Meine abgetippte Philosophie Klausur aus dem Themenbereich Metaphysik. Ein Essay mit dem Thema: Das Nichts - ein erschreckender Gedanke? Mit Bezug zu Jean-Paul Sartre. Der Text liegt in Originalform vor.
Das Leben des Menschen ist von Entscheidungen geprägt:
Will der Mensch leben und wenn ja warum? Ist die Existenz erst einmal angenommen, entstehen weitere Fragen: Warum will er leben, bzw. nicht leben? Gibt es überhaupt einen Sinn und wenn ja welchen? Was ist, wenn nicht nur die Existenz möglich ist, sondern auch eine Art Gegenteil, das „Nichts"? Ist das Nichts dann ein erschreckender Gedanke?
Der 1905 in Frankreich geborene Existentialist Jean-Paul Sartre hat sich mit genau diesen Fragen zur Existenz und dem Nichts in seinen Romanen z.B. „Der Ekel" und auch in seinem Hauptwerk „Das Sein und das Nichts" beschäftigt. Sartre selbst stammte aus einer Zeit, die von Weltkriegen geprägt war. Vielen Menschen fehlte der Glaube und die Hoffnung an etwas Gutes und so ist auch Sartres Philosophie von pessimistischen Elementen geprägt. Für ihn ist die Existenz durch den Zufall bestimmt, sie ist sinnlos und überflüssig. Sie folgt außerdem keinem Ziel wie z.B. Schopenhauers Wille zum Überleben. Kernaussage Sartres Philosophie ist, dass die Existenz der Essenz vorausgeht. Sartre selbst schrieb z.B. „Der Mensch ist dazu verurteilt, frei zu sein. Verurteilt, weil er sich nicht selbst erschaffen hat, und dennoch frei, weil er, einmal in die Welt geworfen, für all das verantwortlich ist, was er tut." Es gibt keinen Gott, der dem Menschen Antworten liefert, der Mensch muss seinem Leben selbst einen Sinn geben. In „Der Ekel" erlebt Sartres Protagonist eine Art Existenzerlebnis, er überschreitet die gewohnte äußere Hülle der Existenz und wird mit ihrem Kern konfrontiert. Die Existenz erscheint ihm negativ, sie ist überflüssig, er selbst ist überflüssig. Ist der Tod ein Ausweg? Nein, denn auch der Tod ist überflüssig. Der Schlüssel des empfundenen Ekels liegt in der Annahme der Absurdität, der sinnlosen Existenz. Der Ekel kann dadurch beherrscht werden. Absurd ist, was sich widerspricht, kontrovers ist und einen Zwiespalt erzeugt. Ein Nichts kann nicht vorhanden sein, die Existenz ist allgegenwärtig. Doch kann das Nichts wirklich ein erschreckender Gedanke sein?
Grundsätzlich verbindet der Mensch das Nichts mit dem Tod. Das Dasein ist endlich und ein Gedanke an ein Ende taucht auf. Mit der Konfrontation des Todes versucht sich der Mensch auszumalen, was danach passiert, folgt die Wiedergeburt, gibt es einen Himmel und vielleicht sogar eine Hölle? Ist es möglich, dass das Leben endgültig vorbei ist? Ein Gedanke an „Nichts" kann also durchaus erschreckend sein.
Doch auch Martin Heidegger hat sich vor Sartre schon mit dem Nichts beschäftigt, er stellt fest, dass der Gedanke an ein Nichts zwangsläufig ein Etwas voraussetzt. Warum beschäftigen sich Menschen dann überhaupt mit einem Nichts? Hat in dieser Welt nicht alles ein Gegenteil? Und ist Nichtsein, nichts nicht das Gegenteil des Daseins? Ein solcher Gedanke erscheint nicht abwegig. Doch wenn der Gedanke an den Tod und das Nichts schon erschreckend ist, ist der Gedanke an ein unsicheres, unbestimmtes Leben nicht viel erschreckender? Wenn der Mensch laut Sartre dem Leben erst einen Sinn geben muss, ist die erdrückende Sinnlosigkeit noch viel gewaltiger als ein Gedanke an das Nichts. Der Mensch ist ein Objekt der Sinnlosigkeit: Nichts als eine leere Hülle, die es zu füllen gilt. Erfahrungen werden gesammelt, Ängste verschwinden und neue entstehen. Der Horizont besitzt als äußerste Grenze den Tod. Doch immer wieder finden Menschen Wege ihre Grenzen und Ängste zu überwinden. Albert Camus, ein anderer französischer Existentialist, beschäftigt sich in seinem Hauptwerk „Der Mythos des Sisyphos" ebenfalls mit dem Absurden. Er fordert zuerst die Erkenntnis des Absurden, die Annahme und zum Schluss, dann die Revolte gegen das Absurde. Der Mensch muss sich gegen die Zwiespältigkeit seiner Existenz auflehnen. Er nimmt das Absurde an und revoltiert gleichzeitig gegen es. Das Nichts ist nur einer von vielen Gedanken, die dem Menschen Angst machen können, er selbst muss entscheiden, wie er mit den Konfliktsituationen einer Lebens umgeht. Camus schrieb in einem Roman später, dass jeder Mensch von einem bestimmten Alter an für sein Gesicht verantwortlich ist und dieser Aussage kann man und muss ihr sogar zustimmen. Vielleicht trifft der Mensch keine komplexen Entscheidungen zu Beginn seines Lebens, doch irgendwann muss er Entscheidungen treffen, seinem Leben Inhalt verschaffen und möglicherweise sogar Sinn. Die Angst vor dem Nichts ist dabei nur lähmend. Sie hindert den Menschen in seiner Selbstwerdung und ist unangebracht. Wenn die Existenz schon zufällig, sinnlos und überflüssig ist, ist es das Nichts dann nicht auch, zumal es noch schwerer zu begreifen scheint?
Das Nichts kann tatsächlich ein erschreckender Gedanke sein sein, vielleicht sogar der erschreckendste überhaupt, doch bei allem entscheidend ist der jeweilige Standpunkt des Individuums. Wer sich vor dem Leben fürchtet, wird sich vor dem Nichts vielleicht auch fürchten, aber wer stets versucht sich immer und immer wieder selbst einen Sinn zu setzen, muss sich auch nicht vor dem Gedanken eines Nichts und einem Ende erschrecken. So sehr der Mensch auch ein Objekt der Sinnlosigkeit ist, bedeutet dies nie, dass er verloren ist in der Entscheidungsvielfalt des Lebens und positive Dinge sind gleichermaßen greifbar.
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BLACK WHITE GRAY
PoesíaDie Welt ist nicht immer schwarz, nicht immer weiß, meistens ist sie grau und trotzdem erkennen wir sie nicht als solche. Öffne die Augen und du wirst sehen, wie wunderschön sie ist. Schwarz ist nicht immer schlecht, weiß nicht immer gut und grau ni...