darf ja nicht, da ich fahre. Aber auf euch."
Matt reichte uns zwei kleine pullen voll mit Schnaps und Ava und ich stießen miteinander an. „Auf einen hoffentlich gelingenden Abend."
„Mein Gott ist der Ekelhaft."

„Ihr Amerikaner legt euch ganz schön ins Zeug oder?"
Die Feier fand an einer großen Halle statt und komplett überrascht sah ich mir das Gebäude von außen an. „Gefällt es dir?"
Matt hielt mir eine Zigarette entgegen, die ich dankend nahm und anzündete.
„Ja total."
Im Augenwinkel bemerkte ich Nicholas wie er das Gebäude betrat und sofort kam das schlechte Gewissen zurück. Wie gerne wüsste ich, was er gedacht hatte. Von diesem Tag. Von diesem Kuss.
Ein leises seufzen drang über meine Lippen. Ich musste es vergessen. Es war nur eine Probe für die Serie.

„Also Ladys, möchtet ihr was trinken?"
„Matt, die Frage sollte eher ‚Was möchtet ihr trinken?' heißen."
„Na gut. Also was möchtet ihr trinken?"
„Whiskey Cola bitte."
„Oha Mary, heute gleich so hart unterwegs."
Ja. Anders konnte ich die Gegenwart von Nicholas heute nicht aushalten.

Es vergingen einige Stunden und der Großteil war schon gut angetrunken oder betrunken und auch ich spürte den Alkohol schon etwas gut. Nicholas würdigte mir zu diesem Zeitpunkt den ganzen Abend noch keinen einzigen Blick. Ich wusste ich hatte richtig scheiße gebaut. Egal. Ich musste es mir aus dem Kopf schlagen.

Ich saß einfach da und lachte, während Matt und Ava „tanzten". Im Grunde war es nur lachendes hin und her schaukeln. Ein räuspern neben mir, ließ mich von den beiden abwenden und meine Augen sahen direkt in zwei wunderschöne braune Augen. „Du hast heute dein Handy bei mir vergessen."
Aha. Er sprach also doch mit mir.
„Oh.. danke. An das hab ich überhaupt nicht gedacht. Hast du es mit?"
„Leider nicht nein. Ich wusste nicht dass du auch her kommst. Soll ich es dir morgen bringen? Oder sollen wir es nachher holen? Von hier sind es ja nur drei Minuten zu Fuß."
Schon wieder machte mein Herz einen kleinen Aussetzer. Erneut mit ihm mitgehen. In sein Apartment. Oh Halleluja.
„Weist du, es ist ziemlich dumm dass ich es nicht hier habe. Ich würde gerne mit dir... mit euch Bilder machen. Meine ‚beste Freundin' würde vor Neid platzen."
„Die beste Freundin, die mit deinem Ex zusammen ist?"
„Ganz genau."
„Na dann sollten wir es kurz holen. Was hältst du davon?"
„Aber nur wenn wir nicht wieder Proben. Dafür hab ich heute nämlich echt keinen Kopf mehr."
Kichernd trank ich mein Glas leer, ehe ich von dem Barhocker aufstand. Doch wie es das Schicksal wollte, stolperte ich über meine eigenen Beine und hielt mich an Nicholas fest. Naja dort, wo man sich eigentlich nicht fest halten sollte. Fast dort, wo sein Schritt lag. „Ähm... Sorry..."
Mit einem knallroten Kopf lies ich meine Hand von seinem Schritt ab und ging mit schnellen Schritten zu Ava und Matt.
Mein Gott Mary, das hast du super hinbekommen.
Ich gab Ava und Matt Bescheid und ich werde nie vergessen was für einen Blick Matt in diesem Moment zeigte. Irgendwas aus.. Eifersucht?
„Macht nichts verbotenes."
„Natürlich nicht."

Die kühle Luft ließ mich langsam wieder munter werden. Doch nicht so, dass ich nüchtern wäre. Schweigend klirrten unsere Schritte im Schnee, während wir uns zum zweiten Mal an diesem Tag auf dem Weg zu seinem Apartment machten.
„Es tut mir leid von heute Nicholas."
„Was denn?"
„Naja der Kuss. Er sollte eigentlich nur wenige Sekunden anhalten."
„Nein alles gut Mary. Ich hab etwas blöd reagiert. Wir haben nur geübt. Mehr nicht. In dir steckt viel Talent und vielleicht würdest du groß raus kommen."
„Ach ich weis nicht so recht. Spaß macht es aber echt."
„Überleg es dir. Das Talent hast du. Ich könnte dir helfen."
„Denkst du wirklich?."
Für wenige Sekunden sahen wir uns einfach in die Augen und wieder spürte ich so eine Art Energie zwischen uns. Etwas was sich aufbauen wollte, aber nicht durfte.
„Ja, auf jedenfall."
An seinem Apartment angekommen fuhren wir mit mit dem Fahrstuhl erneut nach oben. „Am liebsten würd ich mich jetzt auf dein gemütliches Sofa schmeißen und schlafen. Aber Alkohol ist auch noch gut und Ava... ne Ava weiß dass ich hier bin."

Kichernd schnappte ich mir mein Handy was auf seiner Couch lag und entsperrte es. Und schwups war meine Laune wieder am Tiefpunkt angelangt. „Ist alles in Ordnung?"
„Ja.. Es ist nur Saras Profilbild."
„Liebst du ihn noch?"
Nicholas Augen musterten mich und ich schüttelte meinen Kopf.
„Nein. Mich verletzt es nur dass sie meine beste Freundin seit dem Kindergarten ist. Aber gut. Wenn sie glücklich ist, soll sie machen.."
„Was hältst du davon, ich mach uns nen Drink und den trinken wir in Ruhe. Danach machen wir ein Foto und gehen zu der Feier zurück."
„Das hört sich gut an."
„Dann setz dich und entspann dich."
Nicholas zwinkerte mir zu und verschwand in der Küche, wo er mir vor wenigen Stunden noch eine heiße Schokolade machte.
Ich schloss ein wenig meine Augen und lauschte der Musik im Wohnzimmer.
„So junge Dame, einmal ein Cocktail."
„Ich danke dir."
Dankend nahm ich das Glas und beobachtete Nicholas wie er sich neben mich setzte. „Auf einen gelungenen Abend."
Wir stießen miteinander an und ich nahm einen großen Schluck davon. „Oh mein Gott."
„Was? Schmeckt er dir nicht?"
„Doch Nicholas. Er ist unglaublich lecker!"
Ein raues lachen drang aus seiner Kehle und sofort war es wieder um mich geschehen. Alles in mir kribbelte. Schnell nahm ich erneut einen Schluck um meinen Kopf kühl zu bewahren.
„Sollen wir ein paar Fotos machen? Extra welche, wo deine Freundin vor Neid platzen wird?"
„Oh glaub mir, die würde schon platzen wenn ich auch nur 5 Meter von dir entfernt stehen würde."
„Noch besser."
Frech grinsend schnappte er sich mein Handy und legte seinen Arm um mich, wodurch er mich eng an sich drückte.
Entspannt legte ich meinen Kopf an seine Schulter und blickte in die Kamera.
Nicholas schoss aus den verschiedensten Winkeln Fotos und gab mir nach einigen Minuten mein Handy zurück.
Sein Arm blieb jedoch um mich gelegt, was meine Nervosität nicht leichter machte.
Ich stellte zwei der Bilder in meinen Status und legte mein Handy wieder bei Seite.
„Danke."
„Nicht dafür."

Schmerzhaftes Verlangen  - Nicholas Gonzalez Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt