Jaspers Lungen brannten, als das Spiel abgepfiffen und ihre damit verbundene Niederlage besiegelt wurde. Er blieb mitten auf dem Feld stehen, ganz in seiner Nähe nahm er Luan wahr, der sich seinen Helm vom Kopf zog und ihn frustriert auf den Boden warf.
Sie hatten tatsächlich verloren; das Spiel und den Meisterschaftstitel.
Jasper hatte alles gegeben. Und er wusste, dass die anderen aus dem Team auch ihr Bestes gegeben hatten, aber offensichtlich hatte es nicht gereicht.
Er nahm das Jubeln der Fans ihrer gegnerischen Mannschaft wahr, wandte sich aber nicht zur Tribüne.
Sie hatten verloren. Die ganze Arbeit, die ganze Mühe, die ganze beschissene Zeit, die er und die anderen die ganze Saison in das Training gesteckt hatten, war vergebens gewesen.
»Verdammte Scheiße«, murmelte Jasper leise und wechselte seinen Stick von der rechten in die linke Hand, ehe er zu Luan schaute. Denn dieser hatte ähnliche Träume wie Jasper — Luan hatte dieselbe Ambition wie er, den gleichen Ehrgeiz, aber ihre Anstrengungen hatten nicht ausgereicht.
»Das war's wohl für diese Saison, Wright.«
Luan hatte seinen Helm wieder vom Spielfeld aufgehoben und trottete zu ihm.
»Vielleicht wird es nächste Saison ja was. Du musst dich mehr anstrengen, du Flasche«, erwiderte Jasper und ein müdes Grinsen zuckte an seinen Mundwinkeln.
Luan schnaubte, aber sein gefrusteter Ausdruck hellte sich etwas auf. »An meiner Leistung lag die Niederlage bestimmt nicht. « Luan stieß ihm mit seinem Ellenbogen kräftig in die Seite, aber dank seines Rippenschutzes nahm Jasper davon nicht viel wahr.
»Ne, nur an der von allen anderen«, brummte er als Erwiderung und nahm nun ebenfalls seinen Helm ab. Seine Haare klebten ihm unangenehm in der Stirn und er zog sich einen seiner Handschuhe aus, um sich die Haarsträhnen nach hinten zu streichen. Dabei warf er einen Blick zur Tribüne, was er bisher gemieden hatte.
Es war das allererste Lacrossespiel, was seine Mutter je von ihm gesehen hatte. Und es war eine Niederlage. Sie hatte ihm beim Verlieren zugeschaut.
Das müde Grinsen verschwand von seinen Lippen und die Realisation, dass er mit dieser Niederlage nicht nur den gemeinsamen Meisterschaftstitel mit seiner Mannschaft verloren hatte, sondern wohl auch die Chance darauf gescoutet zu werden, holte ihn ein.
Fuck.
Anstatt jeden Abend beim Training verbracht zu haben, hätte er die Zeit auch mit Hanjae verbringen können, es hatte ihm im Endeffekt ja doch nichts gebracht.
Anstatt in der Menschenmenge Hanjae und seine Mutter zu suchen, folgte er Luan zu den restlichen ihrer Mitspieler, die sich bereits mit ähnlich gefrusteten Minen um ihren Trainer geschart hatten, der einige knappe Worte des Trostes zu ihnen sprach. Anschließend stellten sie sich in einer Reihe auf und beglückwünschten die Spieler des gegnerischen Teams zu dem Sieg und dankten ihnen für das gutes Spiel, ehe ihnen die Medaillen verteilt wurden.
Ein gutes Spiel. Jasper ballte bei dieser Aussage seine Hände zu Fäusten, blieb aber still. Er wollte kein schlechter Verlierer sein, aber er konnte nicht bestreiten, dass ihn die Niederlage ziemlich traf. Er hatte wirklich an seine Mannschaft und an sich selbst geglaubt, dass sie es schaffen könnten. Vielleicht hatte er sich zu große Hoffnung gemacht, denn nun war die Enttäuschung umso größer, aber daran konnte er jetzt auch nichts mehr ändern.
Als ihr Trainer sie entließ, trottete Jasper zum Ende des Spielfeldes, wo er Hanjae und seine Mutter zusammen warten sah. Er hatte sich gefreut, als seine Mutter ihn gefragt hatte, ob sie mit zu dem Spiel kommen konnte, um ihm zuzuschauen. Aber jetzt frustrierte es Jasper nur umso mehr, dass sie verloren hatten. Er konnte mit Hanjae und seiner Mutter keinen Sieg feiern, sondern musste die Niederlage verdauen.
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Mr. Policeman
Storie d'amore❝Wollen Sie mich verhaften, Officer?❞ Hanjae Park hat sich in den letzten Jahren in einem Netz aus Lügen versponnen, mit welchem er unter anderem seinen Eltern vorgaukelt, dass er eine langjährige Freundin hat, die er glücklich datet. Diese Lüge möc...