KAPITEL ZWEI

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...blieb ich an zwei Eisblaue Augen hängen...

Ich war erstarrt. Bewegungsunfähig. Gefangen in seinem Blick. Diese Augen waren einzigartig. Helles, stechendes Blau. Eiskalt, als ob er direkt in meine Seele blicken könnte. Ein Schauer lief mir den Rücken herunter. Denn dieser Blick hatte auch etwas beängstigendes. Ich konnte die Dominanz und die Wut förmlich spüren, die von ihm ausging.

Es kostete mich alle Kraft mich von ihm und dem Blickkontakt abzuwenden. Doch ich tat es. Unbehaglich und verunsichert lief ich in Richtung dem Cardio Bereich. Bei jedem meiner Schritte konnte ich noch spüren wie sein Blick auf mir lag. Er brannte sich förmlich in meinen Rücken. Erst als ich um die Ecke bog um zum Laufband zu gelangen, war ich außer Sichtweite. Er konnte mich nicht mehr sehen.

Erleichtert legte ich das Handtuch auf die lehne des Laufbandes ab und stieg darauf. Als ich die Einstellungen vornahm und langsam anfing zu laufen, erhob ich zum ersten mal wieder meinen Kopf und sah mich um. Erst jetzt bemerkte ich, dass nicht nur Blauauge starrte, sondern alle im Studio mich neugierig musterten. Super unangenehm. Das kann ja was werden.

Ich versuchte die Blicke zu ignorieren und zog mein Fitnessprogramm durch. Zum Glück hat mich niemand angesprochen und ich wurde in Ruhe gelassen. Ich bin nicht gerade der offene Typ der es liebt zu kommunizieren und sich mit neuen Leuten zu umgeben. Das Gegenteil ist eher der Fall.

Ich lief zurück zu den Umkleiden und sah wie gerade zwei Männer in den Ring stiegen. Sie zogen sich dir Boxhandschuhe an, einen Mundschutz und einen Helm ehe sie aufeinander einschlugen. Für einen kurzen Moment beobachtete ich das Schauspiel vor mir. Es war mir schon immer ein Rätsel warum "sich aufs Maul hauen" eine Sportart war. Andererseits war es auch gut, dass es sowas gab und Männer ihre Aggressionen im Ring frei lassen konnten wie draußen auf der Straße.

Der dunkelhäutige Mann schlug zu und der Asiatisch aussehende Kerl fiel zu Boden. Ich legte mein Kopf schräg und sah zu, wie der Afroamerikaner nun auf dem anderen Typen drauf lag und unerbittlich zu schlug. So lange bis ein Dritter dazu kam und für eine Unterbrechung sorgte. Erst jetzt nahm ich meinen Blick von den beiden Kämpfern und sah gegenüber auf die andere Seite des Ringes. Da stand er wieder. Der Typ mit den Eisblauen Augen. Sein Blick lag wieder auf mir.

Ich nahm mir die Zeit und musterte ihn ebenfalls. Er war groß und sehr muskolös. Eigentlich bestand er nur aus Muskeln. Das war unter seinem weißen Tank top mehr als deutlich zu erkennen. Er trug eine schwarze Nike Sprthose die ihm locker bis zu den Knien hing. Weiße Socken mit weißen Nike Schuhen.

Seine Haut war braungebrannt. Ich tippe auf Latino? Von seiner Haut war jedoch nicht viel zu sehen, den er war komplett tättooviert. Arme, Beine, Nacken, und auch wenn das weiße Tanktop mir die restliche Sicht versperrt, tippe ich darauf, dass auch sein Bauch und Rücken voll mit Tinte beschmiert ist.

Zurück zu seinem Gesicht. Er hat dunkles, dichtes Haar. Ein markantes Kinn welches mit einem dreitage Bart versehen ist. Seine Eisblauen Augen sind ungewöhnlich und stechen hervor. Vor allem bei einem eher südländischen Typen wie er es zu sein schien. Seine Haut war makellos und ja er sah wirklich unglaublich gut aus.

Doch da war etwas. Etwas was ihn gefährlich wirken ließ. Er war definitiv nicht der nette Typ von nebenan. Eher der "Badboy" um den man einen großen Kreis ziehen sollte. Er lächelte nicht, sondern schaute mit ernster Miene ohne einmal zu blinzeln. Ich wusste das er mich während des Kampfes beobachtet haben musste.

Abermals unterbrach ich unseren Blickkontackt und lief zu den Damenumkleiden. Ich sprang unter die Duschen, welche leider sich als Gemeinschaftsduschen ohne Trennwand heraus stellte. Nicht dass ich ein Problem damit hatte mit meinen Körper, er gefiel mir, ich mochte es jedoch nicht mich Nackt vor anderen zu zeigen, auch wenn es nur "Frauen" waren.

Mir gefiel die Vorstellung, dass meinen Körper nur ich und mein Partner nackt kannten. Auch wenn es diesen Partner nicht gab. Ich vermute diese Einstellung kommt von meiner Herkunft oder besser gesagt, der Erziehung meines arabischen Großvaters. Er ist offen und hat sich in vielen Dingen dem Westen angepasst. Dennoch kann man manche Ansichten nie ganz los werden vor allem wenn sie auch einen religiösen Hintergrund haben.

Schnell wusch ich mich und zog mich wieder an. Meine nassen Haare band ich zusammen ehe ich die Umkleiden verließ. Ich spürte schon jetzt, wie der Muskelkater in meinen Beinen begann "hallo" zu sagen. Dabei war es erst mal paar Minuten her, dass ich trainierte. Das schreit ja förmlich nach Schmerzen in den nächsten Tagen.

Zufrieden verließ ich das Studio. Es ist gewöhnungsbedürftig und manche Typen in dem Schuppen sind beängstigend. Doch fürs erste würde ich sagen, geht das klar und ich komme wieder zum trainieren. Ich stieg in die Bahn ein und fuhr noch erschöpfter als zuvor nach Hause.

Kaum kam ich dort an, aß ich einen Fertigsalat, den ich noch im Kühlschrank hatte, und legte mich ins Bett. Keine fünf Minuten später schlief ich bereits tief und fest ein.

~

Am nächsten Morgen brachte mich meinen Wecker um 5 Uhr Morgens aus dem Bett. Verdammte Frühschicht. Ich spürte jeden einzelnen Muskel beim gehen. Wie sollte ich den Tag nur überleben?

Schnell zog ich mich an, flocht meine Haare, putzen die Zähne und lief zur Bahn. Im Krankenhaus angekommen wartete bereits Max mit einem breiten Grinsen am Spint auf mich.

"Hi süße, da bist du ja endlich" begrüßte er mich von weitem. Grimmig lief ich auf ihn zu. "Was ist los? Hast du dich verletzt oder warum gehst du so seltsam?" Wollte er direkt wissen.

"Sport" quetschte ich mit zusammengebissenen Zähnen heraus "ich war gestern im Sport" erklärte ich.

Max fing an zu lachen ehe er mir einen Kuss auf den Kopf gab. Er war ebenfalls groß im Vergleich zu mir und konnte mühelos auf mich herab sehen.

"Nicht witzig" zickte ich ihn an. "Ach komm schon Ela, es ist lustig. Du solltest dich mal sehen" entgegnete er. Meine Freunde nannten mich Ela Abkürzung von Amela. Wobei sie das "E" betonten.

Ich zog meine Karte durch die Zeiterfassung und begann mit meiner Schicht. Ich war froh, dass Max heute gleich Arbeitsdienst hatte und wir ab und zu uns sahen. Er war ein aufgeschlossener, lustiger und vor allem geselliger Typ. Also das Gegenteil von mir. Man hatte immer was zu lachen wenn er da war. Er schaffte es meine Laune zu verbessern und das trotz Fiesen Muskelkaters.


𝙻𝚞𝚌𝚑𝚊 𝚘 𝚖𝚞𝚎𝚛𝚎, 𝚙𝚎𝚚𝚞𝚎𝚘. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt