Chapter 11.

188 11 2
                                    

„Mary!"
Ava stampfte mit verschränkten Händen in mein Zimmer und sah mich schmollend an. „Es tut mir leid Ava. Nicholas hat mich nachhause gefahren."
„Erzähl mir mehr."
Erschrocken stellte sie fest, dass ich scheinbar geweint haben musste und auch jetzt kämpfte ich mit meinen Tränen.
„Was ist passiert? Hat er dir was angetan?"
Ich schüttelte leicht meinen Kopf und ein leichtes Lächeln bei der Erinnerung an den Kuss, bildete sich an meinen Lippen.
„Wir haben uns geküsst. Mein Gott Ava, es war so heiß und ich konnte diese Spannung zwischen uns spüren... aber dann schrie er mich plötzlich an und warf mich aus dem Auto."
„So ein Arschloch."
„Ich kann es ihm nicht verübeln. Er ist verheiratet Ava. Ich bin einfach nur dumm."
„Nein du bist nicht dumm. Er hätte die Situation nicht ausnutzen dürfen..."
Seufzend setzte sie sich neben mich und nahm mich einfach in meine Arme. Es tat so gut, dass sie mir einfach zuhörte ohne mich zu verurteilen.
Sie wurde wirklich schon zu meiner besten Freundin, wobei man Schwester noch besser sagen könnte.

Am nächsten Morgen fuhr mich Ava zum Studio und wie an dem Tag vorher, flehte ich sie schon beinahe an, mich zu begleiten doch konnte sie auch an diesem Tag nicht. „Am liebsten würde ich alles hin schmeißen."
„Halt stop. Aufgeben ist keine Option Mary. Geh da rein und rock das Ding. Und dann kann Nicholas bleiben wo der Pfeffer wächst."
Ava hatte recht, doch was es schwer mich zu überwinden. Wie sollte ich ihm unter die Augen treten? Ich biss mir fest auf meine Unterlippe, ehe ich dann meine Sachen schnappte und aus dem Auto stieg. „Na gut, bis später Ava."
„Viel Spaß meine Liebe."
„Danke."
Als ich auf das große Gebäude zu ging, schauderte es mich. Ich wusste nicht wie ich reagieren sollte. Am besten ich würde Nicholas so viel wie möglich ignorieren und einfach nur gut überzeugend meine Szenen spielen.
„Guten Morgen Matt."
„Guten Morgen Mary. Lust noch eine zu rauchen?"
„Klar gerne."
Noch mehr als der Streit mit Matt, machte mir diese ungewisse Situation mit Nicholas zu schaffen. Irgendwie war ich schon gar nicht mehr böse. Auf keinen von beiden.
„Ist Nicholas schon da?"
„Ne ich hätte ihn noch nicht gesehen."
Gut. So konnte ich zumindest noch etwas meinen Kopf frei bekommen.
„Guten Morgen."
Nicholas stimme hinter mir lies mich leicht zusammenzucken und ohne dass ich ihn ansah, murmelte ich nur ein leises Morgen.
Ich hatte wirklich überhaupt keine Lust auf smalltalk oder sonst irgendwas. Ich wollte einfach nur nachhause und mich in meinem warmen Bett verkriechen.
Nachdem Nicholas ebenso ohne ein weiteres Wort hinein ging, atmete ich tief und laut aus, ehe ich meine Zigarette zu Ende rauchte. „Ist alles in Ordnung bei euch beiden? Ich dachte ihr versteht euch gut."
„Ach nein alles gut Matt. Ich bin einfach nur müde."
Ich schenkte ihm ein leichtes Lächeln und ging ebenso hinein in das warme Gebäude, wo schon einiges herum gewuselt wurde.
Ohne Nicholas auch nur einen Blick zu würdigen, schenkte ich mir neben ihm einen Kaffee in meine Tasse. Ich fühlte wie er sich anstrengen musste mich zu ignorieren, doch ich ging zur Stylistin bevor er auch nur ein Wort sagen konnte.

Der Tag verging schnell und ich spielte gut. Fast schon perfekt. Niemand bemerkte, wie enttäuscht ich eigentlich von Nicholas war. Oder wie dämlich und kindisch ich mich doch benahm. Ich musste mich zusammen reißen.
„Moment! Da wir noch Zeit haben, würden wir die Szenen zwischen Nicholas und Mary heute schon beenden."
Meine Zähne drückten sich fest aufeinander, als ich einen Moment zu Nichola sah. Also auch die Kussszene. Wenigstens ging diese nur wenige Sekunden und dann brauch ich ihm nicht mehr über den Weg laufen.
„Kannst du dich beherrschen?"
Schmunzelnd wendete ich mich in Nicholas Richtung und zog meine Augenbrauen nach oben. „Du wirst staunen, wie gut ich das kann."
„Gut."

„Und Action."

„Ich danke ihnen Mr. Melendez. Durch sie kann ich doch noch ein normales Leben führen.."
„Miss, das ist mein Job. Ich gebe alles für das Leben meiner Patienten."
„Ich weis."
Auf meinen Lippen setzte sich ein Lächeln, ehe ich einen Schritt näher auf Nicholas zu ging und ihm tief in die Augen sah.
„Danke." flüsterte ich erneut, ehe sich unsere Lippen trafen. Ich spürte, wie der Kuss vertieft werden wollte, doch das ging hier unmöglich.
Ich fühlte, wie sich sein Körper stark anspannte und sein Atem zu stocken begann was ein leises schmunzeln über meine Lippen dringen ließ.
Wie im Script stand drückte mich Nicholas erschrocken von sich und ich wich einige Schritte zurück.
„Sie dürfen nachhause gehen. Ich bringe ihnen ihre Entlassungspapiere."
„Es tut mir leid. Ich hätte sie nicht einfach küssen sollen."

„Und Cut!"
Und so ging meine Schauspiel Erfahrung dem Ende zu und erleichtert es endlich hinter mich gebracht zu haben, packte ich meine Sachen ein und verabschiedete mich von allen. Ausgenommen von Nicholas, da dieser vorher den Raum verlassen hat. Naja, mir war es egal.
Wie gestern war es draußen mittlerweile dunkel und zufrieden zündete ich mir eine Zigarette an. „Mary soll ich dich nachhause fahren?"
„Ja klar Matt. Was hältst du davon nachher was Trinken zu gehen?"
Matt legte seinen Arm um meine Schulter und drückte mich etwas an sich. Vielleicht sollte ich es wirklich versuchen. Mit Nicholas hätte es sowieso niemals eine Chance und Matt war wirklich eine liebevolle Seele. Nicholas konnte sich nicht mal verabschieden und wahrscheinlich würde ich ihn nun sowieso nie mehr sehen. Vielleicht auch zum Glück.
„Na über was denkst du nach?"
„Ach über nicht. Nichts wichtiges."

Gegen 21 Uhr warteten Ava und ich gestylt vor dem Haus auf Matt um noch in eine Bar zu fahren. Ich freute mich, denn ich wusste ab Montag würde die Uni für Ava weiter gehen und für mich langsam meine Pflichten beginnen. Ich war ja auch nicht nur für den Spaß hier, sondern um zu arbeiten.
„Und wie war es heute mit Nicholas. Ich wollte dich die ganze Zeit nicht drauf ansprechen aber ich platze vor Neugier."
„Schön... schön. Weist du, er hat sich nicht mal verabschiedet."
„Arschloch."
„Ein sehr großes. Deswegen, lass uns den Abend genießen und den Mann vergessen."
„Süße das ist der beste Plan."

Unser erster Weg führte uns sofort an die Theke, wo wir uns was zu trinken bestellten und Matt wich mir keine Sekunde von meiner Seite. Das war mir jedoch egal, im Gegenteil es gefiel mir sogar. Natürlich konnte ich die Gefühle nicht sofort abstellen zu Nicholas, doch musste ich das so schnell wie möglich schaffen. Und es zeigte mir, dass ich nicht nur irgendeine zweite Geige war, sondern Matt mich wollte.
„Und gefällt es dir in der besten Bar der Stadt meine Süße?"
Ich setzte mich auf den Barhocker und nippte einen Schluck von meinem Getränk, ehe ich spürte wie mir Matt erneut seinen Arm um legte. „Ja sie ist toll."
Ich trank immer mehr. Ich wollte diese Sehnsucht betäuben und nicht mal der Alkohol schaffte es so, wie ich es mir gewünscht hatte.
Matt und ich tanzten eng, wirklich sehr eng miteinander und unsere Körper Mitten rieben sich lustvoll aneinander.
Ich hörte die Musik wie hinter einer Wand und für einen Augenblick stellte ich mir vor, es wäre Nicholas mit dem ich so tanzen würde. Schnell wieder vergessen Mary!
„Mary gehen wir an die frische Luft, mir ist schlecht."
Ava packte mich einfach an der Hand und zog mich von Matt weg hinaus in die kalte Nacht. „Gehts?"
„Ja ich brauch nur frische Luft."
Ava setzte sich draußen auf den nassen Boden und lehnte sich gegen die Wand, ehe sie ihre Augen schloss. „Ava steh auf, es ist kalt am Boden. Komm schon. Mein Gott hast du heute überhaupt was gegessen bevor du was trinkst?"
Ich versuchte sie an ihren Händen hoch zu ziehen, doch war sie einfach zu faul um aufzustehen.
Verzweifelt raufte ich mir meine Haare und sah mich um. Matt hatte ebenfalls getrunken und konnte nicht mehr fahren. Taxi? Nicholas?
„Ruf Nicholas an." murmelte sie leise und tätschelte mir plötzlich meinen Arm. „Ich dachte du schläfst!"
„Tu ich auch."
Kichernd schloss sie wieder ihre Augen und gab ein leises Schnarchen von sich. „Na danke auch."
Seufzend schnappte ich mir mein Handy aus meiner Tasche und wählte die Nummer von Nicholas. Zögernd biss ich mir auf meiner Lippe herum, ehe ich einfach anrief. Es tutete und tutete eine Ewigkeit, bis die verschlafene Stimme von Nicholas zu hören war. Einen Moment wusste ich nicht was ich sagen sollte und wollte am liebsten wieder auflegen. Mein Herz stolperte bei dem rauen Klang seiner Stimme und am liebsten wollte ich jetzt neben ihm liegen.
„Mary?"
„Ähm äh.. Ava ist mir grad einfach an ner bar eingeschlafen, Matt hat ebenfalls getrunken.. ich wollte nur kurz fragen ob du sie nachhause bringen könntest... Ich kann auch ein Taxi rufen. Ich bleibe bei Matt und fahre mit ihm zu ihm."
„Wo seid ihr denn?"
Ich nannte ihm die Straße und legte dann wieder auf. Irgendwie machte mich das ziemlich nervös weshalb ich mich einfach neben Ava setzte und den Himmel beobachtete.

Schmerzhaftes Verlangen  - Nicholas Gonzalez Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt