KAPITEL DREIUNDZWANZIG

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Hanjaes Begeisterung für den Film hielt sich in Grenzen, aber als er das Strahlen wahrnahm, das von Jasper ausging, schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen. Es freute ihn, dass Jasper sich freute. Er schien ihm mit dem Kinobesuch tatsächlich einen großen Gefallen getan zu haben und es war auch nicht so, als hätte er sich durch die 120 Minuten durchquälen müssen, aber seine Begeisterung für Superheldenfilme — insbesondere Marvel — hielt sich im Vergleich zu Jasper einfach in Grenzen. Er hielt sie für solide, allerdings wäre er ohne den Jungen niemals auf die Idee gekommen, für diesen Film extra ins Kino zu gehen. Der begeisterte Ausdruck seiner Begleitung versicherte ihm, dass es sich absolut gelohnt hatte. Einfach schon nur, um Jasper ein Lächeln auf das Gesicht zu zaubern.

Sobald der Abspann über die Leinwand flimmerte, wollte Hanjae aufstehen, doch Jasper zog ihn bestimmt zurück in den Sitz und schüttelte beinahe enttäuscht seinen Kopf.

»After-Credit-Scene. Bei einem Marvelfilm bleibt man bis zum bitteren Ende sitzen. Die fünf Minuten hältst du doch bestimmt noch aus, oder tut dein Rücken schon weh, alter Mann?«

Mit einem Schnauben ließ sich Hanjae zurück in den Sitz fallen. Alter Mann? Es hatte nicht lange gedauert, bis die große Klappe von Jasper wieder zurück ans Tageslicht gekommen war. Jedoch wusste er tief in sich drin, dass es ihn nicht wirklich störte, auch wenn seine Eltern ihm in seiner Jugend etwas anderes gepredigt hatten — habe Respekt vor deinen Älteren. An Jasper schien diese Einstellung vollends vorbei gerauscht zu sein, ohne irgendeinen Eindruck hinterlassen zu haben, zumindest Hanjae gegenüber. Bei ihrem Besuch bei Tyrese und Carter hatte Jasper sich zu seiner Überraschung ja von seiner besten Seite gezeigt und hatte nichts von dem dreisten Typen raushängen lassen, wie er es bei ihm immer tat.

»Wie hat dir der Film gefallen?«, fragte Jasper, als sie einige Minuten später nebeneinander aus dem Kinosaal schlenderten und in dem Foyer des Kinos stehenblieben. Jasper schien immer noch die Euphorie des Filmes zu spüren und irgendwie fand Hanjae das belustigend. Es war nicht so, als würde er sich darüber lustig machen, dass Jasper anscheinend so auf Comic-Helden Filme stand, sondern viel mehr, wie er sonst immer auf so erwachsen tat, aber seine Augen anfingen zu strahlen, in Bezug zu dem Film. Es war schön, dass der Junge so ein Interesse hatte und Hanjae lächelte, als er seine Hände in seinen Manteltaschen vergrub und mit seinen Schultern zuckte.

»Ganz in Ordnung, ich denke ich bin einfach nicht tief genug in der Materie, um das alles zu verstehen. Aber diese Katze...«

»Goose.«

»Also dieser Goose, der war cool. Mit den Tentakeln, das hatte was. Ein wenig absurd, aber war schon cool.«

»Goose ist eine Sie«, korrigierte ihn Jasper und Hanjae konnte nicht anders, als zu lachen.

»Okay, dann halt sie. Aber war insgesamt in Ordnung. Warst du denn zufrieden?« Hanjae konnte sich die Antwort schon denken, aber dennoch freute es ihn, als Jasper grinsend nickte und die leere Packung Nachos in einem der Mülleimer versenkte.

»Ich bin nicht so der riesige Fan von Captain Marvel selbst, aber der Film war schon ziemlich gut. Hast du Hunger?«

Hunger? Hatte Jasper nicht fast die ganze Packung Nachos allein verdrückt? Wie konnte er jetzt schon wieder etwas essen wollen? Der Stoffwechsel des Jungen schien — ähnlich wie diese komische Alien-Katze — von einem anderen Stern zu sein. »Hunger nicht wirklich, aber wenn du willst, können wir auf dem Rückweg irgendwo etwas essen. Was schwebt dir denn vor?« Immerhin musste er seit dem Zeitpunkt, in dem Jasper in sein Leben getreten war, nicht mehr darum fürchten, dass sein Geld auf dem Konto einstaubte, denn der Junge machte einen phänomenalen Job damit ihm wortwörtlich die Haare vom Kopf zu fressen, auch wenn man es ihm mit seiner Figur kein Stück ansah.

Mr. PolicemanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt