Mr. Policeman

KAPITEL NEUNUNDVIERZIG

Jasper konnte seinen Augen nicht trauen, als er Zac hinter Hanjae und dessen Vater erkannte. Was machte er hier? Und wo war Javier? Kannten Hanjae und Zac sich etwa? Hanjae hatte nie etwas dazu gesagt, wenn er Javiers Verlobten erwähnt hatte, und er war sich ziemlich sicher, dass er ihn auch Mal bei Namen genannt hatte, ohne eine Reaktion von Hanjae zu bekommen. Also was zur Hölle tat Zac hier?

Jasper konnte ihn nur überrumpelt anstarren. Er musste gestehen, dass er Zac schon eine Weile nicht mehr gesehen hatte, sondern sich immer allein mit Javier getroffen hatte. Seine Haare waren ein wenig länger als das letzte Mal, als Jasper ihn gesehen hatte. Sie waren nicht mehr schwarz, sondern nun in einem dunklen blond gefärbt und er trug sie nach hinten gestrichen. Dazu trug er ein ähnliches Outfit wie Hanjae: einen Smoking, der nur so nach einem teuren Designer schrie. Er hatte gewusst, dass Zac gut verdiente — Javier war nicht grundlos zu Anfang nicht mehr als sein Sugarbaby gewesen, welches er mit luxuriösen Geschenken überschüttet hatte. Und dennoch war Jasper überrascht, ihn nun unter dem Haufen an verdammt beschissen reichen Gästen hier zu sehen.

»Mr. Park«, hörte er Brenda neben sich sagen, als Hanjae mit Zac und seinem Vater zu ihnen trat. »Wie schön Sie zu sehen. Die Gala ist atemberaubend.«

Zeitgleich reichte Hanjae wortlos eines der beiden Gläser mit Cognac an Jasper weiter, der bei der Auswahl an Alkohol am liebsten das Gesicht verzogen hätte, es sich allerdings in Anbetracht ihrer Gesellschaft verkniff.

»Miss Harrison, es freut mich, dass Sie es einrichten konnten, heute Abend hier zu erscheinen. Wie Hanjae mit bereits erzählte, haben Sie meinen Sohn bereits kennengelernt.«

Brenda nickte zur Bestätigung und lächelte.

Als Mr. Park von Brenda zu Jasper schaute, verstummte er für einen Augenblick und ließ seinen Blick mehr als offenkundig an ihm hinab wandern. »Und Sie sind die Begleitung von Mrs. Harrison, nehme ich an.«

Jasper schluckte, als sich zwischen ihnen für einen Moment ein peinliches Schweigen bildete. Das war wohl der Moment, um mit der Wahrheit rauszurücken, aber als Jasper zu Hanjae schaute, stand dieser reglos neben ihm. Wieso sagte er nichts?

Übelkeit stieg in Jasper auf. Hanjae würde jetzt doch keinen Rückzieher machen, oder? Er war mitgekommen, nur damit Hanjae ihn seinen Eltern vorstellen konnte — wenn er diese Gelegenheit jetzt verstreichen ließ...

Hanjae räusperte sich. »Nein, Dad. Das ist Jasper und er ist meine Begleitung, nicht die von Mrs. Harrison. Ich habe ihn mitgebracht, um ihn Mom und dir vorzustellen.«

Jasper fühlte sich, als würde die Zeit für einen Augenblick um sie herum stehenbleiben, als Hanjaes Worte zwischen ihnen ihre Wirkung entfalteten. Auf Zacs Gesichtszügen konnte Jasper milde Überraschung erkennen — wohl nicht wegen der Tatsache, dass sie ein Paar waren, denn das sollte er eigentlich wegen Javier wissen, sondern wahrscheinlich eher durch den Umstand, wie Hanjae die Bombe vor seinem Vater platzen ließ.

Hanjaes Gesichtsausdruck strahlte pure Anspannung aus, aber Jasper konnte keine Angst in seinen Augen erkennen. Er hatte seinen Kiefer deutlich sichtbar aufeinandergepresst und der Ansatz eines gezwungenen Lächelns spiegelte sich auf seinen Lippen wider, aber er wirkte entschlossen.

Und dann gab es noch Mr. Park, dem die Worte seines Sohnes augenscheinlich die Sprache verschlagen hatte. Sein Ausdruck war regungslos, als er erst zu Hanjae schaute, und seinen Blick dann erneut zu Jasper wandte, der den Ausdruck und die ausbleibende Reaktion des älteren Mannes nicht einordnen konnte. Er erwartete Wut, gar Zorn, doch dies blieb aus.

Das Schweigen zwischen ihnen breitete sich immer mehr aus und Jasper bekam das Gefühl, als würde es ihn langsam erdrücken — und ein Blick zu Hanjae genügte, um ihm zu sagen, dass es ihm nicht groß anders ging. Eine Ausbleibende Reaktion war beinahe schlimmer als eine schlechte Reaktion, zumindest nahm Jasper das in diesem Moment so wahr.