Mr. Policeman

KAPITEL SIEBZEHN

Jasper wurde aus Hanjae nicht so ganz schlau. Als ihm das erste Mal die Röte auf den Wangen des Detectives aufgefallen war — als er ohne Oberteil in der Küche gestanden hatte — hatte er sich anschließend des Öfteren ein Spaß daraus gemacht ihn zu triezen. Jedoch war er der Annahme gewesen, dass es keinen wirklichen Effekt haben würde, denn Hanjae hatte eine Freundin. Aber umso mehr Zeit er mit ihm verbrachte, desto mehr bezweifelte Jasper das Ganze.

Er wohnte jetzt schon über eine Woche bei Hanjae, und dennoch hatte er ihn noch nie mit seiner Freundin telefonieren gehört. Ganz zu schweigen davon, dass sie sich offensichtlich nicht gegenseitig besuchten. Jasper wusste, dass es ihn nichts anging. Aber konnte er nichts gegen seine Neugierde tun und umso mehr Hanjae auf seine halbherzigen Provokationen einging, desto sicherer wurde er, dass das Ganze irgendwie nicht ganz wahr sein konnte.

Natürlich bestand die Möglichkeit, dass Hanjae und seine Freundin momentan einfach eine etwas schwere Zeit durchmachten, aber sollte Hanjae dann nicht trotzdem anders auf Jasper reagieren? Er würde sich mit Sicherheit nicht darüber beschweren, wenn Hanjae ebenfalls ein gewisses Interesse an ihm finden würde, dennoch wollte er sich nicht in eine Beziehung einmischen, egal wie verkorkst sie auch zu sein schien.

Und somit versuchte er, ein bisschen Abstand zu Hanjae zu bewahren.

Aber fuck — der Detective war heiß und dagegen konnte Jasper nun wirklich nichts machen.

Und auch für seine brodelnde Hormone konnte er nichts, es war ja nicht seine Schuld, dass er schon zu lange keinen Sex mehr gehabt hatte — und zusätzlich eben bei einem so gutaussehenden Kerl wie Hanjae wohnte!

Wer konnte in so einer Situation erwarten, dass er die ganze Zeit ruhig blieb? Es reichte nicht wirklich, dass er sich morgendlich in der Dusche einen runterholte und er konnte schlecht einfach allein feiern gehen und jemanden mit „nach Hause" bringen — und da Javier immer noch nicht wieder da war, konnte er weder mit ihm zusammen Party machen noch seine Wohnung als Absteige nutzen.

Somit saß er seine Zeit in Hanjaes Wohnung ab, zockte zu viel auf der Playstation, triezte den Detective und brachte ihn damit des Öfteren wohl fast bis zur Weißglut und versuchte nicht allzu sehr so zu wirken, als hätte er es verdammt nötig.

Er musste zugeben, besser hätte es für ihn wohl nicht kommen können, denn auch wenn er sexuell frustriert war, lebte er momentan quasi im absoluten Luxus. Das Einzige, zu was Hanjae ihn mittlerweile verdonnert hatte, war Kochen. Und auch wenn er kein überaus exzellenter Koch war, besaß er die Fähigkeit, zumindest einige Gerichte genießbar zu kochen, dank seiner Mutter. Ansonsten übernahm der Detective so ziemlich alles andere und Jasper hatte keinerlei Verpflichtungen. Hanjae räumte ihm hinterher, auch wenn er ihn jedes Mal halbherzig ermahnte, dass er sein Zeug selbst wegräumen sollte. Aber ansonsten ließ ihn Hanjae unkommentiert auf der Couch rumlungern und Playstation zocken, ohne dass er ihn großartig behelligte. Manchmal setzte sich Hanjae dazu und spielte eine Runde mit. Manchmal saß er nur so neben ihm und las ein Buch oder eine Zeitschrift, ohne Jasper viel Beachtung zu schenken.

Und Jasper gefiel es so. Er wusste, dass das Ganze kein Dauerzustand war und Hanjaes Gastfreundlichkeit bald wohl ein Ende finden würde, aber so lange konnte er es noch genießen, oder nicht?

Der Junge musste sich eingestehen, dass Hanjae, abgesehen von seinem ansprechenden Äußeren, auch so ein ziemlich angenehmer Zeitgenosse war, auch wenn er ihm das selbstverständlich nicht sagen würde. Es gab ein paar Themen, auf die Hanjae ausgesprochen sensibel reagierte, und Jasper machte sich allzu gerne ein Spaß daraus, ihn damit aufzuziehen. Und auch wenn er beizeiten den Eindruck machte, als wolle er Jasper am liebsten an seinen Ohren aus der Wohnung zerren und vor die Tür setzen, spielte der Detective mit.