⭕Kapitel 20 - Die Meerjungfrauen⭕

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Haar wie Seide. Haut wie Porzellan. Augen wie Diamanten.

Sie waren überall. Einer nach den anderen, zeigten sich die beneidenswerte Geschöpfe des Element Wassers. Die Art wie sie mit ihren unterschiedlichsten Augen unsere Bewegungen verfolgten. Die Art wie sie im Wasser ihre langen bunten Schwanzflossen majestätisch schwankten. Die Art wie sich ihre zarte blasse Haut im Strahlen der Kristalle noch heller wirkten und ihre seidige Haare Glanz spendeten.

Das waren sie also. Die Meerjungfrauen. Geschöpfe und Herrscher des Wassers.

,,Endlich.", hörte ich Macarius neben mir flüstern und erkannte, dass er wie erstarrt auf die Geschöpfe erblickte. Seine Haltung war angespannt doch das änderte sich sofort und wurde diesmal beweglicher und lebendiger, als würde er sich auf einen riesen Sprung bereit machen.

Ich richtete wieder meine Blicke auf die Meerjungfrauen und stellte fest, dass es ungefähr acht waren. Sie waren alle im Wasser und starrten uns an. Gänsehaut machte sich sofort bei mir bemerkbar und Angst drängelte sich in die erste Reihe, um an die Öffentlichkeit zu gelangen. Es gab sie wirklich, ging es mir durch den Kopf.

,,Sie starren uns an. ", flüsterte ich unauffällig, weil ich Angst hatte die Meerjungfrauen würden es ebenfalls hören und es verstehen.

Ich bekam nicht sofort eine Bemerkung von meinen beiden Begleiter, weshalb ich mich deswegen gezwungen fühlte nachzuschauen, ob die beiden Männer mich überhaupt gehört hatten. Macarius Blicke galten immer noch den Meerjungfrauen. Durch seine Haltung konnte man erkennen wie aufgeregt und schockiert er in dem Moment eigentlich war. Es war verständlich. All die Jahre, womit er sich eigentlich nur mit den Meerjungfrauen beschäftigt hatte und diesbezüglich seine Nachforschungen unter Beweis stellen wollte, bekam er endlich nach so langer Zeit echte Meerjungfrauen zu Gesicht. Ich konnte mir vorstellen wie sich der Archäologe in diesem Moment fühlen musste, weil endlich sein Ziel und auch sein Traum, eine echte Meerjungfrau zu treffen, in Erfüllung ging.
Als ich bemerkte, dass ich von Macarius die keine Antwort oder deratiges bekommen würde, wanderten meine Blicke zu Tariq, der seine Blicke starr geradeaus, so wie Macarius, auf die Wassergeschöpfe gerichtet hatte und eine Art Neugier bildetet sich auf seinem Gesicht. Ich konnte nicht genau einschätzen was der Prinz in dem Moment eigentlich dachte, doch etwas machte mich stutzig. Ich wusste nicht was es genau war.

,,Sieht mal, wir haben endlich nach so langer Zeit wieder Besuch!", rief eine melodische Stimme hinter mir.

Ich zuckte zusammen und erschrockend drehte ich mich schnell um und erkannte, dass eines der Meerjungfrauen gesprochen hatte.

,,Wie recht du doch hast, Oxyielle." Diesmal war es eine andere die sprach.

Unter der Menge schwankte eine Meerjungfrau ihre lange, moosgrüne Schwanzflosse und tauchte plötzlich unter Wasser, bis man sie nicht mehr sehen konnte. Plötzlich, wie aus dem Nichts, tauchte die Meerjungfrau am Rande des Baches mit einem Grinsen im Gesicht vor uns auf. Wieder erschrak ich mich und wich etwas zurück, während die beiden Männer auf keinsterweise zuckten.

Die Meerjungfrau beobachtete uns mit einem, fast unecht wirkendem Lächeln und legte ihre beiden Hände auf den Randboden des Baches, damit sie im Wasser Halt bekommen konnte. Sie war hübsch. Sehr hübsch sogar. Langes blondes Haar, die fast die Farbe einer Maisblüte hatte, hingen ihr nass über den Rücken. Volle rosarote Lippen gestaltete ihr glattes, weiches Porzellanhautes Gesicht, die durch die Nässe glänzte. Große neugierige Augen, die eine Mischung aus grün und blau waren, fixierten uns als wären wir Aliens.

,,Wer seid Ihr, Fremde?", sprach die Meerjungfrau, dessen Stimme die eines Kindes ähnelte und lächelte immer noch.

Ich wusste nicht was wir darauf antworten sollte. Das Gefühl, dass wir die Meerjungfrauen nicht trauen sollten, war in dem Moment bei mir so hoch, sodass ich keine Worte fand, die ich ihr geben konnte. Ich schaute ganz langsam zu Macarius, der die Meerjungfrau wie hypnotisiert anschaute und seine Lippen leicht öffnete.

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