Kreisförmig

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Ein Kreis hat eine vollkommene Form. Er verbindet jegliche Elemente in ihrer Abstrusität und erschafft damit ein Sinnbild der Gewöhnlichkeit. An einem Kreis ist nichts merkwürdiges zu beobachten und erst das Durchbrechen der Grenzen sorgt für etwas unerwartetes.

Alle Menschen dieser Welt einen Kreis bilden zu lassen, scheint unsinnig zu sein. Der Kreis würde viel zu groß werden, nicht jeder würde ihn bilden wollen oder auch nur dazu in der Lage sein und manche würden sich schlichtweg weigern, neben einer bestimmten Person zu stehen. Dennoch aber gibt es Kreise. Den Kreis, in dem wir uns gerade befinden beispielsweise.

Ein Kreis erzeugt eine merkwürdige Verbundenheit, die sich kaum mit etwas anderem vergleichen lässt. Jeder der nicht aus dem Kreis ausbricht, scheint automatisch zu etwas dazu zu gehören, auch wenn er gar nicht so genau weiß, was dies eigentlich ist.

Würde man die kreisbildenden Menschen fragen, warum sie hier stehen, wären die Antworten sicher sehr unterschiedlich. Die einen stehen hier aus Gewohnheit, nichts besonderes hält sie fest, aber genauso wenig bewegt sie etwas zum Gehen. Diese Menschen bilden sicher den Großteil. Ein anderer Teil steht hier, weil er hier stehen will, er ist überzeugt von der Kreisidee und ist beispielsweise aus genau diesem Grund in diesen Kreis erst eingetreten. Der nächste möchte hier vielleicht gar nicht stehen, sieht aber gar keine Alternative zu diesem Kreis und bleibt hier in der Gewissheit, dass er vom Kreis profitieren wird. Profit ist immer ein Grundgedanke der Menschen, kaum einer kann ihm ausweichen. Der Kreis wird all diesen Menschen hier Sicherheit vermitteln, er wird sie bestmöglich bei ihren Problemen unterstützen, wird zu ihrer Unterhaltung beitragen und von Problemen entlasten. Durch den Kreis wird eine Gemeinschaft gebildet.

Außerhalb des Kreises wird sich jedoch noch eine weitere Gruppe von Menschen auffinden lassen. Jene die ihn aus sicher guten Gründen haben und dann noch alle, die nie die Chance erhielten ein Teil von ihm zu sein. Diese Menschen bilden eine immer größer werdende Randgruppe, die zur Zeiten der Individualisierung weiter anwächst. Doch wer überzeugt ist, unter ihnen die am grausamsten leidenden zu finden, der irrt.

Es sind nicht die Menschen, die ausgeschlossen vom Kreis stehen, sondern jene, die sich in seiner Mitte befinden und jedem Blick, jedem Wort und jeder Tat gnadenlos ausgesetzt sind. Sie sind es, die völlig schutzlos einer Übermacht gegenüberstehen, die immer gnadenloser wird. Wir alle haben diese Menschen schon gesehen und dennoch nichts gegen ihre Probleme und damit auch unsere unternommen. Stehen wir noch im Kreis, so erkennen wir gar nicht erst die Fehler unseres Denkens und befinden wir uns außerhalb des Kreises, ist die Reichweite unserer Möglichkeiten oft viel zu gering.

Nun haben wir aber bereits festgestellt, dass es kaum möglich sein wird einen einzigen großen Kreis zu bilden. Um den einen großen Problemkreis bilden sich stattdessen also viele weitere kleine Hilfskreise, die einzelnen Menschen und Gruppen in dem großen Kreis helfen wollen und dennoch scheitern.

Was wir brauchen ist vielleicht nicht noch ein weiterer, neuer Kreis sondern ein Halbkreis, ein Stern, ein Viereck oder ein Dreieck. Wenn die alten Ansätze scheitern, müssen wir uns eben neue ausdenken, solange wir nicht endgültig scheitern wollen.

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