KAPITEL VIER

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Die nächsten Tage verliefen ereignislos. Ich hatte es tatsächlich geschafft regelmäßig meinen Schichten entsprechend ins Training zu gehen. Es lief gut und der Muskelkater wurde weniger. Ich fühlte mich fitter und spürte dass der Sport mir gut tat.

Mister Eisblau Idiot war ebenfalls ein paar mal zur gleichen Zeit vor Ort. Ich ignorierte ihn jedoch gekonnt und tat so, als würde er gar nicht existieren. Auch als wir beide wieder die letzten im Studio waren und er abschließen musste. Er sagte ein paar mal was wie: "beeil dich, wir schließen gleich" oder "du benutzt den Butterfly falsch, der Rücken muss gerade sein" aber auch hier reagierte ich nicht und tat einfach so, als könnte ich ihn nicht hören.

Heute war es Samstag und endlich trafen wir uns allesamt wieder: Shelly, Philly, Max und ich. Das hatte auch einen besonderen Anlass. Shelly wurde 24 Jahre alt. Das musste gebürtig gefeiert werden. Dank Philly konnte shelly ausnahmsweise die VIP lounge in dem Club in dem sie arbeiteten buchen. Normalerweise waren diese nur für Gäste mit sehr viel Geld vorbehalten. Um so aufregender, dass wir heute mal darin feiern durften. Ich zog mich dafür besonders schick an. Ein schwarzes, hautenges, knappes lederimitat Kleid, hohe Schuhe mit schnürrung runden das Outfit ab. Meine Haare ließ ich in leichten Wellen offen. Mein Make up blieb dezent bis auf die Augen, welche ich mit einem schwarzen Liedstrich versehen habe.

Max und ich kamen in der VIP Lounge an als shelly und Philly bereits auf uns warteten. Freudig nahm ich beide in den Arm wobei Shelly eine besondere Umarmung für ihren Geburtstag bekam. Sofort wurde uns ein Glas Champagner zum abstoßen gereicht.

Beim ersten schluck verzog ich das Gesicht. Keine Ahnung was die Leute immer an diesem teuren Gesöff finden. Es schmeckt einfach furchtbar. Sofort kam Philly mit einigen Kurzen um die Ecke.

Der Abend verging wie im Flug und nach einigen Drinks und Kurzen spürte ich bereits das wohlige Gefühl, welches Alkohol verursachte. Ich trank selten welchen, weil dieses Gefühl meist trügt und man die Kontrolle über seinen Körper schnell verlieren kann. Gefolgt von peinlichen Aussetzern und dem Kater am nächsten Tag. Doch heute war Shellys Geburtstag und ich machte eine Ausnahme.

Wir tanzten und die Stimmung war ausgelassen. Shelly legte ihren Arm um mich und knutsche meine Wangen ab. Betrunken eindeutig. Ich lachte und stützte sie. "Lass ums Aufl Klo gehlen" lallte sie mir entgegen. Arm in Arm liefen wir zu den Toiletten im VIP Bereich. Ich half Shelly zur Toilette, schloss die Türe und wartete davor auf sie. Dabei lehnte ich mich an die gegenüberliegenden Wand an und blickte zur Decke. Was für ein Abend. Ich lächelte zu mir selbst.

Ich spürte wie jemand den Flur betrat in dem ich stand, blickte jedoch nicht hinüber. Die Person kam näher, die Präsenz wurde stärker, und genau vor mir kam derjenige zum stillstand.

Ich spürte seinen Atmen an meiner Haut und roch sein Aftershave. Es roch verdsmmt gut. Oder meine alkoholisierten Sinne waren benebelt. Ich wagte es meinen Blick von der Decke zu nehmen und senkte meinen Kopf. Mein Atem war ruhig und kontrolliert.

Ich sah in seine Augen. In seine Eisblauen Augen. Bilde ich ihn mir nur ein? Oder steht er wirklich gerade vor mir? Im VIP Bereich des Clubs?

Ich legte meine Hände auf seine Brust und konnte deutlich seine Muskeln spüren die sich gerade durch meine Berührung anspannten, trotz des Hemdes welches er trug und meine Hände von seiner Haut trennten.

Er war es wirklich. Er war echt. Noch immer sah ich in seine Augen ohne einmal den Blickkontakt zu unterbrechen "was willst du?" durchbrach ich letztendlich die Stille. Meine Hände ruhten nach wie vor auf seiner Brust, warum wusste ich nicht. Vielleicht weil ich wackelig auf den Beinen war und er eine ganz gute Stütze darstellte.

Er musterte mich "Du bist betrunken" stellte er kühl fest.

"Höchsten leicht beschwippst" rechtfertigte ich mich, dabei atmete ich einmal tief ein, da ich das Gefühl hatte Sauerstoff zu benötigen.

"Du solltest besser nach Hause gehen Amela" tadelte er mich. Tzzz Was denkt er wer er ist, als ob er etwas zu sagen hätte. Idiot bleibt Idiot. Gerade als ich ihm antworten wollte trat er zurück von mir und lief davon. "Spar es dir" sagte er noch als er schon fast außer Sichtweite war. Was fällt ihm ein? "Du solltest besser nach Hause gehen Amela" äffte ich ihn gereizt nach als mir plötzlich klar wurde, dass er meinen Namen gesagt hatte. Woher zum Teufel kannte er meinen Namen?

In diesem Moment kam Shelly aus der Toilette zurück. Lachend schloss sie mich in den Arm und wir liefen gemeinsam zurück. Doch bevor wir in unsere Lounge abbogen befreite ich mich aus ihrem Arm: "Shelly lass uns gehen? Ich habe einen Monsterhunger". Aprubt bleibt sie stehen und musterte mich: "Alles okay? Du wirkst gereizt?" Hackte sie misstrauisch nach.

"Das bin ich immer wenn ich Hunger habe" lächelte ich ihr süß zu. Und das war nicht mal gelogen. Jedoch lag mein Stimmungswechsel nicht nur an meinem leeren Magen sondern eher an diesem Idioten!

"Da hast du recht. Aber auf Pommes mit extra viel Käse hätte ich jetzt auch Bock" grinste sie mich an "Komm lass uns die Jungs holen und gehen" schlug sie weiter vor und ich war Heilfroh.

Ich wartete draußen auf dem Flur als Philly und Max mit unseren Jacken unterm Arm kamen. Ich zog sie mir an und Max legte gleich seinen Arm um meine Schultern. Ich lehnte meine Kopf an seine Schulter und wir liefen los Richtung Ausgang.

In diesem Moment spürte ich es wieder. Als ob sich ein heißer strahl Larva in meinen Rücken brennt und ein Loch hinterlässt. Ohne es zu sehen wusste ich wessen Blick auf mich gerichtet war und mir beim gehen zu sah.

Und kurz bevor wir die Treppe zum Erdgeschoss und Ausgang erreichten, drehte ich meinen Kopf um nach hinten zu blicken... Da stand er... lässig angelehnt an der Wand am anderen Ende des Flurs mit einer Flasche Bier in der Hand die er genüsslich zu seinem Mund führte um einen schluck zu trinken... Seine Augen lagen jedoch die ganze zeit auf mir.

Kurz bevor er aus meinem Blickwinkel verschwand nahm ich meine freie Hand und zeigte ihm meinen Stinkefinger. Überrascht von meiner Geste hob er seine Augenbrauen in die Höhe und lachte.... dann konnte ich ihn nicht mehr sehen da wir bereits die Treppen hinab liefen und ich meinen Kopf wieder nach vorne drehen musste. Schließlich wollte ich nicht fallen.

Ich habe ihn tatsächlich lachen gesehen. Das er sowas überhaupt konnte? Aber war auch eine wirklich peinlichen Aktion von mir. Den Stinkefinger? Echt jetzt Amela? Wie alt bist du? Das war definitiv der Alkohol. Ich sage doch, dir Wirkung ist teuflisch. Ich seufzte hörbar auf und folgte schließlich Philly und Shelly die voraus liefen...

𝙻𝚞𝚌𝚑𝚊 𝚘 𝚖𝚞𝚎𝚛𝚎, 𝚙𝚎𝚚𝚞𝚎𝚘. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt