Kapitel 2 (Blakes POV)

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Meine Augen öffneten sich träge und ich sah blinzelnd in die helle Sonne. Wieder war ein Tag vergangen in dieser Hölle, in die mich diese Bastarde vor drei Jahren gesteckt hatten. Immerhin hatte ich es bis in dieses kleine Kaff geschafft. Zugegeben, es war wirklich schön hier und ganz anders als die gewöhnlichen amerikanischen Großstädte, aber es machte mein Leben auch nicht besser. Die Einzige, die mir dabei helfen konnte, war Claire Malcom. Sie war eine mächtige Magierin und enge Freundin meiner Mutter gewesen, bevor sie vor 25 Jahren verschwunden war. Genervt setzte ich mich auf und sah in den leicht gefrorenen See. Drei Jahre hatte es gedauert um ihre Magie hier ausfindig zu machen, dabei war sie kaum noch zu spüren. Langsam gingen mir die Optionen aus, aber aufgeben kam nicht in Frage. Unter keinen Umständen. Dieser Fluch war zwar Scheiße, aber ich war noch am Leben. Mehr oder weniger. Ich musste nicht essen, nicht trinken, nicht auf die Toilette gehen oder andere Dinge machen. Mein Körper hatte sich in den drei Jahren nicht verändert und auch die Kälte machte mir nichts aus. Obwohl sie mir auch vor dem Fluch nichts ausgemacht hätte. Es gab nur eine Sache, die mich davon abhielt vollkommen durchzudrehen und das waren die Nächte. Wenn ich meine Kleine im Arm hielt und mein Kopf endlich etwas Ruhe hatte. Sie war ein Segen in dieser verdammten Hölle, in der ich mich befand. Zehn von diesen Bastarden hat es gebraucht, um mich zu verfluchen, und nur, weil sie mich nicht töten konnten. Schwache, feige Mistkerle. Wenn ich damals nicht gezögert und sie einfach alle vernichtet hätte, wäre ich jetzt nicht hier. Aber sie würden nicht einfach davon kommen. Sie würden dafür büßen, was sie mir und meiner Familie angetan hatten. Jeder Einzelne von ihnen. Dafür musste ich wieder der werden, der ich vor diesem Fluch gewesen war und nicht diese machtlose Version von mir selbst. Ich streckte meine Arme und stand auf. Auch wenn ich nicht trainieren musste, half mir die Routine, nicht den Verstand zu verlieren. Also begann ich mit einem schnellen Lauf um den See. Es war immer wieder spannend, die Touristen hier zu beobachten, zu denen ich wohl auch gehörte. Viele von ihnen waren Sportler, aber manchmal verirrte sich das eine oder andere Paar hierher und genoss den Anblick des Sternenhimmels. Ich hatte nie solche Momente gehabt. Meine Ausbildung zum Magier war immer wichtiger gewesen als mein Liebesleben. Es war nicht so, dass ich keine Frauen in meinem Leben gehabt hatte, davon gab es früher zu genüge, aber eine Beziehung war nie eine Option gewesen. Der Fokus lag auf dem Schutz der Nicht-Magier vor den Dunklen Geistern. Ich hatte meine Arbeit immer perfekt erledigt und was hatte es mir gebracht? Nichts weiter als Verrat. Meine Hände ballten sich zu Fäusten, während ich mein Tempo beschleunigte. Die Verräter würden sterben und ich würde dafür sorgen, dass meine Blutlinie weitergeführt wurde. Wenn sie gedacht hätten, sie hätten die Stuarts alle ausgelöscht, dann hatten sie sich geirrt. Meinen Clan und unsere Magie gab es bereits, bevor auch nur eine der anderen Familien existiert hatten. Mit Ausnahme der Familie Malcolm. Deshalb musste ich Claire unbedingt finden. Sie hatte schon damals über unglaubliches Wissen verfügt und war die einzige Person, deren Macht an meine rankam. Wenn sie mir nicht half, hatte ich keinen weiteren Plan. Schneller als gestern errichte ich wieder meinen Schlafplatz und begann Liegestütze zu machen. Am liebsten hätte ich Sportkleidung angezogen, den die Jeans war nicht unbedingt bequem, aber das war keine Option. Wenigstens schwitzte ich nicht, schließlich konnte ich auch nicht duschen. Nichts konnte mich berühren, nicht einmal Wasser. Es wurde Zeit, dass es sich änderte. Ich stand auf und streckte mich. Obwohl diese Stadt klein war, dauerte es Tage, bis ich jeden Ort, an dem ein Teil von Clairs Magie zu spüren war, abgesucht hatte. Ich konnte einfach nicht verstehen, warum es keinen Platz gab, an dem die Magie auch nur ein wenig stärker war. Es konnte doch nicht sein, dass sie sich nirgends länger aufhielt. Die verschiedenen Cafés, Restaurants, Bibliotheken, Einkaufszentren und Parks in dieser Gegend hatten nichts ergeben. Heute würde ich mich auf den Weg zum Krankenhaus machen. Da es hier keine gewöhnlichen Arztpraxen gab, wäre es eine Möglichkeit, dass sie sich dort aufgehalten hatte. Schließlich wurden selbst wir mal krank. Es würde kein langer Weg werden und wenn die Klinik mir keine Hinweise bringen würde, wären meine nächsten Anlaufstellen die Häuser. Es würde lange dauern, jedes davon abzusuchen, aber ich hatte schließlich genug Zeit dafür. Irgendwo musste sie sein und ich würde sie finden. Langsam machte ich mich auf den Weg zum Krankenhaus, während ich den Wald um mich herum genau im Blick behielt. Hier gab es zwar niemanden, der mir gefährlich werden konnte, aber man konnte nie vorsichtig genug sein. Ein verliebtes Paar lief an mir vorbei und der Mann ging direkt durch mich durch. Ich hätte ausweichen können, aber die Mühe war es mir nicht wert. Weder er noch ich spürten etwas dabei. Für ihn war ich unsichtbar, nichts weiter als ein Geist. Erst jetzt konnte ich verstehen, wie Scheiße das Leben nach dem Tod sein würde. Alleine in einer Welt voller Menschen die einen nicht sehen können. An sich war es die Ironie des Schicksals. Früher hatte mich in der Aufmerksamkeit der anderen Menschen gesonnt und sie genossen. Ich sah gut aus, da würde ich nicht bescheiden sein, denn es war ein Fakt. Ab und zu hatte ich Modelanträge angenommen und die Frauen hatten Schlange gestanden, um Sex mit mir zu haben. Und jetzt konnte mich niemand auch nur ansehen. Was für ein Scheiß. Aber mein Körper wollte gerade ohnehin nur eine einzige Frau und ich wusste nicht einmal wie ihr Gesicht aussah. Dafür wusste ich aber, wie sie duftete, welche leisen Geräusche sie im Schlaf machte und wie sie meine Nähe suchte, indem sie sich stärker an mich drückte. Das Schicksal konnte so grausam sein. Sobald ich die kleinen Bastarde getötet hatte, würde ich sie finden und so lange ficken, bis wir beide nicht mehr laufen könnten. Eine Woche lang, vielleicht zwei. Oder auch Monate, wer wusste schon, wie lange mein Körper sie haben wollen würde. Meine erste Suche galt aber zuerst Claire Malcom. Der Parkplatz des Krankenhauses war verlassen und ich stellte mich vor das Gebäude und sah hoch zum Himmel. Die Gabe, die ich vom Clan der Stuarts bekommen hatte, waren meine blauen Augen. Durch sie konnte ich die Magie um mich herum glasklar erkennen und ihre Bewegung voraussehen. Oder auch sehen, ob es an einem Ort Magie gegeben hatte. Oft reichte es auch einfach, auf mein Gefühl zu hören. Jetzt musste ich darauf zurückgreifen, da der Fluch meine Magie gravierend einschränkte. Doch da ich über zwanzig Jahre darauf trainiert wurde Magie aufzuspüren, klappte es auch so. Hier war die Kraft tatsächlich stärker als an den bisherigen Orten. Sie war also tatsächlich hier gewesen und das nicht nur einmal. Ich hörte schnelle Schritte, die über den Parkplatz liefen, und eigentlich hätte ich dem nicht einmal einen Funken meiner Aufmerksamkeit geschenkt, aber irgendetwas brachte mich dazu, in die Richtung der Person zu sehen. Es war eine junge Frau. Sie trug einen schwarze Jacke und darunter konnte ich die blaue Hose der Krankenschwestern hier erkennen. Sie war also eine der Mitarbeiterinnen. Die neue Schicht fing also an. Die Frau hatte zwar keine Modelmaße, war aber auf ihre Art recht hübsch. Auf jeden Fall sah ihr Arsch gut aus, selbst in dieser unförmigen Kleidung. Sie hatte ihre dunklen braunen Haare zu einem hohen Zopf zusammengebunden und ich konnte sehen, wie bleich sie war. Auch die Ringe unter ihren Augen zeigten, dass ihr dringend etwas Schlaf gut tun würde. Aber so war das Leben von Krankenhauspersonal. Sie hatte ihren Kopf in meine Richtung gedreht, was mich in meiner Musterung innehalten ließ. Ich richtete meinen Blick auf ihre Augen und sah direkt in ihre honigfarbenen.Konnte das sein? Konnte sie mich tatsächlich sehen? Meine Augen weiteten sich leicht und ihre taten es mir nach, bevor sie schnell wieder wegsah. Sie hatte mich gesehen, daran bestand kein Zweifel. Sie beschleunigte ihre Schritte und verschwand im Gebäude. Nach vielen Jahren bildete sich endlich wieder ein leichtes Lächeln auf meinen Lippen. Das änderte meinen Plan. Vielleicht brauchte ich Clair doch nicht. Diese Frau konnte mich sehen und ich würde keinen weiteren Tag mehr damit verbringen alleine zu sein. Wenn sie dachte, sie könnte einfach vor mir weglaufen, dann hatte sie sich gravierend geirrt. Mich würde sie nicht mehr so schnell loswerden.

THE CONTRACT - Du Gehörst MirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt