Mr. Policeman

KAPITEL DREIZEHN

Zu Hanjaes Überraschung fehlte von Ezra noch jede Spur, als er in dem Café ankam, in dem sie sich immer trafen. Üblicherweise war es sein bester Freund, der vor ihm da war, ihnen einen Platz aussuchte und bereits Getränke bestellte, aber heute war es Hanjae, der sich allein an einen der Tische an der Fensterfront niederließ und die übliche Bestellung ihrer Getränke aufgab. Ein Blick auf seine Uhr verriet ihm jedoch auch, dass er ein wenig zu früh war. Er war bereits losgegangen, als auch Jasper losmusste. Der Junge hatte ihm am Morgen gesagt, dass er gerne zu seinem Lacrosse Training wollte, welchem er Anfang der Woche — wegen der aktuellen Situation — nicht beigewohnt hatte. Auf Hanjaes Nachfrage, was mit seiner Ausrüstung sei, denn Zuhause schien Jasper nicht vorbeizuwollen, hatte er nur abgewinkt und gemeint, dass er das meiste im Spind in der Universität hatte und sich ansonsten etwas von seinen Teamkollegen leihen würde.

Bei der Erwähnung von Jaspers Sportkollegen, hatte Hanjae sich gewundert, warum der Junge nicht zu einem von denen gegangen war, als er Zuhause rausgeschmissen worden war. Denn auch falls er mit keinen von ihnen sonderlich gut befreundet war, so hätten sie ihm doch wahrscheinlich dennoch Unterschlupf gewährt — ein wenig Teamgeist musste innerhalb des Teams doch herrschen, oder nicht? Jedoch hatte er Jasper nicht direkt darauf angesprochen, denn eigentlich wollte er ihn auch nicht auf Ideen bringen, hinterher würde Jasper tatsächlich lieber zu einem Sportkameraden gehen, als weiterhin bei ihm zu bleiben. Und auch wenn Hanjae das weiterhin nicht gegenüber dem Jungen offen äußern würde, so lernte er die Anwesenheit von ihm zu schätzen, auch wenn er ihn manchmal zur Weißglut trieb.

Natürlich wusste er, dass er sich nicht zu sehr an Jasper gewöhnen sollte. Sobald Jaspers bester Freund wieder da war, würde er gewiss zu ihm ziehen, bis sich die Sache mit seinen Eltern klären würde, doch bisher hatte der Junge noch keinerlei Anstalten gemacht, sich bei seiner Familie melden zu wollen und Hanjae hatte sich da bisher auch nicht groß weiter eingemischt. Natürlich wollte er, dass Jasper mit seinen Eltern redete. Auch wenn es nicht gut ausging, so könnte er wenigstens seine Sachen von sich Zuhause abholen, denn bisher lebte er weiterhin mit den Klamotten aus Hanjaes Kleiderschrank.

Dem Detective war bereits der Gedanke gekommen, ob er dem Jungen nicht ein paar passende Anziehsachen kaufen sollte, doch würde Jasper das einfach so akzeptieren? Hanjae war sich dessen unsicher und wollte den Jungen eigentlich nicht in seinem Stolz kränken. Andererseits schien er bisher kein wirkliches Problem damit zu haben, dass Hanjae ihn mit durchfütterte und er verhielt sich bereits seit Tag Eins so, als würde er sich wohl fühlen, was er beispielsweise daran zeigte, dass er öfter ohne Oberteil rumlief als mit, und dass der Detective mittlerweile mehr mit dem Musikgeschmack des Jungen beschallt wurde, als dass er noch seine eigene Musik hörte. Selbst das Anrecht auf seinen eigenen Playstation Controller hatte Jasper bereits erhoben, was Hanjae einfach nur kopfschüttelnd zu Kenntnis genommen hatte.

Jasper hatte sich bereits häuslich bei ihm in der Wohnung eingerichtet, aber es störte Hanjae überraschend wenig.

Er hatte sein Kinn auf seine Handfläche gebettet und beobachtete in Gedanken die Leute um sich herum. Das Café war trotz der Tageszeit nicht besonders gut besucht und er genoss es, dass sich die Geräuschkulisse im Rahmen hielt. Er traf sich hier bereits seit Jahren mit Ezra und den anderen, doch während der Zeit hatte das Café einmal den Besitzer gewechselt und hatte einen Tapetenwechsel erlebt. Manchmal vermisste Hanjae den ehemaligen Retro-Flair, der früher in der Räumlichkeit geherrscht hatte, jedoch brachte das neue Konzept auch eine Art von Frische herein und da die Getränke immer noch lecker waren, kamen sie weiterhin in das Café und machten sich nicht die Mühe, sich ein neues Stammlokal zu suchen. Es hingen mittlerweile einige Erinnerungen an dem Ort und unbewusst schlich sich ein Lächeln auf die Lippen des Detectives, als er sowohl an die chaotischen Mittagspausen dachte als auch an die entspannten Nachmittage, die er mit den anderen hier verbracht hatte.