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Nialls Geständnis ließ meinen Kiefer runterklappen. „Ehrlich?", fragte ich überrascht, „Aber du hattest doch mal eine Freundin?"

Er nickte. „Ja, ich stehe auch auf Frauen. Ich mag halt einfach beides." Grinsend zuckte er mit den Schultern und ich selbst konnte mir ein kurzes, aber sanftes Grinsen nicht verkneifen.

Dann war es wieder eine Weile still zwischen uns und wir beide schienen nach den richtigen Worten für die folgende Unterhaltung zu suchen.

„Wieso hast du es mir nie gesagt?", Enttäuschung klang in meiner Stimme mit, die ich in diesem Moment auch empfand, „Vertraust du mir nicht?"

Nialls Blick wurde weich. „Natürlich vertraue ich dir, Harry. Du bist mein bester Freund. Ich hatte einfach nur Angst davor, was...naja...stell dir mal vor, du hättest dich aus Versehen vor deinen Eltern bei diesem Thema verplappert. Und - versteh mich nicht falsch - aber deine Eltern sind nicht gerade die offensten Menschen, wenn es um sowas geht. Die beiden hätten mir sofort gekündigt!"

Ich musste innerlich mit den Augen rollen. Da hatte er leider recht. Vor allem mein Vater ist bei einer solchen Angelegenheit sehr alt eingesessen.

„Aber Homosexualität ist seit zwei Jahren gesetzlich erlaubt in England!", stellte ich klar, wusste aber selbst, dass diese Aussage nichts ändern würde.

„Ich weiß. Und trotzdem gibt es viele Menschen, die es nicht akzeptieren würden. Deswegen hab ich nichts gesagt."
Ich nickte verstehend. Auf Niall konnte man einfach nicht böse sein.

„Und es tut mir leid, wenn ich eben so aus der Haut gefahren bin. Deine Nachricht hat mich wohl nur einfach schockiert", fügte er noch hinzu.

„Schon ok", entgegnete ich, „Ich wär' wahrscheinlich auch schockiert gewesen. Alles gut."

„Ok. Und...wie genau stellst du dir das jetzt vor? Ich meine, du wirst in einem Jahr gekrönt. Und heiraten wirst du dann auch noch. Lässt du es jetzt einfach auf sich beruhen oder was ist dein Plan?"

Tzz. Scheiß arrangierte Ehe. Wer hatte sowas erfunden? Das Problem war, dass ich ich selbst nicht einmal wusste, wie es jetzt weitergehen sollte. Was, wenn meine „Verliebtheit" doch nur von kurzer Dauer sein würde und ich mich gerade viel zu sehr hineinsteigerte? Oder wenn ich mich doch absolut und vollkommen mit all meinen Sinnen in den Jungen aus der Kneipe verliebt hatte?

Wie könnte es dann weitergehen? Könnte ich ihn überhaupt wiedersehen? Und was passiert, wenn ich in einem Jahr heirate? Ich wollte nicht heiraten, nur weil ich es muss und es den Ruf meiner Familie unterstützen würde. Ich wollte aus Liebe heiraten. Nur aus Liebe.

„Ich hab keine Ahnung", seufzte ich und ließ mich wieder mit dem Rücken auf's Bett fallen, Beine und Arme von mir gestreckt, „Aber ich will ihn wiedersehen, Niall! Ich muss ihn wiedersehen! Am liebsten würde ich jetzt schon zurückrennen und ihn suchen..."

Der Blonde gegenüber von mir kicherte.
„Meine Güte, Harold. So hab' ich dich ja noch nie erlebt...Was ist denn so besonders an ihm?"

Ich riss die Arme in die Luft, um sie in einem großen Bogen durch die Luft streichen zu lassen.
„Einfach alles! Seine Augen funkeln schöner als alle Diamanten, die meine Eltern besitzen. Seine Haare sehen so weich aus, dass ich stundenlang durch sie durch streicheln könnte. Er ist charmant, hat aber trotzdem etwas kratzbürstiges an sich. Er ist witzig und bringt mich zum Lachen und seine Lippen sind so weich wie ein Kissen", schwärmte ich vor mich hin und konnte ihn tatsächlich bildlich vor mir sehen.
Mein Herz schlug Saltos.

„Halt, halt, halt!", kam es von Niall und ich hob meinen Kopf, um ihn anzusehen, „Seine Lippen? Weich? Habt ihr euch etwa geküsst?"

Sein ungläubiger Blick ließ mich auf der Stelle rot anlaufen. Ich legte verlegen meine Hände vor's Gesicht und nickte dann.
Ich hörte, wie Niall aufsprang.

Don't wanna fall in Love // Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt