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Wieder völlig außer Atem hämmerte ich gegen meine Zimmertür, quetschte mich hinein, als die Klinke runter gedrückt wurde und packte Niall direkt an seinen Oberarmen. Mit meinem Fuß kickte ich die Tür zu und rüttelte dann an meinem besten Freund, der mich perplex und überrascht aus seinen blauen Augen ansah.

„Niall, er hat mich geküsst!", stolz zeigte ich ihm die Stelle neben meinem Mund und quietschte leicht, „Hier hin!"

Niall schien sich daraufhin etwas zu entspannen und lachte. „Harry, ihr habt doch sogar schon rumgemacht. Und da drehst du durch bei so einem kleinen Kuss?"

Ich verdrehte grinsend die Augen und ließ dann von ihm ab, um wild gestikulierend durchs Zimmer zu laufen. „Ja, ich weiß. Aber beim ersten Mal war da ja auch noch Alkohol im Spiel! Es hätte also sein können, dass er das wegen des Alkohols gemacht hat. Auch, wenn er auf mich sehr nüchtern schien. Aber heute hat er nichts getrunken! Und er hat mich trotzdem geküsst! Oh mein Gott, Niall! Dieser Tag war so perfekt! Louis ist so perfekt! Ich hatte noch nie so viel Spaß! Ich liebe es, Zeit mit ihm zu verbringen. Ich kann es kaum abwarten, ihn wiederzusehen", schwärmend schmiss ich mich rücklings auf mein weiches Bett, das mich etwas zurück federte.

Niall setzte sich wie immer zu mir und legte eine Hand auf mein Bein. „Oh man, Romeo, dich hat's vielleicht erwischt."

Ich sah ihn nur verliebt lächelnd an und nickte, meine Augen waren nur halb geöffnet, weil meine Wangen es mir durch das breite Lächeln nicht ermöglichten, sie ganz zu öffnen.

Nialls Augen lagen noch kurz auf mir, bevor ich in seinem Gesicht eine plötzliche Gefühlsregung sehen konnte und er seinen Blick nach vorne richtet. Irgendetwas stimmte nicht.

„Niall", ich setzte mich auf und fasste an seine Schulter, „Ist alles in Ordnung?"
Von meinem Freund kam daraufhin keine Reaktion, weshalb ich an seine andere Schulter griff und ihn zu mir drehte, sodass er mir ins Gesicht sehen musste. Ich konnte erkennen, dass seine Augen verdächtig glitzerten.

„Hey", sofort schloss ich ihn in meine Arme, „Was ist denn los?"

Er schluchzte leise, seine warmen Hände legten sich auf meinen Rücken und er drückte mich an sich. „Harry~ Ich...ich will nicht, dass du verletzt wirst..."

Ich verzog verwirrt das Gesicht. „Das wird nicht passieren, Nialler, mach dir keine Sorgen."
Mein Versuch, ihn zu trösten, schien nicht wirklich anzuschlagen. Er drückte mich von sich weg und sah mir ernst in die Augen, während eine Träne sein Gesicht hinunter kullerte.

„Und wenn doch? Was ist, wenn Louis nicht der ist, für den du ihn hältst? Du bist in ihn verliebt, deswegen siehst du nur das Positive. Was, wenn er aber ganz anders ist und dich nur ausnutzen will?"

Ich fand es wirklich süß, dass Niall sich so um mich sorgte. Aber ich war mir sicher, dass Louis mir nicht wehtun würde. Er wusste ja nicht einmal von meinen Gefühlen.

Als ich gerade zum Sprechen ansetzen wollte, unterbrach mich Niall.
„Und außerdem: was ist, wenn jemand dein Verschwinden bemerkt? Wenn sie dich oder vielleicht auch mich hier in deinem Zimmer erwischen sollten. Was soll ich dann sagen, wo du bist? Nächsten Monat lernst du eine Frau kennen, die du höchstwahrscheinlich heiraten musst. Und dann? Dein Vater wird mit Sicherheit noch genauer auf dich achten und dich noch mehr zügeln, als er es eh schon tut."

Nun entfuhr auch mir ein Seufzen. Ja, es war eine wirklich bescheidene Situation, aus der es auch scheinbar keinen Ausweg gab. Dessen war ich mir bewusst.

„Louis ist kein schlechter Kerl", murmelte ich nach einiger Zeit und hob meinen Kopf an, um Niall anzusehen, „Das spüre ich."

„Und ich glaube dir, Harry", er griff nach meiner Hand, „Aber jetzt stell dir mal vor, wenn Louis sich auch in dich verliebt. Was wäre dann? Könntest du ihn anlügen? Könntest du ihm wehtun? Könntest du ihm das Herz brechen, wenn es an der Zeit ist?"

Bedrückt knibbelte ich mit meinem Zeigefinger an dem Stoff meiner Hose rum. Der Gedanke, dass Louis sich möglicherweise auch in mich verlieben könnte, löste einen inneren Konflikt von der Größe des Eiffelturms in mir aus.

Einerseits konnte ich mir nichts schöneres vorstellen, als die Erwiderung meiner Liebe. Ich wünschte es mir sogar insgeheim. Andererseits war ich mir jedoch bewusst, dass es mit uns niemals klappen würde und wir uns nur gegenseitig verletzten, wenn wir diese Beziehung zueinander aufrecht erhalten würden.

Ich dachte wieder über Nialls Worte nach. Angelogen hatte ich Louis eh schon. Es musste sein. Er durfte meine wahre Identität nicht herausfinden. Aber ich würde ihn unter keinen Umständen verletzen wollen. Oder ihm das Herz brechen. Das konnte ich einfach nicht. Meine Situation war ausweglos.

Das einzige, wessen ich mir sicher war, waren meine Gefühle zu Louis. Und die konnte ich nun mal nicht so einfach ausknipsen oder hinten anstellen.

„Niall", setzte ich wieder an, „ich habe keine Ahnung, was die Zukunft mit sich bringt. Ich weiß nur, dass ich verliebt bin und die Zeit noch nutzen möchte, so lange ich kann. Und ich möchte dich nicht dazu zwingen, mir zu helfen. Du bist mein bester Freund, das würde ich nicht von dir verlangen. Wenn du nicht mehr jeden Freitag hier rumhängen möchtest, dann musst du das auch nicht. Es ist ok. Ich würde das verstehen. Aber ich werde nicht aufhören, mich mit ihm zu treffen, Niall. So glücklich wie in den paar Stunden mit ihm war ich noch nie in meinem ganzen Leben."

Der Ire zog einen Mundwinkel nach oben und nickte sanft. „Das weiß ich. Ich merke das", er drückte meine Hand, „Und natürlich werde ich hierbleiben, Harry. Ich will, dass du glücklich bist. Und wenn das für mich heißt, jeden Freitag acht Stunden hier auf deinem Zimmer rumzuhocken, dann ist das nun mal so. Ich mach mir nur einfach Sorgen um dich, weißt du? Das war von mir auch nicht böse gemeint."

Sofort nahm ich den Blonden wieder in meine Arme und streichelte sanft über seinen Rücken.

„Das weiß ich doch, Ni", ich lächelte und strich mir schnell eine kleine Träne weg. Womit hatte ich Niall nur verdient? „Und jetzt ab ins Bett mir dir, mein Lieber", schimpfte ich gespielt mit einer tieferen Stimme und kniff meine Augen zusammen, was Niall zum Lachen brachte und er ahmte daraufhin meinen Blick und meine Stimme nach.

„Das gleiche gilt auch für dich, Jungspund! Gehabt euch wohl. Wir sehen uns morgen."

Wir lachten über den jeweils anderen und ich begleitete Niall noch schnell zur Tür, bevor ich sie hinter ihm abschloss.

Don't wanna fall in Love // Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt