Probleme

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Die besten Werke stammen immer von den Menschen mit den größten Problemen. Scheinbar sind es genau diese Probleme, die ein Werk so außergewöhnlich und einzigartig machen, sodass es Menschen verändert und Generationen später noch gelesen wird. Doch die Zeit der wichtigen Problemen ist längst vergangen und der Fokus der Gegenwart, liegt auf vielen kleinen Problemen, die zu meist auch nur das eigene Leben betreffen. Globale Probleme gibt es so unermesslich viele, dass niemand sie zu verändern vermag. Sie stehen außerhalb jeder Relation und betreffen zwar die gesamte Menschheit und trotzdem fehlt ihnen die Verbindung zum Individuum. Diese fehlende Verbindung vertieft sich immer fortlaufend, sodass die Probleme weiter wachsen und an Überhand gewinnen. Unterdrückt vom Leid des Lebens, scheint es völlig irrsinnig sich noch über die globalen Probleme Gedanken zu machen. Schon die kleinen Probleme des Lebens erscheinen unlösbar und die Großen sind noch weniger erreichbar. Es fehlen die Ansätze, die ein Gelingen ermöglichen. Die Menschheit hat verlernt sich selbst zu helfen, sich selber aufzulehnen und Zustände zu verändern. Was früher einst möglich war, ist heute nicht mal mehr ein Traum. Niemand glaubt mehr daran, dass diese Veränderungen noch möglich sind und so wird auch niemand mehr den Versuch wagen. Eine einzelne Person vermag niemals die Welt zu verändern, doch eine einzelne Stimme kann Menschen verändern und ihnen andere Wege zeigen. Jemand muss den Schritt wagen und seine Stimme über die anderen erheben. Die die Veränderungen zu bewirken vermögen, hören eine solche Stimme nicht und denen, die der Stimme zuhören, wird zu wenig Gehör geschenkt. Zu groß ist der Unterschied zwischen den Menschen geworden, zu groß die Kluft zwischen allem. Wer diese Kluft zu verkleinern vermag, verdient es Gehör zu finden. Die Vergangenheit hat uns gezeigt, wie wichtig einzelne Stimmen waren, oft reichte eine einzelne aus, um einen Anfang zu starten und noch öfter reichte die Stimme auch nicht dafür. Doch würde niemand mehr eine Stimme erklingen lassen, würde die Möglichkeit einer Veränderung für immer aufhören zu existieren. Wenn dieses bisschen Hoffnung der Menschheit genommen wird, gibt es für niemanden eine Zukunft. So unwahrscheinlich die Hoffnung auch erscheinen mag für Außenstehende, so sehr beschützt sie den Betroffenen und hilft ihm weiter. Eine zerstörte Hoffnung ist immer noch mehr wert als eine, die niemals existierte. Und auch wenn keine Hoffnung mehr da ist, muss nicht alles zwangsläufig verloren sein. Auch in den Momenten der absoluten Hoffnungslosigkeit besteht noch die Chance auf etwas unerwartetes, das alles verändert. Dies betrifft nicht nur die Momente, die charakteristisch eher negativ geprägt sind, sondern auch alle schönen Momente. So vieles ist trotz aller Versuche nicht planbar und die schönsten Momente können völlig unerwartet entstehen. Ein Leben völlig der Planung zu überlassen, ist Irrsinn und trotzdem begehen so viele Menschen diesen Fehler und schaffen sich damit ihre eigenen Festungen der Probleme, die niemand einzureißen vermag. Man sagt Menschen wachsen an ihren Fehlern, Probleme zählen zu diesen. Doch noch viel häufiger scheitert der Mensch an seinen Fehlern, zeigt zu wenig Einsicht oder leugnet seine Unvollkommenheit schlichtweg. Doch Fehler passieren ununterbrochen, es vergeht kein Moment in dem nicht ein Fehler begangen wird. Niemand vermag es alle Entscheidungen richtig zu treffen, immer perfekt zu sein und die eigenen Bedürfnisse als zweitrangig anzuerkennen. Die Spezies Mensch ist vollkommen in ihrer Unvollkommenheit. Je mehr die Utopie angestrebt wird, desto mehr Fehler werden geschehen. Zu wenige aber erkennen diese Fehler und die Mehrheit akzeptiert alles stillschweigend. Die Revolte des Menschen kam zum Erliegen, alles was noch da ist, ist nichts anderes als ein Zustand völliger Gleichgültigkeit gegenüber allem. Bestenfalls herrscht ein Interesse am Wohlergehen der Familie und nahestehenden Freunden, doch primär existiert lediglich ein fester Glaube an die eigene Perfektion und an die Selbsterhaltung. In seiner Ellbogenhaltung wird der Mensch sich eines Tages selbst erschlagen. Nur er selbst kann sich den Weg aus dieser Bredouille ebnen, doch zeigt er wenig Interesse daran. Zu sehr kämpft er mit den eigenen Problemen und zu wenig Aufmerksamkeit schenkt er denen seiner Gesellschaft. Ein Käfig der Selbsterhaltung hält ihn gefangen und den Schlüssel hat er noch nie zu vor gesehen. Würde er nun also in der Lage sein, seine eigenen Probleme zu lösen, garantiert das noch längst nicht den Fortschritt an höheren Schwierigkeiten der Gesellschaft. Viel eher lässt sich nach dem Gelingen damit rechnen, dass er sich von nun an noch intensiver mit sich selbst beschäftigt, da er jetzt frei von Sorgen sein Leben genießen kann. Nichts gibt ihm einen Grund dafür die zu unterstützen, die noch Hilfe benötigen. Zu wenig betreffen ihn deren Sorgen und der Eigenprofit verläuft gegen null. Ein neuer Anstoß zu einer Revolte fehlt. Eine erneute Revolte des Menschen würde der jetzigen Situation Abhilfe schaffen. Doch wer nun könnte die neue Revolte starten? Wer wäre in der Lage sich über alle zu stellen und jeden Menschen dieser Welt zu ergreifen?

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