KAPITEL ACHTUNDZWANZIG

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Ezra hatte Jasper nochmal mit zurück zur Kanzlei genommen, was bedeutete, dass Hanjae allein zurück nach Hause fahren musste. Und das war gut, denn er brauchte wirklich einige Zeit für sich um sich über das klar zu werden, was gerade abging. Er musste unbedingt Carter anrufen und das dringend. Vielleicht wäre es besser das in Person zu klären, und nicht übers Telefon, allerdings war Hanjae sich unsicher, wann er Carter und Tyrese zusammen zuhause antreffen würde, und er wollte das Gespräch eigentlich nicht weiter vor sich herschieben.

Im Prinzip würde es schnell gehen. Hanjae musste ihnen einfach sagen, dass er aus ihrer kleinen Abmachung ausstieg und fertig — Carter und Tyrese konnten gar nichts dagegen unternehmen und bei Tyrese war er sich sogar ziemlich sicher, dass er nicht einmal groß etwas dazu sagen würde. Aber Carter — der Anwalt dachte da wohl etwas anderes. Vielleicht würde er aufbrausen und im Prinzip war es egal, denn Carter brauchte nie besonders lange, um sich zu beruhigen, aber allein der Gedanke, dass einer seiner Freunde sauer oder dergleichen war, stimmte Hanjae unruhig.

Okay, es war mit der Abmachung vorherzusehen gewesen, dass so etwas passieren könnte — aber dieses Risiko hatte Hanjae geflissentlich ignoriert und nun bekam er die Quittung. Er wollte aber nicht nur deswegen mit Carter reden, sondern ihn auch darum beten sich bei Jasper zu entschuldigen, denn der Junge hatte mit der Sache nichts zu tun und dass er da mit reingezogen wurde, war unfair. Vor allem Carters Theater im Büro, an Jaspers erstem Tag — das hätte nicht sein müssen und Hanjae war ehrlich verärgert deswegen.

Auch wenn Jasper zuvor im Café ganz entspannt und beinahe zufrieden gewirkt hatte, nagte die Sorge an Hanjae, dass er wegen Carters Auftritt keine Lust mehr hatte, mit in der Kanzlei zu arbeiten — immerhin war Carter einer der beiden Eigentümer und auch wenn er nur den Papierkram für Ezra machen sollte, stand das dortige Arbeiten wohl nicht unter einem guten Stern, wenn ihn einer der beiden Eigentümer so anfuhr.

Nervös fuhr sich Hanjae durch seinen Nacken, während er seinen Gedanken nachhing und aus dem beschmutzten Fenster der Bahn hinaus starrte. Sollte er Carter anrufen, sobald er Zuhause war? Dann wäre dieser allerdings wahrscheinlich noch im Büro, und noch nicht bei sich in der Wohnung. Sollte er ihn dort stören? Im Prinzip kam es auf ein paar Stunden nun auch nicht mehr an, aber er wollte es geklärt haben.

Als die Bahn an der Haltestelle der Kensington High Street anhielt, stieg Hanjae aus und schob sich zwischen den anderen Passanten hindurch zum Ausgang. Sobald er aus dem Gebäude draußen war und die frische Luft um sich herum spürte, atmete er tief durch. Es war zwar immer noch frisch, aber nicht mehr ansatzweise so kalt wie am Morgen und schwache Sonnenstrahlen hatten sich sogar durch die Wolkendecke gedrängt und spendeten erste Wärme. Er vergrub seine Hände in seinen Manteltaschen, machte aber keine Anstalten sich in Bewegung zu setzen. Von der Haltestelle zurück bis zu seiner Wohnung brauchte es nicht mehr als eine Minute — er musste kaum mehr als die Straße überqueren und schon stand er vor dem Gebäudekomplex, in dem er wohnte.

Jedoch verspürte er nicht den Drang, bereits nach Hause zu gehen und allein die Zeit in der Wohnung abzusitzen. Abgesehen von seinem Anruf hatte er heute eigentlich nichts mehr zu tun und das konnte er genauso gut auch draußen erledigen — dafür musste er nicht drinnen rumsitzen und sich die ganze Zeit Gedanken machen.

Ein wenig unentschlossen, wohin er nun gehen sollte, kramte er die Packung Zigaretten aus seiner Tasche und zog eine hinaus, die er entzündete. Er könnte in Richtung des Holland Parks gehen, aber aus der Richtung kam er ja gerade erst. Eigentlich hatte er eine Riesenauswahl, denn in der Umgebung Kensingtons wimmelte es gerade nur so vor Parkanlagen und mit den Kensington Gardens und dem Hyde Park, hatte er eine der größten Parkanlagen Londons in unmittelbarer Nähe, jedoch zog es ihn nicht dorthin — aufgrund des Kensington Palace und den anderen Sehenswürdigkeiten, die sich in dem Park und außerhalb befanden, waren dort für seinen Geschmack zu viele Touristen.

Mr. PolicemanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt