Mensch und Tier

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Mein erster Essay für den Philosophieunterricht:

Generell betrachtet kann man der Annahme unterliegen, dass der Mensch nicht das einzige Lebewesen auf diesem Planeten ist. Soweit zumindest die Theorie. In der Realität zeigt sich allerdings ein anderes Bild. Wo früher noch vom „König der Tiere“ gesprochen wurde, blickt man heute auf eine Gesellschaft, in der es bald nicht mehr verwunderlich ist, wenn Kinder Tiere nur noch mit Käfigen assoziieren und fest überzeugt sind, dass diese Lebewesen doch niemals in freier Wildbahn gelebt haben können. Es ist schließlich selbstverständlich, dass der Mensch am oberen Ende der Nahrungskette steht und alle weiteren Lebewesen ihm untergeordnet sind. Doch sind Menschen und Tiere wirklich so unterschiedlich? Und was gibt dem Menschen das Recht sich über andere Lebensformen zu stellen?

Bei dem Gedanken an Tiere kommen einem sicher viele unterschiedliche Ideen, da wären Massentierhaltung, Folgen durch Umweltverschmutzung, Tierparks, Artenschutz von Tieren die kurz vor dem Aussterben stehen, Tierangriffe, Haustiere, das Fleisch auf dem Teller und die wage Erinnerung daran, dass Tiere diesen Planeten schon längst vor dem Menschen bevölkert haben. Vorausgesetzt jeder Mensch weiß, dass die Gattung der Tiere schon viel länger existiert, als die der Menschen, besteht dann überhaupt Interesse an dieser Tatsache? Wer fragt sich schon beim Verzehr von Schweinefleisch: „Schwein hättest du ohne mich ein besseres Leben geführt?“. Eine gar nicht so unberechtigte Frage bei dem Gedanken daran, dass jährlich weltweit für den menschlichen Verzehr etwa 45 Milliarden Tiere getötet werden. Wer nun behauptet: „Aber ich esse doch gar kein Fleisch!“ ist folglich also ein Befürworter für Schweineleben? Auch das wird so wahrscheinlich nicht zutreffen, denn nicht nur der Verzehr von Fleisch ordnet uns den Tieren über. Unsere bloße Existenz reicht dafür aus und Zweifel daran bestehen wenig. Wer keine Tiere isst, hat sicher andere Verwendungszwecke für sie, sei es auch nur in Form von Kleidung. Der Mensch ist angewiesen auf das Leben der Tiere, nur sind die Tiere nicht auf den Menschen angewiesen. Ihrem ursprünglichen Lebensraum beraubt, führen sie ein Leben in Gefangenschaft oder im Schmutz und Elend der Gesellschaft. Der Sinn ihrer Existenz liegt für viele nur in ihrem Nutzen. Sobald sie keinen Nutzen mehr haben oder eine Gefahr darstellen, werden sie von den Menschen getötet, verdrängt und im besten Fall sich selbst überlassen. Doch wie leben an einem Ort, der nicht mehr in seiner Ursprünglichkeit erhalten ist, ein Ort der so lebensfeindlich ist wie der Meeresboden oder das ewige Eis. Und auch dort ist unbeachtetes Leben nicht länger möglich. Wenn es einen Ort gibt, den der Mensch noch nicht kennt, wird solange gesucht, bis auch dieser gefunden ist. Statt das Leben der anderen aufrecht zu erhalten, mischt sich der Mensch auch in dieses ein und beginnt kontinuierlich es zu zerstören. Würden Mensch und Tier gleich sein, hätten die Tiere sich längst in einer Weise gegen ihre Unterdrückung gewehrt, die die Menschheit vernichten würde. Aber auch die größten Qualen die ihnen angetan werden, haben eine solche Reaktion noch nicht veranlasst. Möglicherweise ist den Tieren nicht klar, was um sie herum passiert, zu wünschen sei es ihnen, oder es interessiert sie nicht, vielleicht nehmen sie aber auch bewusst war, was der Mensch mit seinem und ihrem Lebensraum anrichtet und warten nur darauf, dass er sich ganz eigenständig ohne ihr Zutun vernichtet und sie weiterleben werden wie zuvor. Was zählen die glorreichen Errungenschaften des Menschen schon bei dem Gedanken daran, dass seine Lebensdauer auf der Erde nur befristet ist und er es nicht einmal schafft sein eigenes Überleben zu sichern. Was nützen Tierschutzkampagnen um das Überleben der anderen zu sichern, wenn das eigene sich in Gefahr befindet? Warum die Konzentration auf andere Arten richten und nicht auf die eigene? Kann es denn so schwer sein, eine Gemeinschaft aus Individuen zu bilden, ohne dass sich diese vernichten und damit gleichzeitig alles andere? Wieso schaffen es denn die Tiere seit Millionen von Jahren zu überleben, sich weiterzuentwickeln aber trotzdem den Planeten zu bevölkern? Die allgemeine Antwort auf diese Fragen liegt wohl im Unterschied, der zwischen Tieren und Menschen besteht. Wie viele Gemeinsamkeiten man auch zwischen Mensch und Tier erkennen mag, lässt sich nicht bestreiten, dass es sich nicht um dieselben Lebewesen handelt und damit auch um unterschiedliche Lebensweisen. So sehr der Mensch auch versucht, sich über die Tiere zu stellen und sich diesen überzuordnen, wird es fortwährend Punkte geben, in denen die Tiere dem Menschen überlegen sind. Während der Mensch konsequent immer mehr fordert und dabei auch immer mehr zerstört, leben die Tiere weiter so wie sie sind. Bei ihnen findet ein Anpassungsprozess statt, Anpassung an eine vom Menschen veränderte Welt, die jedoch nicht von ihm alleine belebt wird. Scheitert ihre Anpassung, dann nur auf Grund des Menschen. Es besteht keine Möglichkeit einander auszuweichen, dafür ist nicht genügend Platz vorhanden. Nun woher soll genügend Platz für alle kommen, wenn alles immer größer wird? Sich stetig alles in schnellerer Zeit verändert, ja sogar die Zeit schneller zu vergehen scheint und Anpassung kaum noch möglich ist. Wenn der Platz schon nicht für eine Art reicht, wie soll er dann für alle reichen? Wenn es heißt „ Tiere sind keine Sachen. Sie werden durch besondere Gesetze geschützt.“, warum werden sie dann so behandelt? Wieso haben sie so wenig Rechte? Eine Gleichstellung mit dem Menschen ist nicht zu erwarten, aber warum nicht das Leben der anderen achten und sie weder in Gefangenschaft halten, sie quälen, sie töten und ihren Lebensraum zerstören? Wenn der Mensch sich für so überlegen hält, warum schafft er es dann nicht wenigstens die anderen Arten leben zu lassen, wenn er schon bei der eigenen versagt? Hat er in all den tausenden von Jahren in denen er nun schon lebt, wirklich so wenig dazu gelernt? Fand nicht nur eine Verschiebung der Probleme statt und „wurde der Mensch durch die Zivilisation, wo nicht noch blutrünstiger, so doch blutrünstig auf eine üblere, gemeinere Art. „Gefangen in einem System, dass aus immer extremeren Gegensätzlichkeiten besteht, erscheint der Glaube an mehr Rechte für Tiere geradezu lächerlich. Behauptet man „Das Individuum kann nichts und vermag dennoch alles.“, worin soll dann dieses alles bestehen? Besteht die Zukunft des Menschen in einem Glauben von allem oder nichts? Existiert nicht auch eine Möglichkeit dazwischen, die Möglichkeit mit anderen auf diesem Planeten zu leben ohne entweder der Gewinner oder der Verlierer zu sein? Liegt der Schlüssel aller Probleme vielleicht in dem zu viel wissen und kaum noch vorhandener Unkenntnis? Der wachsende Fortschritt sorgt dafür, dass die Menschen sich immer weiter von ihrem Ursprung entfernen und gleichzeitig voneinander. Je mehr Individualität angestrebt wird desto mehr Gemeinschaft geht auch verloren. Beides ist aber wichtig für den Menschen und auf keines kann er verzichten. Die Individualität kann nicht ohne die Gemeinschaft existieren und die Gemeinschaft nicht ohne die Individualität. Es würde nur noch den Unterschied an für sich oder die Gleichartigkeit geben. Nun ist der Mensch aber für kein Idealbild geschaffen, sondern zeichnet sich gerade dadurch aus, dass er Individualität bewahrt und trotzdem in der Lage ist zusammen zu leben. Trotzdem findet eine Entwicklung statt, die weder Individualität noch Gemeinschaft möglich macht. Schreitet diese negative Entwicklung nun fort, zeichnet sich der Mensch bald nur noch durch seine Unfähigkeit aus. Wirft man hingegen einen Blick auf das Reich der Tiere ist ein solches System nicht erdenkbar. Die meisten Tiere und auch die Menschen sind aufeinander angewiesen und ohne eine Gemeinschaft scheinen sie nicht überlebensfähig zu sein. Doch ist ein instabiles System auf Seiten der Tiere nicht erkennbar. Gerade die Unterschiede zwischen Tieren und Menschen scheinen dem Menschen gedanklich das Recht einzuräumen sich über andere Lebensformen stellen zu dürfen, doch bleibt es fraglich ob nicht auch Tiere mehr Rechte haben sollten. Schon immer hat sich der Mensch den Tieren übergeordnet und auch zukünftig erscheint der Gedanke einer Veränderung abwegig. Selbst wenn den Tieren mehr Rechte eingeräumt würden und es möglich wäre ihn eine höhere Stellung in der Gesellschaft zu verschaffen, würden dieselben Probleme nicht weiter bestehen? Nur weil Menschen einander nicht töten sollen, hält sie trotzdem nichts davon ab. Tiere müssten den Menschen übergeordnet werden, damit sie nicht zu deren Opfern werden und auch dies bedeutet keine Gleichstellung. Sollte es den zukünftigen Generationen der Menschen gelingen einander mehr zu achten, besteht auch für die Tiere eine Chance auf Integration im Lebensraum. Bis dahin bleiben sie Betroffene in einer Welt, die von krampfhafter Selbsterhaltung und Missständen geprägt ist und in der den schönen Dingen viel zu wenig Beachtung geschenkt wird.

Letztendlich lässt sich zwar eindeutig beantworten, dass Menschen und Tiere unterschiedlich sind, doch nicht worin dabei die klaren Vor- und Nachteile liegen, falls es solche gibt. Noch weniger lässt sich klären, ob der Mensch das Recht besitzt sich über die Tiere zu stellen. Er tut es und ob eine Veränderung in seiner Denkweise stattfinden wird, lässt sich noch nicht sagen. Für alle Beteiligten wäre es wünschenswert zukünftig einen besseren Weg der Koexistenz zu finden, ob dieser nun durch Unkenntnis bestimmt wird oder durch eine klügere Erkenntnis, die ein gemeinsames Überleben möglich macht.

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