KAPITEL ACHT

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Diego ließ mich direkt vor der Beifahrertüre herunter und ich stand nun wieder auf eigenen Beinen. Mein Gesicht war gerötet da das ganze Blut in mein Kopf lief.

Wütend funkelte ich ihn an. "Einsteigen" sagte er trocken und emotionslos.

"Du hast sie doch nicht mehr alle. Im Leben nicht, da fahre ich lieber mit der Bahn" zischte ich zurück.

"Das war keine Frage Amela. Du steigst jetzt ein" antwortete er "fordere mich nicht noch weiter heraus du wirst es bereuen" sprach er weiter. Sein Ausdruck war kalt und ich spürte, dass er wirklich an seine Grenzen kam. Ich wusste nicht wie weit ich gehen konnte, jedoch hatte er auch kein Recht einfach so über mich zu bestimmten.

Ich entschied mich jedoch vorerst einzusteigen. Jedoch konnte ich meine Gefühle nicht weiter unterdrücken.

Kaum saß Diego im Auto und lenkte seinen BMW geschickt auf die Straße schrie ich los:

"Was fällt dir eigentlich ein? Mhhh? Es geht dich nichts an wo und mit wem ich hin gehe. Es hat dich auch nicht zu interessieren ob ich Alkohol trinke und mit wem ich meine Zeit verbringen. DU HAST DAS NICHT ZU ENTSCHEIDEN. Was denkst du wer du bist? Ich will das du mich in Ruhe lässt Diego!!"

Ich sah ihm während meiner Tirade die ganze zeit in sein Gesicht. Naja zumindestens sein seitenprofil, den sein Blick war auf die Straße gerichtet. Ich konnte jedoch sehen, dass bei jedem meiner Worte, sein Griff um das Lenkrad stärker wurde und die Knöchel sich bereits weiß färbten.

Er antwortete jedoch nicht. Er war still und fuhr weiter die Straße entlang.

Frustriert rieb ich mit meinen fingeren Kreise an meiner Schläfe. Dieser Mann macht meinen Kopf kaputt. Definitiv.

Die weitere Fahrt schwiegen wir uns an. Schließlich hielt Diego vor meinem Wohnblock an.

"Woher kennst du meine Adresse?" Hakte ich misstrauisch nach.

"Deine Anmeldung Amlea. Ich kümmere mich auch um das Büro im Fitnessstudio". Erklärte er monoton.

Machte Sinn. Ich schnallte mich ab und wollte gerade die Beifahrertüre zum aussteigen öffnen als Diego sagte: "Du wirst ab sofort nicht mehr bei uns trainieren".

Verwirrt sah ich zu ihm. Jetzt sah er mich auch an. Seine Augen direkt auf meine gerichtet.

"Das kannst du nicht entscheiden" sagte ich geschockt.

"Doch das kann ich. Und jetzt raus aus meinem Auto" knurrte er.

Fassungslos sah ich ihn noch einige Sekunden an ehe ich die Türe öffnete und ausstieg. Kurz bevor ich die Beifahrertüre schloss beugte ich mich nochmal zu ihm runter.

"Du bist ein dämlicher Idiot und ich werde mich garantiert nicht dafür bedanken, dass du mich gezwungen hast mich heimzufahren" ohne auf eine Reaktion von ihm zu warten knallte ich die Autotüre zu und lief zu meinem Wohnblock. Es war frustrierend.

Ich hatte keine Ahnung was sein Problem mit mir war, warum er mich so sehr hasste, aber es spielte keine Rolle mehr. Definitiv werde ich von diesem Typen Abstand nehmen. Ich werde ihm aus dem Weg gehen und ignorieren. Selbst wenn er mit mir sprechen sollte, würde ich so tun als ob ich ihn nicht hören könnte. Ich werde bestimmt nicht ein neues Fitnessstudio suchen. Ich bin froh, dass Philly mich hier rein gebracht hatte. Das lasse ich mir von niemandem nehmen. Punkt.

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Am nächsten Morgen bereute ich es bereits noch mit den Jungs mitgesungen zu sein. Mein Kopf dröhnte und ich musste bald zur Arbeit. Schnell trank ich meinen Kaffee aus und sprang unter die Dusche. Pünktlich 10.00 Uhr verließ icj schließlich meine Wohnung und Fuhre mit der U-Bahn zum Hospital.

Max hatte heute leider eine Frühschicht weshalb wir uns nur kurz zum Schichteechsel sahen "kommst du heute abend ins Dimonds? Philly und Shelly kommen etwas früher damit wir noch zusammen was trinken können" Fragte er mich.

"Klar gerne wie viel uhr?" Fragte ich nach. "21.00 Uhr wie immer". "Alles klar dann bis später Max" dann ging er.

Meine Schicht forderte mich heute wieder sehr. Es war viel los. Ein Notfall jagte den nächsten. Es gab einen Autounfall. Ein Kind saß auf der Hinterbank und überlebte. Es war sicher angeschnallt in einem Kindersitzt. Die Eltern wurden ebenfalls eingeliefert. Sie saßen vorne und befinden sich bereits im OP. Es sah nicht gut aus. Das Kind hatte zum Glück kaum verletzungen und einen riesen Schutzengel. Dennoch zeriss es mir das Herz sie so zu sehen. Alleine auf dem Krankenbett mit Tränen in den Augen da sie ihre Eltern vermisste. Ich liebe meinen Beruf, aber wenn Kinder involviert sind, zerreißt es mich innerlich.

Ich saß mich zu dem kleinen Mädchen und legte meinen Arm um sie. Ich versuchte ihr Trost zu spenden und hoffte einfach inständig, dass sie überlebten. Kurz vor Schichtende schlief die kleine schließlich in meinen Armen ein. Behutsam legte ich sie ins Bett und deckte sie zu. Schwerenherzens zog ich mich um und machte mich direkt auf den Weg zum Dimonds wo bereits die anderen auf mich warteten.

Ich war eigentlich nicht in Stimmung für ein geselligen Abend mit den anderen jedoch hatten wir uns auch schon über zwei Wochen nicht mehr gesehen.

Als ich ankam stand bereits ein Lillet für mich bereit. Dankend nahm ich erst mal einen großen schluck ehe ich alle begrüßte. Ich brauchte das jetzt dringend.

Sofort ging das Gespräch los aber meine Gedanken schweiften immer wieder zu dem kleinen Mädchen und zu Diego. Zum Teufel mit diesem Depp. Aber es beschäftigte mich.

"Amela? Amela?" Jetzt lag meine Aufmerksamkeit wieder bei shelly. "Was ist den mit dir los? Du bist so still und abwesend?" Hackte sie direkt nach und alle Augen waren auf mich gerichtet.

"Arbeit" sagte ich nüchtern. Doch das reichte meinen Freunden nicht. "Ein Autounfall. Da ist ein Mädchen. Sie ist noch sehr klein und ganz alleine. Ihre Eltern überleben es wahrscheinlich nicht" gab ich mehr preis.

Sofort hatten alle Verständnis und sagten mir aufbauende Worte zu. Sie meinten es nur gut, jedoch brachte es leider nicht viel.

"Außerdem ist da noch so ein Typ im Fitnessstudio der mich, warum auch immer, anscheinend hasst" erzählte ich weiter.

Jetzt lag wieder die gesamte Aufmerksamkeit bei mir. Alle waren neugierig. Das Wort Amela und Typ gibt es eigentlich nie in einem Kontext. Seit ich mit allen befreundet bin hatte ich nie einen Freund oder eine Affäre oder etwas was dem nah kam. Es gab nur meinen Bruder, meinen Großvater und meine Arbeit.

"Wieso, was tut er den?" Wollte Max gleich wissen und er sah besorgt aus.

Ich erzählte meinen Freunden alles. Von unsrer ersten Begegnung und seiner Fiesen Art bishin zu dem Aufeinandertreffen hier im Club und natürlich die Aktion, die er gestern gestartet hatte.

Sie horchten mir alle gebannt zu. Shelly stand sogar der Mund offen als ich von dem MMA Kampf erzählt hatte.

"Oh mein Gott Baby was für ein Studio hast du ihr da empfohlen?" Fragte sie empört Philly. Dieser winkte jedoch ab und sah mich ernst an:

"Wie heißt der Typ? Bitte sag mir nicht das du Digeo García meinst?"

Ich blickte zurück in Phillys Augen und sah ihn schon fast entschuldigend an: "Du kennst ihn?"

Sofort schlug Philly sich die Hände über den Kopf und rieb aufgebracht über seine Haare "fuck" sagte er dabei.

"Herrgott Amela und du bist in seinem Auto gesessen alleine?" Fragte er das, was ich ja bereits erzählt hatte.

"Ja Philly. Was ist den mit ihm? Warum reagierst du so?" Wollte ich nun von ihm wissen.

"Das würde ich auch gerne wissen" sagte shelly, verschränkte ihre Arme vor der Brust und sah Phill ernst an.

Doch er ignorierte sie. Er sah hingegen streng zu mir: "Amela versprich mir, dass du nie wieder mit dem Typen sprichst. Halte dich von ihm fern. Er ist gefährlich. Mehr kann ich dir nicht sagen.".

𝙻𝚞𝚌𝚑𝚊 𝚘 𝚖𝚞𝚎𝚛𝚎, 𝚙𝚎𝚚𝚞𝚎𝚘. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt