Teil 22

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POV Thomas
Die nächsten Tage verbrachten wir zwischen Zuhause und Proberaum. Jede freie Minute tüfteln wir am neuen Lied- weinten viel beim Text schreiben. Unsere ganzen Gefühle der Tage kommen hoch, Stefanie und ich erzählten uns von unseren Ängsten. Wir diskutieren viel, wie wir den Text umsetzen sollen und waren uns mal schnell einig, mal mussten wir noch etwas umändern. Den Teil mit den Instrumenten hatten wir bereits eingespielt. Unseren Sohn ließen wir für die Tage bei Stefanies bester Freundin und Patentante, damit wir in Ruhe arbeiten konnten. Wir sitzen im Proberaum mit einem fertigen Text mit dem Stefanie und ich zufrieden waren. "Hoffentlich war das kein Fehler mit dem Lied.", seufze sie auf und fährt sich durch die Haare. "Hey Steff, dass wird schon gut werden, wie alle anderen.", versuche ich sie aufzumuntern und sie schenkt mir ein leichtes Lächeln, was ich in letzter Zeit viel zu wenig sah. "Komm, lass uns den Text nochmal zusammen mit der Gitarre durchgehen, bevor die anderen kommen.", schlage ich ihr vor und sie nickt leicht und steht vor mir auf. Ich mustere sie nochmal kurz und stehe auch auf, greife nach meiner Gitarre. Sie schließt ihr Mikrofon am Verstärker an und dreht sich zu mir. "Bereit?", frage ich und sie nickt wieder bloß. Ich fange also an zu spielen und gebe ihr ein Kopfnicker, damit sie einsteigen kann. So wie ich Stefanie kenne kommt sie gleich gut ins Singen rein, findet gleich die richtige Melodie und den Ryhtmus. Trotzdem zittert ihre Stimme an manchen Stellen unsicher und fängt plötzlich während des Liedes an zu weinen. "Ich kann das nicht Thomas!", schluchzte sie und bricht ab. Ich höre sofort auf zu spielen, gehe auf sie zu und nehme sie in den Arm. Sie legt ihren Kopf an meine Halsbeuge und ich merke wie doll sie am zittern und schluchzen war. "Ich kann das alles nicht.", flüstert sie und schluchzt auf. Ich gebe ihr einen sanften Kuss auf ihr Haar. Sie tut mir so leid. Sie so leiden sehen lässt mich mitleiden. "Komm wir versuchen es zu zweit.", flüstere ich in ihr Ohr und sie nickt nach kurzer Zeit. Wir stellen uns also wieder auf und ich fange an zu spielen. Fange sanft mit dem Einstieg an und sie folgt mir. Ich sehe trotzdem weiterhin, wie sie zittert und mit den Tränen kämpft. Beim Refrain war es wieder soweit. Ihr rollten die Tränen, sang aber weiter, auch wenn eher abgehackt. Sie wollte es unbedingt schaffen. Klammert sich an ihrem Mikrofonständer fest und schafft das Lied bereits zur Hälfte zu singen. Ich helfe ihr immer wieder dabei, wenn es für sie schwierig ist. Wir sehen, dass sie anderen reinkommen und uns zuhören. Lassen uns nicht aus der Fassung bringen. Stefanie und ich sind gerade voll in unserem Element. Die Gesichter von Nowi und Hannes zeigen mir irgendwie Sorge, gleichzeitig staunen sie aber. Sie applaudieren, als wir eher abgehackt am Ende des Liedes angelangen. Stefanie und mir fiel es schwer, bis zum Ende zu singen. Wir begrüßen die anderen sofort und fangen dann noch einmal von vorne an. Immer und immer wieder gehen wir das Lied durch. Auch die Tage darauf spielen wir sie immer wieder. Hatten nichts anderes im Kopf. Hatten bereits den Teil der Instrumente eingespielt und aufgenommen. Nun fehlte nur noch der Teil von Stefanie. Durch die Kopfhörer hörte sie den Instrumentalen Teil. Vor ihr hängte der Text und das Mikrofon. Sie wollte, dass ich während des einsingens bei ihr in der Nähe bleibe. Den Gefallen ging ich ihr nach und bleibe im Aufnahmeraum. Wir mussten immer wieder abbrechen, immer wieder neustarten, immer wieder entschuldigt sie sich. Am Ende schaffte sie es komplett durch, ohne Hänger. Sie reißt sich zusammen. Für das Lied. Für die Verarbeitung. Für uns beide. Das neue Lied war entstanden. Verletzen
ENDE

VerletzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt