KAPITEL DREI

873 23 2
                                    

Es sind zwei Tage seit meinem ersten Fitnessbesuch vergangen und mein Muskelkater ließ endlich nach, nachdem ich mich hauptsächlich nur noch von Magnesium ernährt habe.

Heute wollte ich wieder gehen. Es war bereits 19.00 Uhr aber meine Mittelschicht erlaubte mir nicht früher zu gehen. Das Studio hatte bis 22.00 Uhr offen, mir blieb also noch genügend Zeit.

Es war Freitagabend und als ich ankam, war bereits weniger los wie beim letzten Mal. Der alte grimmige Kerl stand wieder hinter der Theke. Er begrüßte mich mit einem Nicken als ich herein trat. Ich tat es ihm gleich und lief zu den Umkleiden.

Das Training verlief gut. Heute lag der Fokus auf meinem Hintern. Es war bereits 21.00 Uhr und ich bemerkte, dass ich einer der letzten im Studio war. Herrlich. Es war zwar ein wenig unheimlich, aber gleichzeitig auch angenehm, da niemand einen beobachten konnte.

Ich lief zur Beinpresse und meinem Hintern den Rest zu geben. Doch beim Einstellen fiel mir auf, dass das Gewicht auf der höchsten Stufe eingestellt war. 160 Kilo. Bei den alten Geräten konnte man die Einstellung nur manuell vornehmen. Das heißt ich muss die 160 Kilo hochdrücken um das Gewicht verstellen zu können. Also unmöglich. Genervt davon, dass irgendwelche Muskelprotze die Einstellung machen und dann einfach gehen ohne an die schwächeren zu denken, machte mich wütend.

Denn jetzt war ich auf Hilfe angewiesen. Ich lief zum Empfang, doch da war niemand mehr. Ich sah mich um und hörte Geräusche vom Krafttrainingbereich. Dort war also noch jemand. Zielstrebig lief ich hinüber um die Person ausfindig zu machen.

Ich fand ihn auch schon gleich. Mit dem Rücken zu mir gewandt, gerade dabei Gewichte zu heben, erkannte ich sofort wer der übrig gebliebene Typ hier im Studio war. Der mit den Eisblauen Augen. Super.

Vorsichtig lief ich zu ihm, stelle mich vor ihn und wartete bis er mit seiner Einheit fertig war.

Er ließ die Gewichte fallen, sah mir in die Augen und sagte Barsch: "was?"

Wow, seine Stimme war dunkel und rau aber vor allem unfreundlich. Damit habe ich nicht gerechnet. Ich räusperte mich und fragte nett: "Entschuldige, ich wollte dich nicht unterbrechen, aber ich bräuchte Hilfe bei der Gewichtseinstellung der Beinpresse und kann niemanden hier mehr finden".

Er atmete hörbar genervt aus bis er sagt: "das könnte daran liegen, daß niemand mehr hier ist außer dir und mir".

Na super. Alleine mit dem unheimlichen Typen, der nicht gerade gut gelaunt zu scheinen ist. Ich versuchte mein Glück nochmals:

"Okay also wenn das so ist, könntest du mir dann helfen?"

"Nein. Kann ich nicht und jetzt zieh ab".

Man der Kerl ist ja wirklich mal mies drauf. Was stimmt mit dem nicht? Um mir nicht noch weitere Dumme Antworten anzuhören, drehte ich mich um ohne ein Wort zu sagen. Ich konnte mir jedoch nicht verkneifen meine Augen zu verdehen. Arroganter Idiot. Dachte ich, als ich davon lief.

Dann gibt es eben keine Beinpresse heute. Schade.

Ich lief direkt zu den Umkleiden um mich ausgiebig zu duschen. Dann zog ich mich um und ging zurück ins Studio.

Mister Eisblau aka dummer Idiot stand hinter dem Dresen und kramte in den Schubladen. War er sowas wie der Stellvertreter von dem alten grimmigen Mann? Könnte passen so mies gelaunt und unfreundlich wie beide sind.

Ohne ihm Beachtung zu schenken, lief ich am Tresen und an ihm vorbei um nach draußen zu kommen. Ich spürte wie sein Blick auf mir lag, aber ich ignorierte ihn. Als ob ich dem noch tschüss sagen würde. Bestimmt nicht.

Draußen angekommen schlug mir der kühle Wind ins Gesicht. Es war bereits dunkel und es schien ein Unwetter im Anmarsch zu sein. In California regnet es selten aber wenn, dann gleich mit einem richtig Sturm. Super.

Noch bevor ich einen Schritt machen konnte fing es bereits an stark zu regnen. Schnell rannte ich unter das kleine Vordach vor dem Studio in der Hoffnung der Regen würde etwas nachlassen.

Doch das Gegenteil war der Fall. Es fing an zu stürmen und Blätter flogen durch die Luft. Als dann auch noch ein Zaun nachgab und durch die Luft wirbelte, öffnete ich wieder die Türe zum Studio. Es war nun 21.50 Uhr.

"Was willst du noch hier? Ich schließe gleich" pöbelte mich der Idiot von hinten direkt an.

"Ich hab noch zehn Minuten" antworte ich trocken ohne mich in seine Richtung zu drehen.

Er lief ans Fenster, spickte durch die Rollos und sah sich das Unwetter draußen an. Er wusste warum ich wieder ins Studio zurück kam und trotzdem sagte er um punkt 22.00 Uhr:

"Feierabend. Raus jetzt". Nun drehte ich mein Kopf zu ihm und sah direkt in seine tödlichen, kalten Augen. Wenn Blicke töten könnten wäre er jedoch jetzt Tod, so giftig sah ich ihn mit meinen Haselnussbraunen Augen an.

"Es regnet in strömen draußen und der Wind ist gefährlich" erklärte ich in einem scharfen Ton. Damit dieser Neandertaler verstand warum ich überhaupt hier stand.

"Ist mir bewusst. Aber nicht mein Problem kleines. Und jetzt raus, ich hab keine Zeit zum warten" antwortete er und machte dabei mit seinem Kopf eine Bewegung Richtung Türe. Er meinte es ernst. Dieser miese Arsch.

Wütend stapfte ich aus dem Studio zurück zum Vordach. Leider war das Wetter kein Stück besser. Also wartete ich im Dunkeln in der Hoffnung es würde besser werden.

Fünf Minuten später fuhr ein schwarzer BMW M8 an mir vorbei. Beim vorbeifahren konnte ich sehen wer hinter dem Steuer saß trotz der Dunkelheit, den der Fahrer sah mir direkt in die Augen. Dieser Mistkerl. Mister Eisblau raste im Regen mit seinem Auto davon und hier stand ich nun. Komplett alleine in einem Industriegebiet, abends bei einem Gewitter. Super Amela. Keine guten Voraussetzungen in Compton.

Es blieb mir jedoch nichts anderes übrig als im Regen zur Bahn zu rennen. Und so machte ich mich auf den Weg, in der Hoffnung heil anzukommen.

~~~

Komplett durchnässt, zitternd und erschöpft kam ich endlich an meiner Wohnung an. Was für ein Abend.

Sofort sprang ich unter die heiße Dusche um mich aufzuwärmen. Ich war wütend aber auch fassungslos, dass dieser Idiot mich tatsächlich so behandelte. Was hatte er für ein Problem mit mir? Oder war er allgemein so ein mieser Typ. Der Gedanke ließ mich nicht los. Auch nicht als ich müde in mein Bett stieg und versuchte zu schlafen.

𝙻𝚞𝚌𝚑𝚊 𝚘 𝚖𝚞𝚎𝚛𝚎, 𝚙𝚎𝚚𝚞𝚎𝚘. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt