KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG

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Hanjaes Blick huschte immer wieder zwischen dem Ziffernblatt seiner Armbanduhr und der Eingangstür des Cafés hin und her. Er hatte Ezra schon vor einiger Zeit geschrieben und sein bester Freund hatte ihm versichert, dass sie sich nun auf den Weg machen würden — bis jetzt fehlte noch jede Spur von Ezra und Jasper.

Er war ein wenig nervös, während er auf die Ankunft der beiden wartete. Zunächst einmal hatte er Neuigkeiten bezüglich des Gutachtens, aber er wollte auch erfahren, wie es Jasper bisher in der Kanzlei ergangen war — ob er sich benommen hatte? Hanjae konnte nur hoffen, dass sich Ezra nicht gleich als erstes bei ihm beschweren würde, dass sich Jasper danebenbenommen hatte. Denn auch wenn Hanjae dies nicht hoffte und eigentlich auch nicht wirklich annahm, die Möglichkeit bestand. Ezra kannte Jasper zwar schon vom Dinner und dieser musste gegenüber Ezra auch nicht lügen, denn Hanjae hatte seinen besten Freund ja schon in alles eingeweiht, aber dennoch keimte die winzige Besorgnis in ihm auf, dass irgendetwas in der Kanzlei schiefgehen könnte. Vielleicht mit Carter, vielleicht mit Talisha oder der neuen Sekretärin, dessen Namen Hanjae schon wieder vergessen hatte. Ezra hatte sie bisher erst einmal erwähnt.

Erneut ließ er seinen Blick von seiner Uhr zum Eingangsbereich schweifen und diesmal hielt er inne — mit einem Grinsen auf den Lippen stiefelte Jasper auf ihn zu, die Hände hatte er in den Taschen der Jacke vergraben und unbewusst stockte Hanjaes Atem. Okay, vielleicht hatte er ja wirklich einen Narren an dem Jungen gefressen, aber wie konnte man ihm das verübeln? Wie sollte es möglich sein, bei dem einnehmenden Grinsen von Jasper nicht weich zu werden?

Hanjae hatte dem nicht widerstehen können und als er ihm entgegen starrte, während dieser locker auf ihn zu schlenderte, wurde Hanjae das bewusst. Es war nicht nur das Äußere von Jasper, was ihn ansprach — sondern alles, auch wenn ihn Jasper beinahe täglich zur Weißglut trieb und er seine Nase manchmal vielleicht ein wenig zu hochtrug.

Hanjae wurde jedoch von Ezra aus seinen Gedanken gerissen, denn bei dem Gesichtsausdruck seines besten Freundes machte sich erneut die Nervosität in ihm breit. Entweder hatte Jasper ihn auf die Palme gebracht, oder irgendetwas anderes hatte Ezra den finsteren Ausdruck auf sein Gesicht gezaubert. Was es auch war, Hanjae würde es wohl gleich erfahren.

»Hi«, begrüßte Jasper ihn, als er an dem Tisch ankam, an dem sich Hanjae niedergelassen hatte und Jasper setzte sich ihm gegenüber hin, ehe er sich die Jacke auszog und Ezra sich ebenfalls zu ihnen gesellte.

Hanjae erwiderte die Begrüßung, allerdings lag seine Aufmerksamkeit nun mehr auf Ezra als auf Jasper. Er hoffte ehrlich, dass es nicht der Verdienst des Jungen war, dass Ezra verdrießlich rein blickte, sondern es möglicherweise ein unhöflicher Mandant oder etwas dergleichen gewesen war. Denn bei Jaspers Miene bezweifelte er, dass er den Job bereits verloren hatte. Oder würde er sich darüber freuen und ihm mit einem Grinsen entgegentreten? »Eure Mienen sind so unterschiedlich, dass ich mir unsicher bin, wen ich zuerst fragen soll, wie der Tag war«, gab Hanjae ehrlich zu. »Willst du Jasper etwa schon wieder loswerden?«, fragte er, nicht sicher, ob er die Frage ernst meinte oder nicht.

Ezra schüttelte seinen Kopf, aber Jasper entkam ein entrüstetes Schnauben und er verschränkte seine Arme vor der Brust. Natürlich hatte er die Ärmel seines Hemdes nach oben gekrempelt, natürlich. Hanjae zwang sich dazu, seinen Blick von ihm abzuwenden und stattdessen seinem besten Freund zuzuwenden.

»Jasper hat nichts gemacht. Außer dass er Talisha schon um seinen kleinen Finger gewickelt hat und sie ihn bestimmt nicht mehr so einfach gehen lassen möchte.« Ein schmales Lächeln huschte über Ezras Gesicht und Hanjae atmete erleichtert auf; also lag es nicht an Jasper.

»Das Problem ist nicht er, sondern du. Du und Carter und irgendwie auch Tyrese, aber ich glaube, dass Carter es für ein größeres Problem hält. Und ich will, dass ihr dieses Problem aus der Welt schafft, und zwar schnell.« Der grimmige Ausdruck war auf Ezras Gesicht zurückgekehrt, als Hanjae ihn entgeistert anstarrte. Er und Carter? Was für ein Problem?

Mr. PolicemanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt