KAPITEL SECHSUNDZWANZIG

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Jasper konnte nicht leugnen, dass er beeindruckt war. Der Eingangsbereich bestand aus hellem Marmor, sowohl auf dem Boden als auch an den Wänden und gut ein Dutzend Büsten standen in der Eingangshalle verteilt, in der er sich interessiert umschaute. Der Eingangsbereich war nicht besonders groß, aber durch die Einrichtung erweckte er einen luxuriösen Eindruck und zum ersten Mal fragte sich Jasper, wie erfolgreich die Rechtsanwalt Kanzlei von Ezra und Carter wohl war. Waren sie eigentlich nur angestellt, oder gehörte sie vielleicht sogar den Beiden? Jasper hatte keinen blassen Schimmer und er fühlte sich überraschend unvorbereitet für den Job, auch wenn er sich die Tage zuvor da keine Gedanken drüber gemacht hatte. Er sollte nur Papierkram erledigen, da hatte er sonst nicht weiter drüber nachgedacht.

Sein Blick huschte über die einzelnen Büsten, die auf Säulen platziert waren und vereinzelt sogar kleine Schilder mit Informationen besaßen, jedoch hatte er nicht wirklich Zeit, um sich das genauer anzuschauen, denn es waren nur noch wenige Minuten bis Punkt acht Uhr und er hatte ja nicht nur einmal von Hanjae gesagt bekommen, dass Ezra Pünktlichkeit schätzte — und zugegeben, Jasper glänzte in dem Feld normalerweise nicht besonders, also musste er sich wohl ausnahmsweise ein wenig Mühe geben.

Zu seiner eigenen Überraschung fühlte er sich ein wenig unsicher, als er die Treppen erklomm und langsam hinauf in den zweiten Stock ging, in dem die Kanzlei liegen musste. Er kannte Ezra und er hatte sich an dem Abend des Dinners gut mit ihm verstanden, weshalb es eigentlich unsinnig war, dass er sich nun unsicher fühlte — eigentlich machte er sich sonst um so etwas keine Gedanken.

Diesmal war es ein wenig anders. Er wollte den Job tatsächlich haben — nicht für sich selbst, er konnte sich wirklich etwas Spannenderes vorstellen, als den Papierkram für einen Anwalt zu machen, aber weil er durch Hanjae an diesen Job gekommen war und auch wenn er es sich nicht so wirklich eingestehen würde, wollte er den Detective nicht enttäuschen. Hanjae hatte ihm die Möglichkeit für einen Nebenjob gegeben und ausnahmsweise würde sich Jasper Mühe geben.

Als er die Treppen bis in den zweiten Stock erklommen hatte, verharrte er auf der obersten Treppenstufe und ließ seinen Blick den Flur hinunter wandern. Es gab zwei verschiedene Glastüren, am jeweils anderen Ende des Ganges. Auf der einen stand groß etwas von Architektenbüro, weshalb sich Jasper der anderen Tür zu wandte.

Wilson & Partner, Rechtsanwälte

Ein wenig zögerlich trat Jasper zu der geschlossenen Tür und klingelte, so wie es Hanjae ihm gesagt hatte, falls die Tür zu sein sollte. Für einen Moment tat sich gar nichts, aber dann ertönten Schritte und Ezra öffnete ihm die Tür.

»Morgen, Jasper«, begrüßte der Anwalt ihn und Jasper erwiderte die Begrüßung, wobei sein Blick unbewusst einmal an seinem Gegenüber hinunter wanderte. Ezra hatte zwar auch bei dem gemeinsamen Abendessen ein Hemd getragen, dennoch war es nun etwas anderes, ihn komplett im Anzug zu sehen — wohlgemerkt in einem Schwarzen, nicht einmal das Hemd, was er trug, hatte eine andere Farbe. Trug Ezra immer nur Schwarz, oder war es eine Ausnahme?

»Die anderen trudeln erst ab halb Neun ein, komm rein. Ich wollte dir erst einmal alles zeigen«, sagte Ezra und Jasper trat hinter ihm in das Büro. »Die Einzige, die schon da ist, ist unsere Assistentin, Talisha. Wenn du im Verlauf des Tages irgendwelche Fragen hast, kannst du sie einfach ansprechen, sie wird dir alles beantworten und dir helfen. Du sollst im Prinzip nicht nur mir etwas Arbeit abnehmen und mein Chaos eindämmen, sondern auch ihr damit unter die Arme greifen.«

Jasper nickte und folgte Ezra in die Kanzlei hinein. Das Büro schien insgesamt nicht allzu groß zu sein, jedoch öffnete sich der Flur in einen größeren Eingangsbereich mit einer Sitzgelegenheit und einem Empfangstresen. Jaspers Blick blieb an dem edlen Schriftzug hängen, der sich hinter dem Tresen an der Wand befand, der sich mit dem glich, was schon an der Glastür gestanden hatte. War Wilson der Nachname von Ezra? Wenn ja, musste ihm die Kanzlei tatsächlich gehören, was Jasper allerdings nicht mehr wirklich überraschen würde.

Mr. PolicemanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt